10 Jahre Schwingungen auf CD
10 Jahre Schwingungen auf CD

Open Air in Schleiden-Broich

am 27.08.2005

 

Ein Geburtstag, vor allem, wenn es ein runder ist, wird immer mit Freunden gefeiert. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Joerg Strawe, der seit Mitte 2001 für die Schwingungen-CD verantwortlich ist, das 10 jährige Bestehen gebührend feierte.

Am 27.08.2005 lud er daher zu sich nach Schleiden-Broich in die Eiffel ein. Seine große Wiese, die sich hinter seinem Haus befindet, war die Spielwiese für ein kleines aber feines Festival, auf dem nicht nur die Konzerte (insgesamt vier Stück) abliefen, nein auch die Angereisten konnten kostenlos auf der Wiese zelten oder im Wohnanhänger nächtigen. Die Pferde, die sonst auf dieser großen Wiese verweilen, mussten daher den musikalischen Gästen weichen. Glück hatten alle auch mit dem Wetter, denn nach wochenlangen Regenfällen war es ein herrlicher, spätsommerlicher Tag.

 

Gegen 14.00 Uhr war Einlass und ab 15.30 Uhr ging es dann musikalisch los. Wer weiß, welche Baustellen sich derzeit auf der A1 befinden, der kann sich vorstellen, dass vor dem Hörgenuss erst einmal die Bewältigung mehrere Staus anlag. Aus diesem Grund kamen wir auch leider erst zum Ende des ersten Konzertes, das Stefan Erbe bestritt, in Broich an. In einem großen Pavillon hatten die Musiker ihre Instrumente aufgebaut und die Zuschauer saßen in einem großen Halbkreis vor der Bühne.

         

         

Stefan spielte einen sehr rhythmischen Set, den wir auch von seiner aktuellen CD „Timeless“ her kennen. Dieses Set stellt auch gleich den ersten Teil dar, den er am 03.09.2005 in Wetter beim Spaceworks-Konzert spielen wird. Stefan hatte einige Filmanimationen mitgebracht, die über einen Beamer auf eine kleine Leinwand vor der Bühne projiziert wurde. Aufgrund des sonnigen Wetters konnte man aber nicht erkennen was dort genau ablief. Das schmälerte seinen guten Auftritt aber nicht.

         

Als zweites stand dann das Trio Broekhuis, Keller & Schönwälder auf dem Plan. Kernstück des sehr Sequenzer orientierten Konzertes waren drei Nummern, die aus der Feder von Detlef Keller stammten. Los ging es mit „Step 1“ von dem im Oktober erscheinenden Keller-Album „Harmonic Steps“.

         

Track Nummer zwei war ein Stück, das die drei schon bei ihrem diesjährigen Auftritt in Frankreich gespielt hatten. Dann erklangen für viele der Anwesenden sehr vertraute, aber nicht mit den drei Musikern in Verbindung stehende Klänge. Ist das Schulze? Klar ist es ein Stück von ihm. Die drei spielten „Ludwig II. von Bayern“ von dem Album „X“ in einer sehr schönen Variante. Als Abschluss boten die drei dann als Zugabe noch einen Titel, bei dem lediglich einige Sequenzen in dem von Thorsten Feuerherdt entwickelten Stepsequenzer mit dem Namen „Schrittmacher“ von Detlef Keller als Grundlage dienten und die drei munter drauflos improvisierten. Das klang wie immer sehr gut.

         

              

Spaß hatten die drei allemal an diesem Set, denn sie versprühten - wie immer - eine Menge guter Laune. Mario verließ zeitweise das Zelt um mit seinem tragbaren Roland-Keyboard im des Halbrund der Zuschauer zu wandeln. Auch Bas schnappte sich seinen Rhythm Stick und verließ so ebenfalls das schützende Dach des Pavillon. Das sorgte dann doch für Abwechslung.

         

         

Der dritte im Bunde war der in Basel lebende Thomas Gruberski. Seine letzte CD „Spacetime Adventures“ stammt bereits aus dem Jahr 2000. Die lange Pause liegt vor allem an seiner beruflichen Entwicklung, die ihn daran hinderte, neue Stücke zu veröffentlichen. Thomas bot einen Set, der aus sehr eingängigen Melodien bestand.

