Die Tangerine Dream Story
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Auf dieser Seite präsentiere ich Euch den Director's Cut. Die hellblauen Textpassagen sind aus Platzmangel nicht in die Story des German Rock eingeflossen und die rötlichen wurden nachträglich noch hinzugefügt. Viel Spass beim lesen.


 

Wenn in der Musikszene der Begriff "Berliner Schule" fällt, ist ein Musikstil gemeint, der die elektronische Musik bis zum heutigen Tag beeinflusst hat. Neben Klaus Schulze sind es vor allem Tangerine Dream gewesen, die mit ihrem - Anfang der 70‘er Jahre sehr experimentellen - Sound diesen Begriff geprägt haben.

Tangerine Dream ist stark mit dem Namen Edgar Froese verbunden. Bestand die von Edgar 1967 gegründete Band mehr als 20 Jahre aus mehreren Musikern, die ebenfalls bei der Komposition der Stücke beteiligt waren, so ist seit Anfang der 90‘er aus Tangerine Dream ein reines Familienprojekt, bestehend aus Edgar und Jerome Froese, geworden, die sich lediglich zur Unterstützung Gastmusiker zur Seite holen. Doch beginnen wir am Anfang.

Edgar Froese wurde am 06.06.1944 in Tilsit geboren. In frühen Kinderjahren erlernte er bereits das Klavierspielen. Er studierte an der Berliner Akademie der Künste vier Jahre Malerei und Grafik. Dort gründete er dann auch 1962 seine erste Gruppe, in der er Gitarre spielte. Allerdings hatte er nie vor, seinen Lebensunterhalt mit der Musik zu bestreiten. Seine künstlerische Ausbildung half ihm später bei der Gestaltung der Plattenhüllen, bei der ihm seine Frau zur Seite stand. Auf vielen älteren Platten hat Edgar seinen Sohn Jerome bildlich (meist sehr versteckt) auf der Plattenhülle abgebildet.

Durch sein Interesse für die Kunst war er sehr von den Werken Salvadore Dalis sowie von den Werken Picassos und den französischen Surrealisten der 20‘er Jahre fasziniert. Ebenso begeisterten ihn Schriftsteller wie Henry Miller oder Walt Whitman.

Edgar lernte Salvadore Dali persönlich kennen und folgte 1967 einer Einladung, in Dalis Villa mehrere Privatkonzerte zu geben. Einige Künstler der Londoner und Pariser Subkultur trafen sich zu "happening afternoons" im spanischen Hafen Lligat. Die Darbietungen, die eine Mischung aus Musik, Literatur und Malerei waren, können als frühe Form einer Multimediapräsentation bezeichnet werden. Highlights dieser Veranstaltungen waren der Versuch von Dali, auf einem im hüfthohen Meerwasser stehenden Klavier Satie zu spielen; oder die Ballett-Tänzer, die auf riesigen Eierschalen, die auf dem Wasser trieben, zur Musik von Debussy tanzten. Zur Einweihung von Dalis Christus Statue, einer liegenden Plastik aus Regentonnen, Fahrrädern und Baumetall, koordinierten sie die Musik im Juli 1967.

Die Musiker, die mit Edgar an diesem Projekt arbeiteten, verstanden jedoch nicht den Sinn der Aktionen und so ging Edgar wieder zurück nach Berlin. Dort versuchte er 1967 Musiker zu finden, die wie er daran interessiert waren, Musik zu machen, die nicht darin bestand, Rock, Schlager oder die Top 40 der amerikanischen Charts zu spielen. Die meisten Musiker fanden die Vorstellung, visuelle Künste in Musik zu übertragen jedoch uninteressant. Im Cafe Zodiac spielten sie ihre "Nachtkonzerte", wie sie sie damals nannten. Es war vor allem laut.

Zur damaligen Zeit hatte Edgar Froese den Spitznamen "Viking", was auf sein nordisches Aussehen zurückzuführen war.

Mit der Band namens The Ones, die er bereits 1965 gegründet hatte, veröffentlicht er 1967 eine Single mit dem Titel Lady Greengrass. In diesem Stück taucht der Text: "The trees turn tangerine, the sky is suddenly green ...." auf. Die Band spielte Rhythm & Blues- und Rock ‘N‘ Roll-Stücke.

