Moonbooter & Harald Nies Bochum 2010
Hello 2011 !
Moonbooter & Harald Nies live
Planetarium, Bochum 30.12.2010


    

Unter dem Motto „Hello 2011!“ verabschiedeten die beiden Elektronikmusiker Bernd Scholl aka Moonbooter und Harald Nies das Jahr 2010 und begrüßten gleichzeitig das neue Jahr 2011.

Ort des Geschehens war das Planetarium in Bochum, das im Frühjahr neu renoviert wurde und jetzt durch eine Bühne, bequeme Sitze und neue Großanimationen aufwartet. Der weihnachtlichen Zeit entsprechend war die Bühne noch mit einem geschmückten Weihnachtsbaum ausgestattet, vor dem bzw. neben dem die Musiker ihre Instrumente aufgebaut hatten.

    

    

Das Konzert war in zwei Teile aufgebaut. Während der erste Part Harald Nies und seinem neuen Album „Torodial Sequences“, das in 2011 bei MellowJet Records erscheint und an diesem Tag schon käuflich erworben werden konnte, gehörte, absolvierte Bernd „Moonbooter“ Scholl den zweiten Part mit Musik seines ebenfalls brandneuen Albums „Cosmologica“.

    

Teil eins bestritten Harald (Keyboards und Gitarren), Bernd Scholl (Keyboards und diverse Elektronik) sowie Atika (Didgeridoo) zusammen, wobei Atika nur vereinzelt (vor allem zu Beginn des Konzertes) zu dem australischen Instrument Griff, um der Musik eine ethnische Note zu verleihen. Haralds Konzert bestand aus sehr schwebender, zwar rhythmischer, aber doch ruhiger Musik. Bei seinen Klängen konnte man die Gedanken fliegen lassen und schwebte förmlich in den Weiten des Alls oder – durch die ethnischen Sounds hervorgerufen - in fernen Landschaften.

    

Gleich zu Beginn eröffnet Harald mit dem Titelstück seines neuen Albums sowie dem Track „Heads Of Light“. Beide Track gingen direkt ineinander über. Es begann mit sphärischen Flächen, dazu lieferte Akita sehr dezente, gut passende Didgeridoo-Klänge. Während die Kuppel im Planetarium zu Beginn noch in recht hellem, blauem Licht getaucht war, verdunkelt sich nach wenigen Momenten der Musik der Raum langsam und der Sternenhimmel breitet sich über den Köpfen der Besucher aus. Das ist immer wieder beeindruckend, denn man hat das Gefühl unter einem echten Sternenhimmel zu stehen. Diese ersten Animationen – mit viel Sternenhimmel – waren aber während des Konzertes für meinen Geschmack zu langatmig, so dass mancher Gast zwischendurch einfach die Augen schloss und sich voll auf die Musik konzentrierte. Das ist zwar auch eine gute Art diese Musik zu genießen, doch erwartet der Besucher auch einige beeindruckende Animationen und die kamen dann auch im weiteren Verlauf.

    

Die schwebende Stimmung, die die drei zu Beginn erzeugten wurde dann von, ich sage mal klackenden Rhythmen (so hab ich es empfunden), ergänzt, was sehr gut zusammen passte. Dann kamen als weitere Untermalung dieser Stimmung noch Sitar artige Sounds, Flöten und weitere ethnische Elemente sowie Wasserrauschen hinzu, die ein wunderbares Flair verbreiteten. Schon in diesem ersten Teil war der räumliche Klang (das Konzert gab es im Surround-Sound) herauszuhören, der das Konzert zu einem ganz besonderen Genuss werden ließ. Dieser dynamische Klang sollte sich aber bei Moonbooter’s Auftritt noch einmal steigern.

                   

Dann wechselt Harald bei „Ring Of Creation“ (es wurde im Short Cut aufgeführt und hat auf der CD eine Laufzeit von 24 Minuten) in eine verträumte, balladeske Passage, bei der er unter anderem an der Akustikgitarre agierte, während Streichersounds und eine Pianolinie von Bernd beigesteuert wurden. Dieses Stück passte von der Stimmung her gut in die Weihnachtszeit. Auf der CD ist dieses Stück unter anderem mit Gesang von Michael Hasterok versehen, er konnte am Konzert aber aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen.

    

Dann wechselten die Stimmung und der Sound im nächsten Track in eine hymnische Richtung, so wie man es von Vangelis zum Beispiel bei „Blade Runner“ kennt. Ein Bestandteil dieses Tracks waren herrliche fette Flächen und perlende Synthies. Und jetzt zeigte auch das Planetarium, welche tollen Animationen es in Petto hat.

                   

An einigen Stellen griff Harald auch zur E-Gitarre. Immer wenn er dies tat, dann kam eine Spur proggiger Rocksound, der stellenweise auch etwas floydig klang, ins Spiel. Das gefiel mir bei Harald’s Gig besonders gut. Nach gut einer Stunde hatte Harald dann seinen Part durch und es ging in eine gut halbstündige Pause.

    

Der zweite Teil bestand dann aus Moonbooter-Stücken des neuen Albums „Cosmologica“. Diese zweite Stunde absolvierte Bernd Scholl nahezu allein an seinen elektronischen Gerätschaften und ließ mit seinen rhythmischen Tracks streckenweise Partystimmung aufkommen, denn es blitzte ein ums andere Mal ein Clubartiger Rhythmus auf und auch Schiller artige Sounds waren ein ums andere Mal auszumachen.

