Der aus Norwegen stammende Glenn Main
Henriksen firmiert als Elektronikmusiker nur als Glenn bzw. als Glenn
Main. Er war Solo auf der Bühne zu sehen und bediente mehrere
Instrumente. Glenn beließ es nicht bei seinen Keyboards, sondern setzte
zum Beispiel als Effekt auch ein Theremin ein, schnappte sich sein
tragbares Keyboard, nutzte eine Maultrommel (im Elektronikbereich
absolut ungewöhnlich) oder spielte eine Sequenz auf der Laserharfe. Wie
Glenn mir nach dem Konzert verriet, stammt sie von einem Hersteller
aus Italien, der auch die Laserharfe von Jean Michel Jarre gebaut hat.
Bei seinem Auftritt ging er sehr souverän ans Werk und die Besucher
merkten, dass er bereits Erfahrungen mit Auftritten hat. Das ist auch
auf seiner DVDR „Electronic Secret In Concert“, die in 2008 entstanden
ist, zu sehen. Bilder der DVD liefen auf der rückwärtigen Leinwand als
visuelle Untermalung des Auftritts.
Apropos Jean Michel Jarre. Die Musik
von Glenn ist sehr stark von dem großen Franzosen beeinflusst. Wenn man
die Augen schloss und Glenn nicht auf der Bühne sehen konnte, dann hatte
man das Gefühl Jarre-Musik zu hören, so nah war er am Stil des Vorbildes
dran. Und doch konnte Glenn mit seinen Stücken überzeugen, denn er
schaffte es das Feeling des großen Franzosen sehr gut rüber zu
transportieren. Auch auf seinen Soloalben ist dieser Stil sehr gut
nachzuempfinden. Die Alben klingen wie verlorene Jarre-Werke.
Neben eigenen Stücken hatte er auch
noch eine Interpretation eines Jarre-Stückes, nämlich „Equinoxe Part 4“,
im Programm. Diesem Stück verlieh er durch einige neue Sounds (vor allem
der Rhythmus hatte in seiner Version an Druck zugenommen) seine ganz
persönliche Handschrift. Er machte daraus fast schon eine Dance-Nummer.
Auch zwei Tracks einer deutschen Formation waren in eigenen Versionen zu
hören.
Zwischendrin streute er dann auch noch
einen klassischen Track des Komponisten Edvard Grieg, den er in seiner
ganz eigenen Art interpretierte, ein. Es handelte sich um das Stück „In
The Hall Of The Mountain King“ (Peer Gynt). So kam eine Spur Klassik mit
Folkeinschlag in sein Set, womit er dieses sehr schön auflockerte. Neben
sehr rhythmischen Tracks wie „Electronic Heart“, die an Jarre`s frühe
Erfolge erinnerten, gab es aber wie in „Message To Poland“ auch Stücke im
Programm, die ruhiger angelegt waren, bei denen Glenn aber sehr
voluminöse und hymnische Harmonien aus seinem Instrumentarium zauberte.
Beim Track „Electronic Secret Part 2“ setzte sich Glenn dann seine
Brille auf und trat an den Bühnenrand um die Laserharfe zu bedienen. Das
sah gut aus und man konnte als Zuschauer (in der Location war man quasi
direkt am Künstler dran) sehr schön sehen, wie diese funktionierte. Das
war ein audio-visueller Genuss, den ich so bisher nur bei Jean Michel
Jarre und Detlef Keller gesehen habe. Ansonsten hatte Glenn einige sehr
schöne Animationen auf der rückwärtigen Wand laufen, die zum Beispiel
seinen stilisierten (bei Star Trek würde man assimiliert sagen) Kopf in
Form eines menschenähnlichen Roboters zeigt (dies ist das Covermotiv von
„Electronic Secret).
Mit „22. July 2011 / Oslo Norway“
hatte Glenn dann einen sehr melancholischen und teils ergreifenden Track
im Programm, der an das Massaker in Norwegen, bei dem leider zahlreiche
Menschen zu Tode kamen, erinnerte. Passend dazu sah man auf der
rückwärtigen Leinwand die norwegische Flagge und es wurde am Ende auch
noch ein Text eingeblendet und eingespielt, der wie in einer
Nachrichtensendung das Thema verarbeitete. Glenn hatte dieses Thema sehr
berührend und mit Feingefühl vorgetragen.
Bei „Total Meltdown“ legte sich Glenn
sein tragbares Keyboard um und kam Keyboard spielend an den Bühnenrand.
Ich empfinde dies immer wieder als gelungene Abwechslung in einem
Elektronikkonzert, auch wenn man das schon öfter gesehen hat. Bei diesem
Stück nutzte Glenn dann auch das am Bühnenrand aufgebaute Theremin für
einige sphärische Effekte. Seine Tochter, die in der ersten Reihe saß,
versuchte er durch Zeichen auf die Bühne zu locken, damit sie das Theremin bedienen sollte (Anmerkung: sie ist auf der DVDR „Electronic
Secret In Concert“ neben Glenn an den Keyboards zu sehen). Doch sie zog
es lieber vor, ihrem Vater nicht die Show zu stehlen. Mit „Message To
You“ hatte er dann eine richtige Dancenummer im Programm, denn der Track
war sehr beatlastig und lud zum Bewegen ein.
Mit dem abschließenden „Ice Tunes“
holte sich Glenn noch zwei Gäste auf die Bühne. Zum einen war das
Kathrin Manz aka Matzumi, die an den Keyboards einige Parts spielte und
auch ihre Stimme in den Track einbrachte und zum anderen war das Frank
Dorritke, der an der E-Gitarre agierte und so dem Track eine rockige
Note verlieh. Die drei harmonierten sehr gut auf der Bühne. Wer die
Elektronikfestivals in den letzten Jahren gesehen hat, der konnte schon
einige Sessions erleben und kommt zu der Auffassung, das sich derzeit in
der Szene eine ganze Reihe an Musikern bewegt, die Problemlos auf die
Bühne gehen können, um einfach mal drauf loszuspielen. Das ist eine
sehr gute und belebende Entwicklung. Mit der Zugabe „The Message To
Spain“ beendete Glenn dann seinen gut einstündigen Auftritt.
Glenn war ein toller Opener, der durch
sein leidenschaftliches und perfektes Spiel auf der Bühne den Boden für
die weiteren Acts ebnete. Das Publikum war zu diesem frühen Zeitpunkt
(Glenn begann gegen ca. 14:15 Uhr) schon begeistert und entließ den
sympathischen Norweger mit großem Applaus von der Bühne.