Edgar, der Multiinstrumentalist, war Fan von Jimi Hendrix und Pink Floyd. Er gründete im September 1967 Tangerine Dream. Tangerine ist die Bezeichnung für eine in Florida gezüchtete rötlich-gelbe Sorte der Mandarine. Ob der Bandname auf eine Textzeile der Single Lady Greengrass zurückzuführen ist, oder eine andere Entstehungsgeschichte hat, wird wohl ein Mysterium bleiben.

Edgar suchte eine ganze Weile nach den entsprechenden Musikern und probierte es mit verschiedenen Formationen, es endete für ihn jedoch nur in frustrierenden Ergebnissen, da die Meinungen der Musiker doch zu sehr auseinander gingen. Eine der ersten offiziellen Besetzungen lautet:

Volker Hombach (Saxophon, Flöte, Geige), Lanse Hapshash (Schlagzeug), Kurt Herkenberg (Bass) und Edgar Froese (Gitarre). Zeitweise war auch der Sänger Charlie Prince mit von der Partie.

Das erste Konzert mit "Musik, die damals als Underground bezeichnet wurde" (Froese), gab Tangerine Dream im Januar 1968 in der Mensa der Technischen Universität Berlin. Ein weiteres Konzert fand im Düsseldorfer Club Creamcheese statt, das die Rheinische Post mit den Worten "Unter der exotischen Bezeichnung Tangerine Dream spielten sie moderne Popmusik, genannt Psychedelic Rock" kommentierte. Während dieses Konzertes lernten Edgar & Co. einen Musiker kennen, der den regulären Bassisten, der aus Krankheitsgründen ausgefallen war, ersetzte. Er stieg bei ihnen ein, ohne ihre Musik zu kennen. Da die Band nicht mehr genug Zeit hatte, ihn in die Stücke einzuweisen, spielten sie mit ihm, ohne seinen Spielstil zu kennen.

Am 26.09.1968 spielte Tangerine Dream zusammen mit Amon Düül und Guru Guru auf einer Rockveranstaltung, die das Motto: "Deutschland erwacht. Popmusik aus deutschen Landen" trug. Drei Tage später traten sie bei den "Internationalen Essener Song Tagen" in der Grugahalle auf, bei denen ebenfalls Frank Zappa auf der Bühne stand. Im Frühjahr 1969 löste Edgar die Band auf und spielt ein halbes Jahr gelegentlich in Session-Formationen.

Edgar traf 1969 Klaus Schulze, der zu diesem Zeitpunkt Schlagzeug bei der Formation Psy Free spielte. Klaus hatte ein Gespür dafür, mit seinem Schlagzeug experimentelle Musik auszudrücken. Edgar und Klaus suchten einen weiteren Musiker, den sie in Conrad Schnitzler, einem damaligen Studenten des Objekt- und Aktionskünstlers Joseph Beuys, fanden. Conrad befand sich ebenfalls auf einer eher unkonventionellen Reise durch die Kunst. Mit dieser Formation entstand während einer Session in einem Privatstudio die Musik, die im Jahr 1970 unter dem Titel Electronic Meditation herauskam. Das Material war ursprünglich nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen. Der Tontechniker, der ihnen bei der Aufnahme geholfen hatte, ging mit den Bändern zum Meisel-Verlag (Ohr-Label von Rolf-Ulrich Kaiser und Peter Meisel). Die Band war überrascht, dass die Sachen angenommen und ihnen ein Plattenvertrag angeboten wurde. Die Platte wurde dann mit einigen Nachsynchronisationen - Edgar spielte noch einige Gitarrenparts und auch Teile mit der Orgel nach - veröffentlicht. Bei dieser Produktion kamen bis auf eine Farfisa Orgel keine elektronischen Tasteninstrumente zum Einsatz.

1970 verlassen Klaus Schulze und Conrad Schnitzler die Band bereits wieder. Klaus geht zu Ash Ra Tempel (mit Manuel Göttsching und Hartmut Enke) und beginnt 1971 eine Solokarriere, die ihn weltweit bekannt machte. Conrad gründet die Bands Eruption und Cluster.

Christopher Franke, den Edgar in Berlin kennenlernte und der sich schon längere Zeit mit der elektronischen Musik beschäftigt hatte, kommt im Alter von 17 Jahren von Agitation Free zu Tangerine Dream. Christopher, der am 06.04.1953 in Berlin geboren ist, studierte am Konservatorium Berlin klassische Musik und Komposition. Er ist ebenso wie Edgar von Komponisten wie John Cage und Karl-Heinz Stockhausen sowie dem Maler Salvatore Dali beeinflusst worden. Christopher baute gemeinsam mit dem Schweizer Avantgarde-Musiker und Komponisten Thomas Kessler in einer Berliner Musikschule ein Studio auf. Christopher brachte neue Impulse in die Musik der Band. Das neue Trio ergänzte der Organist Steve Schroyder.

