Broekhuis, Keller & Schönwälder live im Planetarium Bochum
Broekhuis, Keller & Schönwälder
(live im Planetarium Bochum 04.08.2007)
 

Zu einem ganz besonderen Fest hatten der Schallwende e.V. und die Musiker Broekhuis, Keller & Schönwälder am 04.08.2007 ins Bochumer Planetarium eingeladen. An diesem Tag feierte nämlich der Elektronikpapst, Klaus Schulze, seinen 60. Geburtstag. Zu diesem Anlass feierten der Verein und die Musiker mit den Gästen ein kleines Fest im Rahmen eines Konzertes, bei dem die Musik des Elektronikpioniers, Klaus Schulze, im Mittelpunkt stand.

    

Doch bevor das Konzert startete, wurde noch die einstündige Präsentation „Das Reich der Sterne“, bei dem das Publikum auf eine Reise in unser Sonnensystem und weit darüber hinaus mitgenommen wurde, gezeigt. Die Besucher konnten so einen Eindruck gewinnen, wie das Planetarium sonst, ohne Livekonzerte, die Themen Weltall, Kosmos etc. vermittelt. Die sehr interessante und lehrreiche Präsentation passte ganz gut ins Programm, war sie doch mit Musik von Klaus Schulze unterlegt. Dazu wurden reichlich Informationen von zwei Sprechern geboten. Angefangen vom Sternenhimmel bis hin zu fernen Sonnen und ihren Systemen, die Geburt der Sterne oder gar schwarzen Löcher, vieles wurde geboten, was bisher unbekannt war.

    

    

Nach diesem ersten Einstieg gab es eine Pause, in der der Schallwende e. V. zu ehren des großen Elektronikers, der zwar eingeladen war, aber nicht kommen konnte, Sekt, Orangensaft und Brezel reichte. So konnten die Besucher der seit geraumer Zeit ausverkauften Veranstaltung auf den großen Musiker anstoßen.

Ab 21.20 Uhr nahm die Besucher dann das Trio Broekhuis, Keller & Schönwälder mit auf eine Reise durch den Schulze-Kosmos. Dazu sorgten stimmungsvolle Bilder, die in die Planetariumskuppel projiziert wurden, für die richtige Atmosphäre.

    

    

Nun ist das mit Tribut-Konzerten ja immer so eine Sache. Die einen mögen es am liebsten, wenn sich die Protagonisten nah am Original orientieren, andere, wie ich, haben es gerne, wenn die live gespielten Stücke nicht zu perfekt klingen. Und bei den Stücken von Schulze war zu befürchten, dass sie eventuell doch perfekt nachgespielt werden. Wer das Trio Broekhuis, Keller & Schönwälder kennt, der weiß jedoch, dass sie sich zwar stark von Schulze und Co. in ihrem Stil haben beeinflussen lassen, live aber immer etwas ganz besonderes präsentieren. Und so war es auch dieses Mal denn die Stücke „Floating“, „Crystal Lake“, „Ludwig II von Bayern“, „Spielglocken“ und „Welcome To The Moog Brothers“ trugen ganz deutlich ihre eigene Handschrift.

Bei einigen Passagen der Schulze-Tracks wichen sie doch deutlich vom Original ab, präsentierten wie bei „Spielglocken“ einen neuen, modernen hypnotischen Rhythmus oder mischten einige Effekte hinzu. Vor allem der Drumpart von Bas war für diese Stücke natürlich etwas Neues. Allerdings waren einige Drums recht verhalten und leise eingestellt, so dass man oft nur den Kontakt der Schlagstöcke auf den Trommeln selber, nicht aber den verstärkten elektronischen Ton hörte.

              

    

Die drei starteten mit „Floating“ vom 76’er „Moondawn“-Album. Das Original beginnt mit einem in arabischer Sprache (ist das richtig?) gesprochenen Text. Und diesen Part übernahm Detlef, indem er den Text vorlas. Seine Stimme war verfremdet über die Anlage zu hören. Das klang zwar anders als von Schulze, war aber ein netter Einstieg. Apropos Anlage, ich fand den Sound im Planetarium wirklich sehr gut. „Ludwig II von Bayern“ und „Spielglocken“ wiesen mehr Rhythmussequenzen als im Original auf und zu Beginn von „Welcome To The Moog Brothers“ vom Album „Are You Sequenced“ ließen sie die Synthies flirren, so als würde ein Automotor überdreht und bis an seine Grenze getrieben. Da zirpte und rauschte es recht heftig aus den Boxen. Den Cello-Part, den Wolfgang Tiepold auf dem Original von „Spielglocken“ spielt, übernahm übrigens Detlef Keller auf seinem Synthie, was recht gut rüberkam. Und auch die Glockenspielklänge spielte Detlef während des Konzertes live.

                   

    

Neben den Projektionen, die für meinen Geschmack etwas zuviel vom Sternenhimmel zeigten, da hab ich bei anderen Elektronikkonzerten schon ganz andere Bilder gesehen, wurden zu Beginn eines jeden Stückes das entsprechende Cover des Schulze-Albums gezeigt. Das war sehr schön, konnte man doch so ganz gut das gespielte schneller zuordnen (nicht jeder ist ein Schulze-Kenner, der alle Stücke auswendig kennt). Sehr ansprechend waren auch die Eislandschaften, die zum Stück „Crystal Lake“ das Rund der Planetariumskuppel umspannten.

                   

Nach den fünf Titeln gab es dann noch eine Zugabe aus dem Album „Body Love“, Schulzes einziger Soundtrack zu einem Sexfilm. Diese Version wurde von dem niederländisch/deutschen Trio in einer XXL-Version gespielt. Während dieses Stückes wurden an den Sternenhimmel eine ganze Reihe von Fotos, die Klaus Schulze in allen Dekaden seiner Schaffensphase zeigten, geworfen. Das war eine sehr gelungene visuelle Untermalung und war meines Erachtens für diesen Rahmen genau passend. Die Verantwortlichen des Planetariums hatten zu der Livemusik sehr ansprechende Animationen (auch wenn für meinen Geschmack zu sehr auf das kosmische Thema abgezielt wurde) geliefert, die zur guten Gesamtstimmung beitrugen.

    

              

Nach gut zwei Stunden Livemusik war dann das Konzert beendet. Jeder muss jetzt für sich entscheiden, ob die Interpretation von Broukhuis, Keller & Schönwälder aus seiner Sicht gelungen war oder nicht. Zumindest muss man deutlich machen, dass die drei sich mit den Tracks auseinander gesetzt haben und sie neu interpretiert haben. Mir hat das Konzert jedenfalls gefallen, auch gerade weil sich die drei nicht so stark an die Originale gehalten haben. Ansonsten hätte man ja auch die CDs auflegen können, was sicher nicht so spannend wie das Konzert gewesen wäre.

Stephan Schelle, 05.08.2007