Picture Palace Music - E-Day 2012

 Picture Palace Music
(E-Day, Oirschot - NL - 28.04.2012)


    

Der absolute Top-Act des Tages war dann die deutsche Formation Picture Palace Music um Mastermind Thorsten Quaeschning. Sie stellten an diesem Abend unter Beweis, dass sie zurecht zum zweiten Mal nacheinander den ersten Platz in der Kategorie „Bester Act international” beim deutschen Schallwelle-Preis belegt haben. In ihrem Set ließen sie mal wieder die Grenzen zwischen Elektronik- und Rockmusik mühelos verschwimmen. Mit sage und schreibe neun weiteren Musikern war Thorsten Quaeschning nach Oirschot angereist, die zeitweise gleichzeitig auf der Bühne standen.

    

    

    

     

Die Band präsentierte zum einen Stücke von der brandneuen CD „Indulge The Passion“ (sieben der neun Titel wurden live dargeboten), zum anderen hatten sie Tracks aus den bisherigen Alben im Programm. So spielten sie einen Set von gut zweieinhalb Stunden Länge, der jeden, der im Saal verblieben war (es verließen kaum Zuschauer den Raum), mitriss. Der Lohn dieses wunderbaren Auftrittes waren am  Ende „Standing Ovations“ sowie die nachträgliche, von Stefan Erbe persönlich zelebrierte Übergabe des Schallwelle-Preises (die Band war am Tag der Verleihung im März 2012 leider verhindert).

    

    

     

    

Das Konzert begann bei noch geschlossenem Vorhang. Die ersten Töne der Musik erklangen, obwohl der Vorhang noch die Bühne verdeckte, was eine hohe Spannung auslöste. Zunächst klang es so, als würde man ein Gerät starten, dann war ein basslastiger Synthieton zu hören. Dann, nach einigen Momenten, öffnete sich der Vorhang und ließ den Blick auf die Bühne zu, die Thorsten hinter seinen Keyboards zeigte, während im Hintergrund auf der Leinwand ein Eröffnungstrailer lief. Thorsten spielte das Intro zu „Passion Of Regret“, zu dem dann seine Mitstreiter nach und nach auf die Bühne kamen. Der Sound, den Thorsten spielte, klang wie eine Mischung aus Harmonium und Kirchenorgel. Kaum waren die Jungs an ihren Instrumenten, da ging auch schon die Post ab, wenn auch zunächst noch sehr atmosphärisch und getragen. Was jetzt begann war eine tolle Show – ganz großes Kino.

       

    

     

    

Schon mit diesem ersten Stück boten Picture Palace Music eine Mischung aus atmosphärischem Rock und Elektronikmusik der Marke Tangerine Dream & Co. Mit dieser Musik treffen sie momentan den Nerv der Elektronik- und Musikfreunde, was auch deutlich an den Zuschauerreaktionen zu spüren war. Schon mit diesem ersten Stück vermochten sie das Publikum zu fesseln und in eine hypnotische Trance zu versetzen, aus der sich die meisten erst nach gut zweieinhalb Stunden wieder befreien konnten. Sobald die beiden Schlagwerker ihre Arbeit antraten wurde der Sound darüber hinaus unglaublich voluminös.

    

    

    

    

Die neuen Stücke spielten sie in leicht veränderten Arrangements, die so viel druckvoller als auf CD rüber kamen. Dazu gab es tolle Filme und Grafiken auf der im Hintergrund angebrachten Leinwand. Zunächst waren dort riesige Kirchenfenster zu sehen, was gut zu dem Sound und dem Thema passte. Später wurden auch Landschaftsaufnahmen oder Bilder von einem Tauchgang zu einem versunkenen Schiff projiziert, um nur einige Beispiele zu nennen.

       

    

    

    

Neu in der Band waren der Schlagzeuger Jan „Stix“ Pfennig, der unter anderem auch in der Band von Sido spielt und Yusuf Sahilli an der E-Gitarre. Diese beiden Musiker fügten sich sehr gut in die Band ein und überzeugten durch ihr perfektes Spiel. Da hat Thorsten wieder zwei absolute Könner in seine Reihen geholt. Als weitere Musiker waren neben den bekannten Bandmitgliedern Sascha Beator (Keyboards), Djirre (Gitarre), Vincent Nowak (Schlagzeug), David See (Gitarre) und Jürgen Heidemann (Soundstones) auch Tommy Betzler (Schlagzeug, Perkussion) und Frank Eberling an der Gitarre mit von der Partie.

