Zum mittlerweile dritten Mal verabschiedet
der Schallwende e.V. das alte Jahr und begrüßt das neue mit einem Konzert im
Planetarium Bochum. Für den Ausklang des Jahres 2012 hatten sich die
Veranstalter den deutschen Musiker Klaus Hoffmann-Hoock, der auch als Cosmic
Hoffmann oder Mind Over Matter bekannt ist, sowie den britischen
Elektronikmusiker und Chef des Labels A.D. Music, David Wright nach Bochum
geholt. Diese beiden spielten am 30.12.2012 ein gemeinsames Konzert.
Das Jahr 2012 stand nicht immer unter
einem guten Stern - so mal wieder einige Katastrophen und es war ja
beispielsweise für den 21.12. auch der Weltuntergang vorhergesagt. Und auch
das Konzert reihte sich zunächst in diese Kette mit ein, denn beide Musiker
hatten ein technisches Problem, das den Auftritt fast noch gekippt hätte.
Kurz vor Beginn der Show hatte sich das Mischpult von David verabschiedet,
was für ein Elektronikkonzert besonders übel ist, sind die elektronischen
Gerätschaften doch auf die technische Unterstützung angewiesen. Nur Lambert
Ringlage, der mit einem Stand im Planetarium vertreten war, ist es zu
verdanken, dass das Konzert doch noch stattfinden konnte. Er setzte sich
kurzerhand ins Auto und holte aus seinem Equipment ein entsprechendes
Ersatzgerät.
Um die Besucher aber nicht noch länger
warten zu lassen (die Info kam gegen 20:00 Uhr, als das Konzert eigentlich
starten sollte) zeigte das Planetarium einen gut 40minütigen Auszug aus der
neuen Show „Chaos And Order - A Mathematic Symphony“. Wer nun glaubte,
Mathematik sei langweilig oder sich an die eigenen schlechten schulischen
Leistungen und erinnert fühlte (so mancher, mochte ja das Fach nicht), der
wurde eines Besseren belehrt. Die Show, die unter anderem vom Planetarium
Bochum mit produziert wurde, bot atemberaubende und ästhetische geometrische
Formen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Auf die Besucher prallte
eine Welle aus Formen und Farben, das einem schon fast schwindlig wurde.
Verschiedenste Formen wurden zum Teil dreidimensional über die
360-Grad-Kuppel projiziert und zeigten, was mit dieser Technik möglich ist.
Die Bildgewalt, die Rocco Helmchen erstellt hat, wurde sehr ansprechend von
der symphonischen, soundtrackartigen, elektronischen Musik von Johannes Kraas begleitet. Bild
und Ton gingen so eine perfekte Symbiose ein, die wie ein Tanz der Formen
wirkte. Diese Show muss man gesehen haben.
Mit gut anderthalbstündiger Verspätung
starteten dann aber Klaus Hoffmann-Hoock und David Wright mit ihrem
Programm. Die beiden hatten sich die Stücke geteilt, so dass abwechselnd
Tracks von David und von Klaus zu hören waren. Um ein kompaktes Konzept zu
bilden, hatten sie ihre Stücke aber so arrangiert, dass sie nahtlos
ineinander übergingen. Die geplante Aufteilung in zwei Teile, die von einer
Pause unterbrochen werden sollten, warfen sie aber über Bord und spielten
den kompletten Set, der mehr als zwei Stunden dauerte in einem durch. So
endete das Konzert erst kurz vor 24:00 Uhr.
Musikalisch boten beide eine sehr schöne
Zusammenstellung ihrer Musik. Ich war zunächst skeptisch, ob die beiden
unterschiedlichen Musikstile zusammenpassen würden, doch diese Befürchtung
war völlig gegenstandslos, was sich im Laufe des Konzertes zeigte. Aufgrund
der sehr dunklen Animationen - hier wurden reichlich Sternkonstellationen
gezeigt - war das Konzert natürlich visuell nicht so berauschend wie die
„Chaos And Order“-Show, verströmte aber trotzdem eine sehr ansprechende
Wirkung. In ihr Set hatten die beiden neben Stücken aus ihren CDs (Klaus aus
seinen Cosmic Hoffmann und Mind Over Matter-Projekten) auch insgesamt drei
neue Tracks eingebaut, die auf einer kommenden CD von David bzw. Mind Over
Matter erscheinen sollen. So kamen die Zuschauer bereits an diesem Abend zu
einer Prämiere von drei Tracks, die bisher unveröffentlicht sind.
