Pyramid Peak in Iserlohn

Pyramid Peak in der Dechenhöhle am 20.10.2001

Infos zur Dechenhöhle unter (www.dechenhoehle.de)

 

Elektronische Musik geht vielen von uns Fans unter die Haut, doch diesmal ging sie auch unter die Erde. Der Grund: Das Leverkusener Trio Pyramid Peak verschlug es an den Rand des Sauerlandes in eine Tropfsteinhöhle.

         

Die Newcomer des Jahres 1999, die mit ihrem 99‘er Album Ocean Drive in der Szene für Furore sorgten, hatten sich für ein Konzert am 20.10.2001 die Dechenhöhle in Iserlohn ausgesucht. Nach 1995, als der Iserlohner Rudolf Heimann bereits ein Elektronikkonzert "unter Tage" in der Dechenhöhle absolvierte, bildeten die Tropfsteine ein zweites Mal die Kulisse für einen Event mit Elektronikmusik.

Pyramid Peak, das sind Axel Stupplich, Andreas Morsch und Uwe Denzer, hatten für dieses Konzert neue Musik komponiert, die von zwei bekannten Stücken (Distance vom Album Random Events und Tiefschlaf von Fish’n Love) ergänzt wurden. Hier die komplette Trackliste:

Set 1

1. Underworld Part 1
2. Distance

Set 2

3. Underworld Part 2
4. Tiefschlaf
5. Underworld Part 3
6. History

         

In gut 120 Metern Entfernung vom Haupteingang und ca. 30 Meter unter der Erde hatten die drei ihre Instrumente in einer Höhlennische mit dem Namen Kanzelgrotte aufgebaut. Für das Publikum waren ca. 60 Stühle aufgestellt. Allerdings übertraf die Resonanz doch die Erwartungen der Band bei weitem. Während der Pause erklärte Axel, dass man mit nur ca. 50 Zuschauern gerechnet habe, was ja auch vor dem Hintergrund des momentanen Zuschauerschwundes bei Elektronikkonzerten nicht unbegründet war. Es kamen jedoch gut 110 Besucher, die diesem außergewöhnlichen Konzert beiwohnten. Und nicht nur Zuschauer aus der näheren Umgebung waren der Einladung gefolgt, auch einige bekannte Gesichter aus der Szene wurden gesichtet.

         

Mit einer kurzen Verspätung von ungefähr 15 Minuten, die aufgrund des Soundchecks zurückzuführen ist (kann man aufgrund der "klammen Verhältnisse" in der Höhle schon verstehen), begann das Konzert gegen ca. 20.15 Uhr. Pyramid Peak spielten zwei Sets, die durch eine Pause voneinander getrennt waren, in der sich die Anwesenden an heißem Tee etwas aufwärmen oder mit den Musikern sprechen konnten. Wer noch keine Silberscheibe der "Pyramidenspitze" sein eigen nannte, konnte hier die letzten drei Veröffentlichungen im Halbdunkel der Höhle erwerben.

Nach der Ansage des Veranstalters standen die drei hinter ihren Instrumenten auf. Sie hatten sich unbemerkt dort vor Beginn der Veranstaltung platziert. Alle drei waren in schwarze Kutten gehüllt, die etwas mystisches ausstrahlten. Auf den Umhängen befanden sich auf Brusthöhe jeweils ein farbiger Kreis und ein Dreieck. Das Outfit erinnerte an Mönche oder Sektenmitglieder. Diese Kostümierung passte gut zum Gesamtbild und verstärkte die Mystik dieses Events.

Set 1 war geprägt von dem sehr langen Titel Underworld Part 1. Neben lang gezogenen Rhythmuspassagen und Sounds bzw. Geräuschen, die gut in das Ambiente der Tropfsteinhöhle passten, verwendeten die drei auch mehrfach Sprachsamples in ihren neuen Stücken. Insgesamt waren die neuen Stücke nicht so melodiös, wie man es von ihren letzten Veröffentlichungen her kennt. Am eingängigsten war Distance vom Album Random Events.

         

Die einzelnen Titel bauten sich langsam auf, Passagen entwickelten sich behutsam und kamen so auf eine Spieldauer jenseits der 10 Minutengrenze. Einziger Kritikpunkt, wenn es denn einen gibt, war, dass den Stücken meines Erachtens der letzte Kick fehlte. An einigen Stellen wartete ich förmlich auf die ein oder andere Melodie, die dann leider nicht kam. Ich muss aber gestehen, dass sie die Atmosphäre mit ihrer Musik gut umgesetzt haben. Wer wissen möchte, wie sich die Musikstil der neuen Stücke gestaltete, der höre ganz einfach in den Titel Tiefschlaf hinein, der sich gut ins Gesamtwerk einfügte. Axel & Co. hatten alle Stücke miteinander verbunden, so das der Übergang zwischen den einzelnen Titeln nicht zu erkennen war.

Optisch wurde die Musik durch mehrere bunte Scheinwerfer unterstützt, die den Hintergrund und die Höhlendecke im Rhythmus anstrahlten. Besonders gefallen hat mir der Effekt im Part 1 von Underworld, in dem der Herzschlagrhythmus durch einen roten Spot, der an die Deckenwand geworfen wurde, den Eindruck erweckte, als sei die Höhle lebendig.


Verkaufsstand in der Höhle

Leider wies Axel zum Ende des ca. 90minütigen Konzertes darauf hin, dass eine von den Zuschauern geforderte Zugabe nicht mehr möglich sei. Die Musiker befanden sich bereits seit Stunden in der recht kühlen Höhle und hatten bereits klamme Finger. Nach gut zwei Stunden in der Höhle stellten sich auch bei uns Besuchern einige Kälteerscheinungen an Nasen, Händen, Knien oder andere Körperteile ein. Dazu kam natürlich, dass die Feuchtigkeit nicht unbedingt gut für das Equipment war. So verließen die Zuschauer dann gutgelaunt gegen 22.00 Uhr diesen außergewöhnlichen Konzertsaal und traten wieder an die Erdoberfläche.

Man kann nur hoffen, dass derartige Konzerte kein Einzelfall sind, denn Elektronikmusik in ungewohnter Umgebung hat schon was.

 

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