Amir Baghiri in Lemgo
Amir Baghiri live in Lemgo 22.09.2006

 

Der aus dem Iran stammende und seit langer Zeit in Deutschland lebende Ambientmusiker, Amir Baghiri, gab im Rahmen einer Benefizveranstaltung für den Kindergarten Kieselstein am Freitag dem 22.09.2006 ein Konzert in der St. Johann Kirche von Lemgo.

    

    

Im Gemeindehaus der Kirche, das für ca. 150 Zuschauer Platz bietet, fand das gut besuchte Konzert statt. Neben Amir trat noch Lillemor Spitzer auf, die mit ihrem Partner Michael Bergmann einen gesanglichen Streifzug aus der Welt des Musicals bot, auf den hier aber nicht weiter eingegangen wird. Auf Grund des Anlasses und der eher ungewöhnlichen Musikkombination setzte sich das Publikum aus sehr unterschiedlichen Bereichen zusammen.

Amir eröffnete mit seinem sehr atmosphärischen Ambientsound den Abend und zauberte zusammen mit seinem Mitstreiter Bernhard Wöstheinrich, bekannt als Redundant Rocker und Mitglied der Formation Centrozoon, einen audiovisuellen Kick, der die Besucher aus dem Hier und Jetzt entriss. Erst fünf Tage vor dem Konzert hatte Amir Bernhard gefragt, ob er ihn musikalisch unterstützen könne. Es ist schon erstaunlich, wie gut die beiden, trotz der kurzen Zeit, auf der Bühne miteinander harmonierten.

              

    

Amir und Bernhard benutzten während ihres Auftrittes neben elektronischem Gerät wie Keyboard, Sequencer, Sampler und Z-Tarr, das ist eine Gitarrenähnliches Midigerät, das zwar wie eine Gitarre gegriffen wird, aber durch Druck (es gibt keine Tasten) bedient wird, auch Akustikinstrument aus aller Welt wie z. B. Didgeridoos, Shakers, Ocarinas, Rainmakers sowie Percussioninstrumente. Amir und Bernhard spielten zeitweise gar ein Duett auf Didgeridoos. Ich wusste bis zu diesem Abend gar nicht, dass Bernhard dieses Instrument beherrscht.

                  

    

Amir präsentierte eine Mixtur seiner Werke aus den letzten zehn Jahren. Mit Naturgeräuschen, die Amir im Sommer auf der Insel Fehmarn aufgenommen hatte, begann das Konzert. Erst leise, dann immer lauter werdend, endete dieser Beginn aus Natursounds in einem Donnerschlag. Dazu wurde passend die Bühne in knallrotes Licht getaucht. Dann starteten Amir und Bernhard mit dem Stück „Last Heat“ vom 98’er Album „Autumn“. Neben dem unveröffentlichten Track „Seqouia“ bestand der Set noch aus Stücken der Alben „Time“, „Exosphere“,  „Cages“ und „Planet X“. Tranceartige, teils sehr spacige Parts wechselten sich mit rhythmischen Passagen ab und erzeugten eine tolle Ambientstimmung. 

Neben einer sehr schönen, atmosphärischen Lightshow, bei der auch das alte Mauerwerk der Rückwand des Gemeindehauses mit eingebunden wurde, sorgten vor allem die von Stefan Erbe, perfekt zur Musik zusammen geschnittenen Filme, die auf eine Leinwand neben der Bühne projiziert wurden, für eine ansprechende Untermalung der Ambientklänge. Gezeigt wurden überwiegend Naturaufnahmen, da natürlich hervorragend zu den sich langsam entwickelnden ruhigen Stücken passten. Dazu wurden die beiden Musiker eingenebelt und in grünes, blaues oder häufig auch rotes Licht gehüllt. Das war ein Erlebnis für alle Sinne.

    

    

Aufgrund des weiteren Programms musste Amir seinen Set leider schon nach etwas mehr als einer Stunde beenden, was für mich auch der einzige Kritikpunkt an diesem Konzert ist, denn es war für meinen Geschmack definitiv zu kurz. Der Beifall am Ende des Konzertes zeigte dann auch, dass Amir und Bernhard die Besucher, von denen einige gar aus Holland angereist waren, überzeugt hatten, auch diejenigen, die bisher noch keinen Kontakt zu Amirs Ambientsound hatten.

    

    

Stephan Schelle, September 2006

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