Alle zwei Jahre findet in Osnabrück das Klang-Art-Festival statt. Nach
dem in den Vorjahren bereits Tangerine Dream und Kraftwerk als Highlight dieser
Veranstaltungsreihe präsentiert wurden, hatte man für 2001 den
"Elektronikpapst" Klaus Schulze als Topact gewinnen können.
Ort des Geschehens war die Stadthalle Osnabrück. Das Konzert, dass
leider nicht ausverkauft war, begann pünktlich um 20.00 Uhr mit den Eingangsworten des
Veranstalters. Kurz nach 20.00 Uhr betrat dann auch ein gut gelaunter Klaus Schulze die
Bühne. Nachdem er schon mit einem donnernden Applaus begrüßt wurde, ohne das er auch
nur einen Ton gespielt hatte, meinte er: "Also bei diesem herzlichen Empfang und den
Vorschusslorbeeren kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen".
Klaus begab sich zwischen seine Keyboards und seine
"Ritterburg", so nennt er diese Wand, die aus analogen und digitalen
Klangerzeugern besteht. Der erste Set des Programms begann mit Sounds, die außerirdisch
klangen. Es hörte sich nach einem Soundtrack für einen Science Fiction Film an. Doch
nach wenigen Augenblicken begann Klaus dann seinen typischen Stil zu entfalten und
Flächen lösten die erste Soundcollage ab. Der ca. 45minütige erste Set wies zum Teil
neue und für Klaus ungewöhnliche Sounds auf. Die programmierten Drums, der Einsatz von
gesampelten Chorstimmen in der Art von gregoreanischen Chören - und einige andere
Sounds klangen für Klaus Verhältnis kommerzieller als seine bisherigen Werke. Hier
macht sich meiner Meinung nach die Zusammenarbeit mit anderen Musikern wie Solar Moon
System etc. bemerkbar, die nicht ganz spurlos an Klaus vorübergegangen ist. Klaus zeigt
speziell hier, dass er seinen Weg, den er mit den letzten Veröffentlichungen vor
allem auf der Contamporary Works beschritten hat, weitergeht. Er mischte aber auch
Gitarrensounds hinzu, die ein wenig an Manuel "Ashra" Göttsching erinnerten,
der ja auch schon mehrfach mit ihm zusammengearbeitet hat. Zum Abschluss krönte Klaus
diesen gelungenen Set mit einem sehr theatralischen Einsatz von Kirchenorgelsounds. Die
Musik kam gut rüber und war nicht zu laut. Das Publikum drückte die Begeisterung in
einem stürmischen Applaus aus.
Nach einer kurzen Pause begann dann der zweite Set, den er mit den
Worten: "So nun wollen wir mal mit den Sequencern etwas Gas machen" startete.
Klaus schraubte auch sogleich an seinen Sequencern und es wummerte sofort kräftig aus den
Boxen. Zu Beginn spielte Klaus einige Flächen und Akkorde, bei denen er sich förmlich in
Ekstase versetzte. Nachdem er begeistert über seinen Sound und Rhythmus die Arme dem
Publikum entgegenstreckte, ging er an den Tasten förmlich ab. Man sah ihm an, dass er
großen Spaß bei diesem Auftritt hatte. Nach diesen ersten ca. 20 Minuten sehr
rhythmischer Musik betrat der Cellist Wolfgang Tiepold die Bühne und sorgte für einen
etwas ruhigeren Teil. Nachdem Klaus den Rhythmus und die Sequenzen zurückfuhr und sich
sein Spiel auf eher ruhige Elemente beschränkte durch Stimme erzeugte Töne, die
durch Verlangsamung und Dehnung in den tiefen Bassbereich gingen und sich so der Stimmlage
des Cello anpassten trat Wolfgang mit seinem Cello in den Fordergrund. Beide
ergänzten sich hervorragend. Dieser Teil ist vergleichbar mit den CDs Ballet 1 bis
4 aus der Contemporary Works Box. Nach gut weiteren 15 Minuten startete Klaus dann seinen
Sequencer und übernahm wieder die Regie. Da ich auf der rechten Seite das Konzert
verfolgte (der Cellist spielte auf der von mir gesehen linken Seite), ging das Cellospiel
durch die Aussteuerung der Anlage leider in diesem Teil völlig unter. Klaus überdeckte
mit seinem Spiel Wolfgangs Einlagen komplett. Nach gut 50 Minuten endete dieser zweite Teil
des Konzertes. Die beiden Musiker wurden begeistert gefeiert und Klaus verteilte vor
lauter Freude einige Handküsse ins Publikum. Es war einfach klasse seinem Berliner Charme
und seine ehrliche Freude zu verfolgen.
Die erste Zugabe wurde von beiden Musikern bestritten. Wolfgang begann
auf Zuruf eines Besuchers (Mario Schönwälder?) schon zu spielen, während Klaus noch mit
den Einstellungen seiner Geräte beschäftigt war. Es entwickelte sich ein wirklich
schöner Titel, der zum dahinschweben einlud. Den Hauptanteil daran hatte Wolfgang mit
seinem Solo, das dezent von Klaus durch Flächen und Akkorde begleitet wurde. Dieses
10minütige Stück gefiel mir besonders gut, weil diesmal beide gleichwertig rüber kamen.
Sie zeigten erneut, dass elektronische und klassische Instrumente gut miteinander
harmonieren können. Klaus bedankte sich nach dem Stück beim Publikum, dass es so
aufmerksam und ruhig dabei zugehört hat, weil doch eher leise Töne angestimmt wurden.
Als beide nach der Zugabe die Bühne verließen war das Publikum noch
so begeistert, dass eine weitere Zugabe gefordert wurde. Nach wenigen Augenblicken ging
das Licht im Saal an, was bedeuten sollte, dass das Konzert beendet war. Die Anwesenden
ließen sich jedoch nicht beirren und klatschten trotzdem weiter, keiner verließ den
Saal. Nach etwa fünf Minuten ging dann tatsächlich das Licht wieder aus und Klaus betrat
unter heftigem Beifall nochmals mit den Worten: "Ihr zwingt einen ja förmlich
weiterzumachen" die Bühne. Es folgte eine weitere ca. 10minütige Zugabe. Bei dieser
Zugabe, die Elemente aus dem ersten Set und auch Anspielungen aus älteren Titeln aufwies,
hatte Klaus das Publikum voll im Griff. Es war eine Freude ihm zuzuhören.
Neben beweglichen Scheinwerfern wurde als optische Unterstützung eine
Nebelmaschine eingesetzt, die hinter Schulzes Anlage aufgebaut war. Der erzeugte
Nebel wurde mal in Richtung Schulze, mal nach oben geblasen so dass der Eindruck erweckt
wurde, als würden Wolken vorbeitreiben. Dieser Effekt gefiel mir sehr gut.
Mein Fazit lautet: Ich durfte einem ausgezeichneten Schulze-Konzert
beiwohnen.
Die Musik des Konzertes ist Mitte Juli 2001 bei Manikin-Records auf
zwei CDs erscheinen (siehe auch die
Schulze-Discografie
auf meiner Page). Bestellen könnt ihr die CDs unter:
order@manikin.de
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