Diese Mal hatte der Verein das
britisch/deutsche Duo Ian Boddy & Bernhard Wöstheinrich auf die Bühne
geholt. Das Besondere daran, Ian und Bernhard kennen sich zwar schon
recht lange, sind doch einige CDs unter Bernhards Mitwirkung bei Ian’s
DIN-Label erschienen (so zum Beispiel „Blast“ von Centrozoon), doch
gemeinsam standen die beiden noch nicht live auf der Bühne, auch gibt es
bisher erst eine gemeinsame Veröffentlichung ("Moiré" aus dem Jahr 2004). Darüber hinaus war Ian bisher
erst einmal live in Deutschland zu sehen. Sein Auftritt auf deutschem
Boden reicht aber schon bis ins Jahr 1994 zurück. Somit wird deutlich,
wie außergewöhnlich das Konzert der beiden Elektroniker war. Der Titel
des Konzertes lautete „Beyond The Event Horizon“.
Das Bochumer Planetarium (links: Eingang / rechts:
Außenansicht)
Die beiden hatten zwei Sets zu je 40
Minuten zusammengestellt. Einige Tage vor Konzertbeginn hatten sie sich
getroffen, um die Musik festzulegen. Da es sich dabei um neues, bisher
in der Form unveröffentlichtes Material handelte, konnte das Planetarium
sich auf den Auftritt nicht vorbereiten. Normal wird dem Mitarbeiter des
Planetariums, der für die Projektionen verantwortlich ist, einige Tage
vorher das musikalische Material zugesandt, damit er sich entsprechend
Gedanken zu den möglichen Bilden machen kann. Da er aber erst an diesem
Tag, also quasi während des Konzertes die Musik hörte, musste er
improvisieren, was an einigen Stellen zu Unterbrechungen in der
Präsentation führte. Ansonsten machte er seine Arbeit aber gut, denn die
Sternbilder, Planeten, Sternzeichen und im späteren Verlauf die
sichtbaren Lichtstrahlen, die durch Einsatz von Nebelschwaden erzeugt
wurden, waren sehr stimmungsvoll.
Der Beginn des ersten Sets war sehr
sphärisch und spacig gehalten. Flächen und Sounds, die an eine Reise
durchs Weltall angelehnt waren, wurden von einer kräftigen Brandung
(Wellenrauschen) begleitet. Dazu wurden Projektionen vom Sternenhimmel
in der Kuppel des Planetariums geboten. Es folgte elektronisches Gezirpe
und Synthiegeflatter welche in Flächen und Atmosphären übergingen, die
die Anwesenden ins All beamten.
Dann entwickelte sich langsam nach
einigen Minuten so etwas wie eine Harmonielinie. Es dauerte nicht lange
und eine Rhythmussequenz kam zum Vorschein und auch eine Melodie war zu
vernehmen. Nun war endlich dieser typische Stil zu hören, den man von
Ian Boddy kennt. Rhythmische Parts wechselten sich im verlauf mit spacig/flächigen
Teilen ab, wobei die ruhigen Passagen klar die Oberhand hatten. Wie ich
hinterher erfuhr, war ein Gerät von Ian während des ersten Sets
abgestürzt, was dazu führte, dass er seine Parts nicht komplett spielen
konnte. In der Pause musste er das Gerät neu booten. Besonders gut
gefiel mir der letzte, sehr melodiös/rhythmische Teil des ersten Sets.
Während dieses ersten Sets spielte Bernhard auch wieder auf seiner 'Z-Tarr'
und einer EMU XL7, das ist ein Gerät das wie eine Gitarre gegriffen
wird, aber statt Saiten zu zupfen, reagiert es auf Kontakt.
Nach einer kurzen Pause präsentierten
die beiden ihren zweiten Set, der zunächst mit Sounds begann, die nach
Signalen, die ins All gesendet werden, klang. Dieser Beginn war wieder
sehr sphärisch und hatte darüber hinaus einen Soundtrack artigen Sound
zu bieten. In diesen Teil streuten die beiden tolle Stereoeffekte ein,
die von allen Seiten zu kommen schienen. Dann schlich sich auch wieder
der typische Boddy-Rhythmus in die Musik ein und es waren auch wieder
diese tollen Sounds zu hören, die Ian erschafft und die sofort ins Ohr
gehen. In diese Musik woben sie auch noch Klänge, die durch ihre
Instrumentierung keltisch oder schottisch klangen. Das brachte etwas
Worldmusik bzw. Folk in die elektronische Weltraumreise.
Als Bonus hatten die beiden dann noch
eine Zugabe im Gepäck, die für mich das Highlight des Abends war. Zum
einen war dieser Track einfach faszinierend gespielt, hier stimmten
Melodie- bzw. Harmonieführung sowie die optischen Effekte, zum anderen
wirkten durch den Einsatz von Nebel die Lichtstrahlen, die die Planeten-
und Sternenkonstellationen an die Decke projizierten, noch effektvoller.
Das war schon sehr beeindruckend.
Ian Boddy & Bernhard Wöstheinrich
lieferten ein sehr ansprechendes Konzert im Planetarium ab.
Stephan Schelle, 28.09.2008
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