    

Mit dem neuen Stück „2011“ legte Moonbooter gleich nach dem Intro Outset Of Time im besten Schiller-Stil los, denn Rhythmus und Sound hätten auch gut auf einem Schiller-Album Platz finden können. Doch Moonbooter geht ein bisschen rhythmischer vor und fügt eindeutig seine eigene Handschrift in den Sound. Mir ging sofort durch den Kopf, dass Bernd mal als Moonbooter im Vorprogramm von Schiller auftreten sollte, das wäre für ihn und auch für die Besucher eine Bereicherung. Bernd hatte für seine Show wieder einige Filme mitgebracht, die in einer Art Fenster an der Planetariumskuppel gezeigt wurden, während im Hintergrund weiter die Sterne leuchteten. Das Material stammt zum Teil von der NASA, das Bernd freundlicherweise nutzen darf. Es zeigte unter anderem einige Zusammenschnitte aus den Apollo-Missionen.

    

Als nächstes folgte die Midtemponummer „Mare Tranquillitatis“, die eine sehr schöne einfühlsame Melodie hat. Irgendwie erinnert mich dieses Stück aufgrund seiner Klangfarbe streckenweise an die Titelmelodie von „Die Zwei“, auch wenn der Vergleich hinken mag. Durch den Hackbrett artigen Sound bekommt dieses Stück auch eine mediterrane Note.

                   

Beim Stück „Mondkanone“, bei dem überdimensionale Raketenstarts in die Kuppel projiziert wurden, kamen unter anderem auch Jarre mäßige Sounds mit houseartigen Rhythmen aus den Boxen. Ein Stück, bei dem man eigentlich nicht ruhig in den Sitzen bleiben konnte, denn so manches Körperteil hätte am liebsten zu Tanzen angefangen. Dem großen Franzosen huldigte Bernd augenzwinkernd im Stück „Origin Of Oxygene“ indem er neben einigen typischen Sounds von „Oxygene“ durch musikalische Gimmicks auch Anspielungen an Jarre’s „Zoolook“ in den Track einbaute.

    

    

Dann folgte „The Carrousel“, das eine hinreißende Melodie beinhaltet. Zu diesem Schiller artigen Track mit toller sphärischer Melodie und angenehmen Rhythmus – irgendwo zwischen Ethno und Spacenight, garniert mit Mönchsgesängen - zeigte Bernd einen kurzen Animationsfilm, der in einer Schleife lief. Dieser fast Hollywood reife kleine Film erzählte eine kurze Geschichte mit einem Alien in der Hauptrolle und passte gut zu Moonbooter’s Musik.

    

Mit treibendem Sequenzerrhythmus startete Moonbooter dann in den „Spacerace“, zu dem wieder NASA-Filme u. a. vom Apollo 11-Flug gezeigt wurden. Auch hier erinnern Flächen und perlende Synthies an Jean Michel Jarre, zeigen aber auch die typische Handschrift von Moonbooter selbst. So könnte ein moderner Jarre klingen mit einem gewissen Retrogefühl aber ohne so verkopft zu klingen, wie es der Meister selbst auf seinem letzten Studioalbum tat. In diesen Track hatte Bernd eine kleine Pause eingebaut. Das Publikum dachte hier schon, der Track wäre beendet und es setzte Applaus ein, doch nach einer wenige Sekunden dauernden Unterbrechung ging das Stück noch einige Minuten weiter. Bernd hatte sichtlich Spaß daran, dass er das Publikum hier ein wenig an der Nase herumgeführt hatte. Das war an seinem Lächeln in diesem Moment deutlich abzulesen.

    

Beim letzten Stück des offiziellen Programms, Unraged kam dann Harald an der E-Gitarre noch einmal zum Einsatz. Er spielte zu Bernd’s Synthiesound eine sehr schöne atmosphärische E-Gitarre. Beide harmonierten in diesem Part sehr gut miteinander. Zum Abschluss folgte noch als Zugabe „Dipolar“ und man entließ damit die Besucher in die eisige Kälte dieses Winters und in den Endspurt des Jahres 2010.

      

„Hello 2011!“ stellte sich als äußerst gelungener Kehraus des weit fortgeschrittenen Jahres und als Begrüßung des neuen Jahres 2011 heraus. Ein Jahr so ausklingen zu lassen hatte allen Besuchern des fast ausverkauften Konzertes jedenfalls sehr viel Spaß gemacht. Das lag an der guten Musik sowie am ausgezeichneten Surround-Sound.

     

Setlist

Harald Nies

1 Torodial Sequences
2 Heads Of Light
3 Ring Of Creation (Short Cut)
4 Sonnton
5 Ultrapolation
6 Erdenjahr
7 Axial Displacements
8 Mondton

moonbooter

1 Outset Of Time
2 2011
3 Mare Tranquillitatis
4 Mondkanone
5 Superflare
6 Origin Of Oxygene
7 The Carrousel
8 50000 Quaoar
9 Spacerace
10 Unraged

Zugabe

Dipolar

Stephan Schelle, 31.12.2010