Thorsten „Q“ Quaeschning und seine Band
Picture Palace Music machten auf ihrer „Synths Don’t Lie-Tour 2013“ auch
Halt in der Paulus Kirche in Dortmund. Der musikalische Abend stand ganz
unter dem Motto „Indulging The Mode“ und dieser Titel gab schon einen
Hinweis darauf, dass die Musiker nicht nur ihre eigene Musik spielen sondern
auch ein Tribute an die große Electropop-Band Depeche Mode präsentieren
würden.
Die Paulus Kirche war ein sehr würdiger
und akustisch guter Raum für das Konzert von Picture Palace Music. Das
evangelische Gotteshaus ist schon seit langer Zeit ein Ort der Begegnung,
der über reine Gottesdienste hinausgeht. So finden dort zahlreiche Konzerte,
Podiumsdiskussionen und gar Filmvorführungen statt (zuletzt der Dortmunder
Tatort der ARD). Der Altarraum bot viel Platz für die Musiker und Sitzlätze
in den Bänken waren zahlreich für die Zuschauer vorhanden. Auch für das
leibliche Wohl war gesorgt und Toiletten waren ebenso für die Besucher
zugänglich. Das machte die Veranstaltung für Musiker und Gäste gleichermaßen
sehr angenehm.
Einzige feste Komponente bei Picture
Palace Music ist Thorsten „Q“ Quaeschning, denn die Besetzung der Band
wechselt er schon mal durch. So waren an diesem Abend neben Thorsten
(Synthesizer, Gesang) folgende Musiker mit auf der Bühne: Sebastian Sadowski
(Synthesizer), Chris Hausl (Gesang), Frank Ebeling (Gitarre), Andreas Scherer
(Schlagzeug) und Mirko Rizzello (Schlagzeug). Einige der Musiker kennen sich
schon viele Jahre aus einer Band mit dem Namen Minory, die zu Schulzeiten
entstanden war. Eher durch Zufall trafen sie sich wieder und so entstand die
Idee zur Zusammenarbeit. Jürgen Heidemann sollte eigentlich auch noch die
Band am Bass unterstützen, musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen.
Dadurch fehlte zwar an einigen Stellen noch ein weiterer Rhythmusgeber, was
aber insgesamt nicht negativ zu Buche schlug.
Das Konzert bestand aus zwei Teilen, bei
denen der Erste (gut 80 Minuten) aus eigenen Stücken zusammengestellt war,
die zum größten Teil von den bisherigen Veröffentlichungen der Band bestand,
aber teilweise umarrangiert waren und durch den Sänger Chris Hausl anders
gesungen wurden. Daneben gab es auch noch unveröffentlichtes Material, das
auf dem nächsten Studioalbum erscheinen soll. Der zweite mehr als 40minütige
Teil war dann Stücken von Depeche Mode vorbehalten.
Thorsten riss an diesem Abend wieder
sämtliche musikalische Mauern ein und spielt nicht nur elektronische Musik –
so wie er es bei Tangerine Dream gewohnt ist – sondern vermischte diesen
Musikstil mit Rock- und Electropop-Elementen. Daraus entstand mal wieder
etwas völlig Neues und doch so typisches für Picture Palace Music. Und genau
das macht die Band aus. Vor allem live sind die Jungs – egal in welcher
Besetzung – einfach eine Bank.
Los ging es zunächst mit zwei Stücken des
Albums „Natatorium“ (mein Lieblingsalbum der Band). Mit „Drown Moon And
Eleven Suns” startete Thorsten zunächst nur von Sebastian Sadowski (Synthsizer)
begleitet noch etwas verhalten und ruhig in das Set. Doch schon im zweiten
Stück „Moon Dial” vervollständigte sich das Bild auf der Bühne und die
weiteren Musiker kamen hinzu und sorgten jetzt schon für einen rockigeren
Anstrich. Vor allem die beiden Drummer (hier werden E-Drums und akustisches
Schlagzeug sehr gut miteinander verbunden – ähnlich wie es auch bei Schiller
der Fall ist) sorgten für den nötigen Rhythmusunterbau, der den Stücken live
so unglaublich viel Kraft und Dynamik verleiht. Und die Version von „Moon
Dial“ war wirklich umwerfend, denn Thorsten schien sich, je länger dieses
Stück andauerte, förmlich in Ekstase zu spielen, während nach und nach seine
Kollegen mit einstiegen. Schon hier blitzten auch einige Sounds durch die
ansatzweise an Depeche Mode erinnerten.
Das Set war gut zusammengestellt, denn
Picture Palace Music boten hauptsächlich sehr rhythmische Stücke und bauten
oft Gesang mit ein, was den rockigen Ansatz unterstrich. Dazu hatte die Band
auch wieder auf der rückwärtigen Leinwand Filmmaterial laufen, was den
einzelnen Stücken atmosphärisch entgegenkam. Auch farbiges Licht, Nebel und
ein Laser (letzterer kam aber leider nicht so zur Geltung) sorgten für die
visuelle Unterstützung. Das Publikum, das aus Fans der Elektronikmusik aber
auch aus dem Lager von Depeche Mode kam, war vom ersten Teil des Konzertes
begeistert und entließ die Band unter großem Applaus in die Pause.
Im zweiten Teil wurden jetzt Depeche
Mode-Stücke zum Besten gegeben. Allerdings brannte die Band kein Feuerwerk
der bekanntesten und erfolgreichsten Stücke der Briten ab, sondern spielte
so manches Stück, das sich eher auf den Alben der Electro-Popband befindet.
Los ging es mit dem Instrumental „Pimpf“. Schnell zeigte sich, dass Picture
Palace Music die Stücke ebenfalls in einer sehr rockigen Variante arrangiert
hatten, ohne den elektronischen Part zu vernachlässigen. Das machte aus den
Stücken aber kein reines Nachspielen, sondern brachte eine ganz persönliche
Note mit ins Spiel, ohne das die Musiker den Spirit der Stücke veränderten.
Songs wie „Strange Love“, „Stripped“ oder
„Black Celebration“ sorgten für ausgelassene Stimmung. Das machte wirklich
eine Menge Spaß. Der Clou war aber der Zugabenteil. Diesen bestritt Thorsten
Quaeschning zunächst allein am Piano. Hier spielte er – wie ein Pianist in
einer Hotelhalle – das Stück „Enjoy The Silence“ in das er kurzerhand eine
längere Passage von Rio Reisers „Junimond“ einbaute. Das sorgte für
Gänsehaut pur. In dieses Stück stieg dann auch noch Chris Hausl ein, der
sich mit Thorsten ein gesangliches Duett lieferte. Den Abschluss bildete
dann nochmals ein rockiges „Never Let Me Down Again“.
Es war ein klasse Konzert von Picture
Palace Music, das einfach nur Spaß machte. Die Kombination aus eigenen
Stücken und Songs von Depeche Mode (letztere spielt die Band nicht oft) war
äußerst gelungen und bot für die unterschiedlichsten Geschmäcker das
Richtige. Ich bleibe dabei, dass die Band eigentlich auf die großen Bühnen
gehört. Wer also die Möglichkeit hat, diese Formation live zu sehen, der
sollte das nicht verpassen.