Eines der ungewöhnlichsten Konzerte gaben Tangerine Dream im Oktober 1970 im österreichischen Kapfenberg. Sie traten mit sechs Flipperautomaten auf der Bühne auf, die sie an Verstärker angeschlossen hatten. Sie steuerten die mit Kontaktmikrophonen versehenen Geräte einzeln an und improvisierten dazu ihre meditative Musik. Das Konzert wurde damals im österreichischen Fernsehen gesendet.

Unter dem Titel Ultima Thule erscheint 1971 auf dem Ohr-Label ihre erste Single. Auf ihr befinden sich die Stücke Ultima Thule Part 1 und Ultima Thule Part 2. Diese Platte ist heute ein sehr begehrtes Sammlerobjekt. Part 1 der Single ist auf dem Album Antique Dreams im Jahr 2000 auf CD erschienen.

In der Besetzung Froese / Franke / Schroyder entstand 1971 die LP Alpha Centauri, deren Titel an den Einzelstern im Alpha Centaurus System, welcher ungefähr 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, angelehnt ist. Außer den drei Musikern wirkten noch Udo Dennebourg an der Flöte und der damalige Roadmanager Roland Paulyck am Synthesizer mit. Diese beiden waren jedoch nur Gastmusiker. Befanden sich auf der Debut-LP neben drei kürzeren Stücken nur zwei mit einer Länge von knapp über 10 Minuten, beginnt auf Alpha Centauri ihr Hang zu sehr langen Titeln. Die B-Seite besteht nur aus dem 22minütigen Titelstück.

Alpha Centauri entstand nach längerem Anhören verschiedener Werke von György Ligeti, einem elektronischen Komponisten.

Zu dieser Zeit taucht zum ersten Mal der Begriff Kosmos im Zusammenhang mit ihrer Musik auf, der später zum Synonym "Kosmische Musik" werden sollte. Die Plattenfirma sprang auf diese Phrasen an und nutzte sie fortan auch für weitere Gruppen des Labels. Auch die Bezeichnung "Kosmische Kuriere" entstand zu dieser Zeit. Alpha Centauri ließ Tangerine Dream in Amerika, Frankreich und Japan bekannt werden. Im Pop-Poll 1971/72 der Zeitschrift Sounds wurde Alpha Centauri zur "Langspielplatte des Jahres" gewählt.

Nachdem persönliche Probleme mit Steve Schroyder auftraten, verließ er 1971 schon wieder die Gruppe und wurde durch den Berliner Peter Baumann (geb. 29.1.1953) ersetzt, der 1968 seine musikalische Karriere als Organist bei der Amateurband Burning Touch begann. Mit dieser Zusammensetzung entstand die erste Konstante Formation. Sie sollte ca. sechs Jahre bestehen. Edgar meinte später, dass Tangerine Dream nach dem Einstieg von Peter wohl den wahrscheinlich größten musikalischen Sprung machte.

Der Jazzpianist Friedrich Gulda lud Tangerine Dream als einzige "Rockgruppe" im Juni 1971 zum Welt Musik Festival ins österreichische Ossiach ein. Hier absolvierten sie ein legendäres Konzert. Im gleichen Jahr schrieben sie für die WDR-Fernsehproduktion Vampira die Filmmusik.

Die Gruppe trennte sich von ihrem kompletten traditionellen Instrumentarium, um nicht in Versuchung zu geraten, dieses weiter zu benutzen. Mit kleinen Geräten aus der Messtechnik, wie zum Beispiel einem Sinusgenerator, begannen sie Sounds zu entwickeln. Sie wollten musikalisch und klanglich Dinge in Frage stellen, daher nutzten sie diese elektronischen Geräte und zweckentfremdeten sie für die Sounderstellung. Die von ihnen gewählten Tonlagen waren höher als eine Geige und tiefer als ein Baß angelegt. Es sollte nicht wohlgefällig klingen. Da bisher keiner versucht hatte mit diesem Gerät zu musizieren, wurde nicht komponiert, sondern ausprobiert und improvisiert. Bei ihrer Arbeit war nichts vorhersehbar. Als der finanzielle Erfolg einsetzte, bezeichneten sie sich auch als" bestbezahlteste Übungsband der Welt". Bei den Konzerten wurden sie praktisch dafür bezahlt, dass ihnen die Zuschauer beim Üben und Experimentieren zusehen durften.

