Schulze bei Klangart

Klaus Schulze auf dem Klang-Art-Festival am 09.06.2001

Konzertfotos: Kurt Mitzkatis (German Rock e.V.)

 

Alle zwei Jahre findet in Osnabrück das Klang-Art-Festival statt. Nach dem in den Vorjahren bereits Tangerine Dream und Kraftwerk als Highlight dieser Veranstaltungsreihe präsentiert wurden, hatte man für 2001 den "Elektronikpapst" Klaus Schulze als Topact gewinnen können.

Ort des Geschehens war die Stadthalle Osnabrück. Das Konzert, dass leider nicht ausverkauft war, begann pünktlich um 20.00 Uhr mit den Eingangsworten des Veranstalters. Kurz nach 20.00 Uhr betrat dann auch ein gut gelaunter Klaus Schulze die Bühne. Nachdem er schon mit einem donnernden Applaus begrüßt wurde, ohne das er auch nur einen Ton gespielt hatte, meinte er: "Also bei diesem herzlichen Empfang und den Vorschusslorbeeren kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen".

Klaus begab sich zwischen seine Keyboards und seine "Ritterburg", so nennt er diese Wand, die aus analogen und digitalen Klangerzeugern besteht. Der erste Set des Programms begann mit Sounds, die außerirdisch klangen. Es hörte sich nach einem Soundtrack für einen Science Fiction Film an. Doch nach wenigen Augenblicken begann Klaus dann seinen typischen Stil zu entfalten und Flächen lösten die erste Soundcollage ab. Der ca. 45minütige erste Set wies zum Teil neue und für Klaus ungewöhnliche Sounds auf. Die programmierten Drums, der Einsatz von gesampelten Chorstimmen – in der Art von gregoreanischen Chören - und einige andere Sounds klangen für Klaus‘ Verhältnis kommerzieller als seine bisherigen Werke. Hier macht sich meiner Meinung nach die Zusammenarbeit mit anderen Musikern wie Solar Moon System etc. bemerkbar, die nicht ganz spurlos an Klaus vorübergegangen ist. Klaus zeigt speziell hier, dass er seinen Weg, den er mit den letzten Veröffentlichungen – vor allem auf der Contamporary Works – beschritten hat, weitergeht. Er mischte aber auch Gitarrensounds hinzu, die ein wenig an Manuel "Ashra" Göttsching erinnerten, der ja auch schon mehrfach mit ihm zusammengearbeitet hat. Zum Abschluss krönte Klaus diesen gelungenen Set mit einem sehr theatralischen Einsatz von Kirchenorgelsounds. Die Musik kam gut rüber und war nicht zu laut. Das Publikum drückte die Begeisterung in einem stürmischen Applaus aus.

Foto: Kurt Mitzkatis

Nach einer kurzen Pause begann dann der zweite Set, den er mit den Worten: "So nun wollen wir mal mit den Sequencern etwas Gas machen" startete. Klaus schraubte auch sogleich an seinen Sequencern und es wummerte sofort kräftig aus den Boxen. Zu Beginn spielte Klaus einige Flächen und Akkorde, bei denen er sich förmlich in Ekstase versetzte. Nachdem er begeistert über seinen Sound und Rhythmus die Arme dem Publikum entgegenstreckte, ging er an den Tasten förmlich ab. Man sah ihm an, dass er großen Spaß bei diesem Auftritt hatte. Nach diesen ersten ca. 20 Minuten sehr rhythmischer Musik betrat der Cellist Wolfgang Tiepold die Bühne und sorgte für einen etwas ruhigeren Teil. Nachdem Klaus den Rhythmus und die Sequenzen zurückfuhr und sich sein Spiel auf eher ruhige Elemente beschränkte – durch Stimme erzeugte Töne, die durch Verlangsamung und Dehnung in den tiefen Bassbereich gingen und sich so der Stimmlage des Cello anpassten – trat Wolfgang mit seinem Cello in den Fordergrund. Beide ergänzten sich hervorragend. Dieser Teil ist vergleichbar mit den CD’s Ballet 1 bis 4 aus der Contemporary Works Box. Nach gut weiteren 15 Minuten startete Klaus dann seinen Sequencer und übernahm wieder die Regie. Da ich auf der rechten Seite das Konzert verfolgte (der Cellist spielte auf der von mir gesehen linken Seite), ging das Cellospiel durch die Aussteuerung der Anlage leider in diesem Teil völlig unter. Klaus überdeckte mit seinem Spiel Wolfgangs Einlagen komplett. Nach gut 50 Minuten endete dieser zweite Teil des Konzertes. Die beiden Musiker wurden begeistert gefeiert und Klaus verteilte vor lauter Freude einige Handküsse ins Publikum. Es war einfach klasse seinem Berliner Charme und seine ehrliche Freude zu verfolgen.

Foto: Kurt Mitzkatis

Die erste Zugabe wurde von beiden Musikern bestritten. Wolfgang begann auf Zuruf eines Besuchers (Mario Schönwälder?) schon zu spielen, während Klaus noch mit den Einstellungen seiner Geräte beschäftigt war. Es entwickelte sich ein wirklich schöner Titel, der zum dahinschweben einlud. Den Hauptanteil daran hatte Wolfgang mit seinem Solo, das dezent von Klaus durch Flächen und Akkorde begleitet wurde. Dieses 10minütige Stück gefiel mir besonders gut, weil diesmal beide gleichwertig rüber kamen. Sie zeigten erneut, dass elektronische und klassische Instrumente gut miteinander harmonieren können. Klaus bedankte sich nach dem Stück beim Publikum, dass es so aufmerksam und ruhig dabei zugehört hat, weil doch eher leise Töne angestimmt wurden.

Foto: Kurt Mitzkatis

Als beide nach der Zugabe die Bühne verließen war das Publikum noch so begeistert, dass eine weitere Zugabe gefordert wurde. Nach wenigen Augenblicken ging das Licht im Saal an, was bedeuten sollte, dass das Konzert beendet war. Die Anwesenden ließen sich jedoch nicht beirren und klatschten trotzdem weiter, keiner verließ den Saal. Nach etwa fünf Minuten ging dann tatsächlich das Licht wieder aus und Klaus betrat unter heftigem Beifall nochmals mit den Worten: "Ihr zwingt einen ja förmlich weiterzumachen" die Bühne. Es folgte eine weitere ca. 10minütige Zugabe. Bei dieser Zugabe, die Elemente aus dem ersten Set und auch Anspielungen aus älteren Titeln aufwies, hatte Klaus das Publikum voll im Griff. Es war eine Freude ihm zuzuhören.

Neben beweglichen Scheinwerfern wurde als optische Unterstützung eine Nebelmaschine eingesetzt, die hinter Schulze’s Anlage aufgebaut war. Der erzeugte Nebel wurde mal in Richtung Schulze, mal nach oben geblasen so dass der Eindruck erweckt wurde, als würden Wolken vorbeitreiben. Dieser Effekt gefiel mir sehr gut.

Mein Fazit lautet: Ich durfte einem ausgezeichneten Schulze-Konzert beiwohnen.

Die Musik des Konzertes ist Mitte Juli 2001 bei Manikin-Records auf zwei CD’s erscheinen (siehe auch die Schulze-Discografie auf meiner Page). Bestellen könnt ihr die CD‘s unter:

order@manikin.de

 

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