Während David Wright an seinen
Tasteninstrumenten agierte, wechselte Klaus Hoffmann-Hoock während des
Konzertes immer zwischen seinen Gitarren und seinem Memotron (ein Keyboard,
das den analogen Sound des Mellotrons in Perfektion wiedergibt). Gestartet
wurde mit einem brandneuen Stück von David Wright, das den Titel „Playtime
in Bochum“ trug. Zunächst breiteten sich rauschende Sounds aus, aus denen
sich dann ein Rhythmus sowie eine verspielte Melodie herauskristallisierten.
Dann breitete sich sofort dieser herrliche Sound, bestehend aus hypnotischen
Rhythmen und mitreißenden Melodien aus, die so typisch für David Wright
sind. Das sorgte zu Beginn schon für so manche Gänsehäute. Im zweiten Teil
dieses fast 20minütigen Stückes würzte Klaus die Musik durch sein
atmosphärisches Gitarrenspiel. Die Kombination aus Melodik und Rhythmik war
eindeutig David’s Part, während Klaus eher für sphärische, kosmische Sounds
stand und durch sein Gitarrenspiel unter anderem auch ein gewisses
asiatisches Flair in die Musik mit einbrachte.
Fast sakral ging es zunächst im zweiten
Stück „Sehr mystisch“ weiter. Dann entwickelten sich aber kosmische
Klanggebilde, die auf einem stoischen, hypnotischen Rhythmus gebettet waren.
In „Virupaksha“ kamen dann erstmals asiatische Klänge hervor, die Klaus an
seiner Gitarre erzeugte und die ansatzweise auch wie eine Sitar klangen.
Durch seine zahlreichen Asienreisen und die Musik mit Mind Over Matter ist
Klaus mit diesen Sounds ja bestens vertraut.
Fast schon klassisch wirkte das durch
Pianosounds dominierte „Walking With Ghosts“. Durch die Pianoklänge und die
untermalenden Memotron-Sounds verbreitete das Stück eine sehnsuchtsvolle,
romantische Stimmung. Das Stück brachte es in dieser Version auf mehr als 20
Minuten. Dazu wurde unter anderem eine aufgehende Erde, die sich langsam
drehte und immer größer zu werden schien, an der Kuppeldecke gezeigt. Das
passte sehr gut zusammen. Nach diesem Stück gab es eine ganz kurze
Unterbrechung (an dieser Stelle war die Pause eingeplant), in der sich die
Musiker neu sortierten und Soundeinstellungen vornahmen.
Nach wenigen Augenblicken ging es dann
aber schon mit dem nächsten Stück „Crossing Jamuna River“ weiter. Das Stück
von Mind Over Matter bot wieder herrliche asiatische Klanggebilde. Darüber
hinaus war der Track aber auch sehr rhythmisch. Daran schloss sich das
hypnotische „Hypnotic“ an. Sanft zogen die Harmoniebögen durch den Raum, die
von einem stetigen Rhythmus getragen wurden. Dazu zogen Sternnebel über die
Kuppel.
Nach „Raindrummers“, einem neuen Stück von
Mind Over Matter, beschloss dann das treibende und mit indianischen Gesängen
durchzogene „Return To The Plain“ von David Wright den offiziellen Teil des
Konzertes. Dazu zogen Spiralnebel und Sternenkonstellationen an der Kuppel
ihre Bahnen. Wenn man sich nur auf die Kuppel konzentrierte und dazu die
Musik auf sich wirken ließ, konnten sich leichte Schwindelgefühle breit
machen, da man das Gefühl hatte sich selber zu drehen.
Es war schon spät, aber die beiden Musiker
ließen sich noch zu zwei Zugaben überreden, die aus dem bisher
unveröffentlichten Mind Over Matter-Stück „Arjuna“ sowie David’s Stück „Connected“,
von seiner aktuellen, gleichnamigen CD bestand. „Ajuna“ zeigte sich als sehr
sphärischer Track, zu dem an der Kuppel eine schwebende Raumstation gezeigt
wurde. Raumstation und Musik schienen dabei denselben Schwebezustand zu
erreichen. David’s „Connected“ wies dagegen einige Sounds auf, die an den
großen Griechen Vangelis erinnerten. In diesem Track verband David Rhythmik
mit symphonischen, sphärischen Sounds, die sehr imposant klangen.
Die beiden Musiker hatten dann kurz vor 24
Uhr doch noch ein sehr gelungenes Konzert absolvieren können und die
technischen Probleme, die zu Beginn des Gigs bestanden, waren Geschichte.
Sehr bemerkenswert ist auch, dass beide Musiker in dem sehr dunklen Raum
ihre Instrumente spielen konnten. Es war mal wieder ein sehr atmosphärischer
Ausklang eines Jahres und gleichzeitig Begrüßung des neuen Jahres, das beim
Publikum sehr gut ankam.