    

    

    

    

Absolut hypnotisch und mit tollen Gitarrenparts versehen, hier waren zeitweise alle vier Gitarristen gleichzeitig mit ihren Saiten beschäftig, präsentierte sich der Track „Right Of Ascension“, der in dieser Form für einige Gänsehäute sorgte. Im Track „Immortal House And Passion Flowers“ kam dann erstmals der Laser zum Einsatz. Entgegen den üblichen Laserwellen, die man von anderen Konzerten kennt, wurde der „Lichtspender“ mehr als Blitzerzeuger eingesetzt, denn die Lichtstrahlen flackerten förmlich durch den Raum. Nach dieser Einlage sorgten die rhythmischen Soundstones, die von Jürgen Heidemann geschlagen wurden, für einen hypnotischen Effekt, der in einem späteren Teil nochmals verstärkt wurde, als man zu fünft diese Steine bearbeitete. Nahtlos ging es dann in den Track „Separate Existence“ über, der durch seine herrliche Rhythmik und die eindringlichen Synthiesounds überzeugte.

    

    

    

Bei „Moon Dial“ agierten sie mit drei Schlagzeugern (Vincent Nowak, Tommy Betzler und Jan „Stix“ Pfennig). Leider waren die Schlagzeuge etwas schwach ausgesteuert, so dass sie nicht so druckvoll - wie nötig - zur Geltung kamen. Das minderte den Gesamteindruck aber in keinster Weise. Alle Musiker spielten sich im weiteren Verlauf dieses Track fast in Ekstase, womit sie den Zuschauern die Sinne vernebelten (und nicht nur mit der Nebelmaschine).

    
Preisübergabe (Schallwelle-Preis) an Thorsten Quaeschning

    

    

Beim Stück „Drowning Someone’s Sorrow Into The Ocean“ kam als Gast Eric van der Heijden mit auf die Bühne und spielte einen Part auf seinem MIDI Windcontroller (sieht so ein wenig aus wie eine Klarinette). Zu Beginn war aber erst einmal wieder Jürgen Heidemann an der Reihe, der seine großen Soundstones strich. Diese mit Kerben versehenen, aus vulkanischem Stein geformten Objekte, sehen so ein bisschen wie Metallgefäße aus, in die man Kerben geschnitten hat. Es sind aber Steine, die durch die Reibung mit angefeuchteten Fingern/Händen Klänge erzeugen (Jürgen nutzte immer mal wieder eine Schale mit Wasser, die in der Nähe stand). Dazu spielten Thorsten und Sascha sphärische Klänge und die Schlagwerker unterstützten dies durch einige Perkussioninstrumente wie zum Beispiel den Rainstick. Es entwickelte sich ein mystisches Stück, das in der zweiten Hälfte auf ein hypnotisches Ende zusteuerte, in dem minutenlang von fünf Musikern die Rhythmussteine geschlagen wurden. Jeder hatte einen anderen Rhythmus, die in der Kombination aber wieder eine unglaublich homogene Wirkung hatten.

     

    

    

Nach dem Stück „The Rose And The Cross“ war dann der offizielle Teil beendet. Nur eine kurze Verschnaufpause von wenigen Momenten gönnten sich Thorsten & Co. und eröffneten dann gleich mit „The Gretchen Tragedy“ den Zugabenteil, bei dem aber Thorsten und Sascha zunächst an den Keyboards alleine agierten. Auf diesen achtminütigen Track folgte dann das lang erwartete „Risk Pool“, bei dem dieses mal auch Thorstens Part am Vocoder besser zur Geltung kam. Jetzt kam auch wieder die komplette Band mit auf die Bühne und die Jungs rockten den Saal. Wäre mehr Platz vor der Bühne gewesen, hätte man spätestens jetzt tanzen müssen. Diese neunminütige Fassung war wieder anders, als die bisher gespielten Versionen und hatte doch alles, was die Faszination dieses Tracks ausmacht.

    

    

    

Bei der Zugabe „Drum-Boheme 2012“ wechselte Thorsten hinter das Schlagzeug von Vincent, der seinerseits nach vorne kam und an einem Cajun Platz nahm. Als krönenden Abschluss spielte die Band dann „Metropolis Theme“, das den fast 30minütigen Zugabenteil und damit auch das Konzert beendete. Allein dieses Konzert war die Anreise wert. Picture Palace Music haben es verdient mehr Gehör zu bekommen und so vor einem noch größeren Publikum zu spielen. Wer sich für eine Mischung aus Rock und Elektronik begeistern kann, der muss diese Band gesehen haben!!!!
 

Setlist

Passion Of Regret
Beatific Vision
Speaking Stillness In The Rose-Flushed-Snow
Damsels Dive
Chill Crystal Zone
Right Of Ascension
Immortal House And Passion Flowers
Separate Existence
Continuous Aspiration
Drowning Moon And Eleven Suns
Moondial
Demeter Morph
Drowning Someone’s Sorrow Into The Ocean
The Rose And The Cross

Zugabe

The Gretchen Tragedy
Risk Pool
Drum-Boheme 2012
Metropolis Theme

Stephan Schelle, 29.04.2012

 

Konzert von Steve Dinsdale

 

E-Day 2012