A r c a n e
(E-Day, Oirschot - NL -  29.04.2017)


    

Der Brite Paul Lawler, der als Arcane seine elektronische Musik herausbringt, muss die Musik von Tangerine Dream aufgesogen haben, denn er ist in der Lage die Essenz ihrer Musik zu destillieren und in seiner eigenen Form so perfekt darzubieten, dass man glaubt, es müssten die Original am Werke sein. Aber nicht nur die großen Berliner Pioniere hat er im Visier, sind seine Veröffentlichungen sehr vielseitig und abwechslungsreich.

    

Unter dem Namen Arcane sind mittlerweile 20 Alben erschienen, bei denen Anfangs die Elektronikfreunden glaubten, es handele sich um ein neues Projekt mit Tangerine Dream-Mitgliedern, so perfekt setzte er die Sounds und Melodien um. Paul schafft es aber im Alleingang diese Atmosphäre zu entwickeln, ohne dass es wie ein reines Plagiat klingt. Das zeigte er auch über weite Strecken während des Konzertes in Oirschot beim E-Day 2017. Zum Set gehörten neben einigen älteren Stücken auch brandneue Titel, die bisher noch unveröffentlicht sind. Neben Klängen die nach Tangerine Dream der 80’er Jahre klangen, waren es vor allem mitreißende Melodien, die er präsentierte.

     

Das komplette Konzert über wurde Paul Lawler von roten Spotlights angestrahlt, während im Hintergrund auf der großen Leinwand einige Filme gezeigt wurden, die gut zur Musik passten. Trotz ihrer Schlichtheit, zeigten sich beeindruckende Grafiken auf der Leinwand, die allerdings nicht von der Musik ablenkten. Paul spielte ein gut einstündiges Set, bei dem die einzelnen Tracks durch Bridges verbunden waren. So entstand ein kompaktes Set, das eine Stunde die Zuschauer gefesselt hielt. Musik und einige der Bilder sorgten für eine hohe Sogwirkung.

    

Los ging es mit dröhnenden Synthiesounds die von herrlichen Flächen und Effekten ergänzt wurden. Zu diesen ersten Klängen zogen zunächst graue Wolken auf dunklem Untergrund, dann Wolkenformation am blauen Himmel auf der Leinwand dahin. Sobald die Klangfarben sich erhellten, wurden auch die Wolken freundlicher. Paul malte in diesen ersten Momenten eine düstere Stimmung, die sich aber nach gut drei Minuten veränderte, in dem nun Arpeggios aufkamen und sich langsam Harmonien entwickelten, die sich anhörten, als hätten Tangerine Dream und Jean-Michel Jarre in den 70’er bzw. 80’er Jahre dieses Stück zusammen eingespielt. Immer treibender wurde die Musik in die nun auch Mellotronklänge eingebaut wurden, während nun unser Globus und Sonnensysteme auf der Leinwand zu sehen waren. Ab jetzt war man von Paul’s Musik absolut gefesselt.

    

Die Musik entwickelte sich immer weiter in dem nun auch der Drumcomputer für den nötigen Rhythmus sorgte, während Paul sehr eingängige und schöne Melodien einbaute. Im weiteren Verlauf (es müsste der zweite Track gewesen sein, was sich bei den passenden Übergängen und dem zusammenhängenden Set schlecht verorten lässt) kamen dann Sounds, Rhythmen und Melodiebögen auf, die sehr nahe an Tangerine Dream der späten 80’er, frühen 90’er Jahre lagen. Paul spielte diese sehr gelassen und souverän und bewegte sich dazu sehr konzentriert und ruhig.

     

Das folgende Stück wurde durch einen stampfenden Beat bestimmt und klang dieses Mal nicht nach „Berliner Schule“ sondern mehr nach der britischen oder niederländischen Fraktion. Vor allem die sehr eingängige Melodie und der treibende Rhythmus waren von besonderer Güte. Das hatte – durch die Eingängigkeit - auch eine Spur von Popmusik, ohne ins Belanglose abzudriften. In eine ähnliche Richtung, allerdings wieder mit reichlich Tangerine Dream-DNA wies der nächste Track. Musikalisch lag die Musik in Tangerine Dreams „Optical Race“-Phase.

    

Wie eine Reise unter der Oberfläche der Weltmeere zeigte sich dann das nächste Stück, das aus meiner Sicht einige zarte Zitate von Jarre aufwies. Dieser Soundtrack artige Track wirkte mystisch. Dem schloss sich dann ein – durch den Drumcomputer – leicht rockiger Track an. Nach weiteren recht Tangerine Dream artigen Stücken hatte Paul auch noch einen unwiderstehlichen Track mit einem stoisch pumpenden Beat im Programm, auf den er eine hinreißende Melodie setzte. Dem folgte dann noch eine Zugabe, bei der erneut Tangerine Dream durch alle Platinen leuchtete.

     

Das Konzert von Paul Lawler aka Arcane war sehr gut und sprach nicht nur die Freunde von Tangerine Dream an, denn Paul zeigte, dass er ein Händchen für herrliche Melodien und Sounds besitzt, die teilweise auch mit entsprechenden Rhythmen versehen waren. Für mich war er die Entdeckung des Tages, auch wenn Paul Lawler schon seit vielen Jahren musikalisch aktiv ist. Er kam darüber hinaus sehr gut beim Publikum an, das ihn am Ende begeistert feierte.


Setlist

Introduction from Opus-1 (remixed) 
Philae (Landers)
(Bridge) 
New track-1 
(Bridge) 
New Track-2 
(Bridge) 
New Track-3 
(Bridge) 
Lunar-9 (Landers) 
Fire Wings (Opus) 
Aphelion-2 (extended) 
(bridge) 
The Taxidermist (33 1/3rd Rpm) 
Post Apocalyptic Rodeo (Opus) 


Zugabe

From Here to Oblivion (Revenants)

Stephan Schelle, Mai 2017

 

Konzert von Moonbooter

 

Konzert von Modulator ESP