         

         

Seine Nähe zu Jean Michel Jarre konnte er dabei nicht ganz verbergen. Gewürzt hatte er die sehr rhythmischen Tracks mit einer gehörigen Portion Pop. Die Stücke gingen dabei schnell ins Ohr. Bei dem Konzert ging Thomas mit einer Menge Spielwitz und Energie mit, das konnte man deutlich erkennen.

         

         
Applaus für das Publikum und ein sichtlich gut gelaunter Mario am Mischpult (während des Auftritts von Thomas Gruberski)

Das Highlight des Tages kam dann aber mit der Dämmerung. Maxxess gab sich die Ehre und spielte einen Querschnitt seiner drei Studioalben sowie ein komplett neues Stück. Allein auf der Bühne, kamen die Synthies aus dem Rechner, während er selbst hauptsächlich seine E-Gitarre bearbeitete. Das sorgte auf jeden Fall für eine Menge Energie und Bewegung. Es ist einfach eine Freude ihm bei seinem druckvollen Spiel zuzusehen. Auch der Sound war bei diesem Konzert druckvoller als zuvor.

         

         

Es gab aber auch noch einige Gäste, die ihn unterstützten. Zum einen war das Axel Stupplich, bekannt auch als Axess, der ihn an den Synthies begleitete. Die beiden spielten ebenfalls ein neues Stück, das sie schon live in England aufgeführt haben. Es war im Stile der „Contact“-CD gehalten. Das Stück soll auf einer zukünftigen CD von Axess / Maxxess erscheinen. Zum anderen kam dann noch Klaus Hoffmann-Hoock, der Mastermind von Mind Over Matter, mit auf die Bühne. Klaus hatte ebenfalls seine Gitarren im Gepäck und so entwickelte sich eine Gitarrenschlacht zwischen diesen beiden, die einfach mitriss.

         

         

Als dann gegen 21.30 Uhr das Ende in Sicht war, kam es noch zu einer Session der besonderen Art. Denn Maxess, Axess, Klaus Hoffmann-Hoock, Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder spielten eine "Kakaphonie", wie Klaus es ausdrückte, die aus reinen Improvisationen bestand. Auf einer Grundsequenz ließen sich alle der Reihe nach - und natürlich zusammen - in wilden Improvisationen aus, die in jeder Minute harmonisch klang. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich diese Musiker untereinander blind zu verstehen scheinen.

         

         

Joerg hat es geschafft eine gute Mischung aus den unterschiedlichen Bereichen der Elektronik an diesem Tag zu vereinen. Ob Stefan Erbe mit seinen rhythmisch-melodischen Tracks (mit dem rechten Maß an bpm), Broekhuis, Keller & Schönwälder mit ihrem typischen Sequenzersound und einer Schulze-Einlage, Thomas Gruberski, der sehr melodische und eingängige Tracks mit Anleihen an Jarre zauberte oder Maxxess, der den Rock in die Szene holte, für jeden war etwas dabei.

         

Besonders gut gefiel mir an diesem Tag auch die lockere Atmosphäre, die auf dem Gelände herrschte. Man hatte das Gefühl eines Campingausfluges, da sich nette, zwanglose Gespräche mit Musikern und Gästen entwickelten. Und nicht nur über Musik wurde gefachsimpelt. Nein, man sprach über Gott und die Welt. Darüber hinaus war auch für das leibliche Wohl gesorgt, denn es gab genug zu essen und zu trinken. Am nächsten Morgen konnte dann in Ruhe vor dem Zelt bzw. Wohnanhänger oder zusammen mit den verbliebenen Musikern/Gästen gefrühstückt werden. Das hatte etwas von einem kurzen Urlaubstrip. Ich kann nur hoffen, dass nicht erst beim nächsten runden Geburtstag Joerg diesen klasse Event wiederholt.

         

Stephan Schelle, 28.08.2005