Während Tangerine Dream auf den ersten beiden Alben noch herkömmliche Instrumente und elektronische Effekte einsetzten, benutzten sie erstmals auf der 1972 erschienenen Doppel-LP Zeit intensiv einen Synthesizer, den sie ein Jahr zuvor gekauft hatten. Finanziert wurde das durch den Verkauf des Großteils ihrer Instrumente. Neben Edgar, Christopher und Peter wirkten Florian Fricke (von Popol Vuh) am Synthesizer, Steve Schroyder an der Orgel sowie Christian Vallbracht, Jochen Grumbcow, Hans Joachim Brüne und Johannes Lücke am Cello als Gastmusiker mit. Was bei Alpha Centauri mit sehr langen Stücken begann, wird nun auf Zeit fortgesetzt. Die Doppel-LP besteht aus einem Largo in vier Bewegungen bzw. Akten. Auf jeder LP-Seite befindet sich ein Titel mit einer Länge zwischen 18 und 20 Minuten.

Die Zeitung Die Welt wertete die Platte seinerzeit mit der Aussage: "nichtssagende kosmische Endlosmuster", während die Fans der Band die Platte im Pop-Poll der Zeitschrift Sounds zur "Langspielplatte des Jahres" wählten.

Im Oktober 1972 stellen Tangerine Dream einen Rekord auf, sie spielen das kürzeste Konzert ihrer Laufbahn. Es dauert gerade mal 15 Minuten. In der Besetzung Froese, Franke, Baumann traten sie an diesem Abend auf. Sie hatten gerade angefangen mit "selbstgebauten elektronischen Spielzeugen" zu experimentieren, statt mit ihren normalen Instrumenten - Gitarre, Bass, Schlagzeug - zu spielen. Man hatte sie als Vorgruppe einer Bluesband engagiert. Kurz nachdem sie ihren Auftritt begannen, flogen Saftdosen, Äpfel und sonstige Gegenstände auf die Bühne. Nach ca. 15 Minuten war die Geräuschkulisse, die das Publikum erzeugte, lauter als die Musik von Tangerine Dream. Die Gruppe musste daraufhin die Bühne verlassen.

Einen weiteren Höhepunkt stellte ein Konzert dar, welches sie am 15. Februar 1973 im Theatre de l’Quest Parisien in Paris zusammen mit Ash Ra Tempel und Klaus Schulze absolvierten. Der Erfolg war phantastisch. 500 Besucher mussten nach Hause geschickt werden, da der Saal total ausverkauft war. Aufgrund des überfüllten Saales versuchte die Feuerwehr nach dem Konzert von Tangerine Dream, die diesen Event laut Sounds "mit einer traumhaft anmutenden tönenden Bilderwelt" begannen, abzubrechen. "Ihre Klänge flossen ruhig dahin, hie und da unterbrochen von atmosphärischen Störungen wie simuliertem Gewitter und Regen." Man entschloss sich dann aber doch das Festival fortzusetzen.

1973 veröffentlichen sie ihre vierte LP Atem, welche sie zu dritt einspielten. Auf dieser Platte wurden neue Hörerlebnisse geschaffen, die durch eine quadrophonische Aufnahme einen veränderten Klang der Instrumente möglich machte. Während die deutsche Presse dieser Platte nicht wohlwollend gegenüberstand, fand sie auf der britischen Insel größeren Anklang. Dies ist vor allem dem englischen DJ John Peel - einer damaligen lebenden Legende in der Radiowelt - zu verdanken, der die Platte auf seiner BBC-Playlist zur "Platte des Jahres" machte. Hierdurch wurde Richard Branson, der das Label Virgin gegründet hatte auf Tangerine Dream aufmerksam. Aufgrund von Differenzen mit dem Ohr-Label, die vor Gericht ausgetragen wurden, und der Tatsache, dass sie im Ausland mehr Beachtung als in Deutschland fanden - hier trifft mal wieder das Sprichwort vom Propheten, der im eigenen Land nicht zählt, zu -, unterschrieben sie im Dezember 1973 einen Plattenvertrag bei Virgin.

Der Rolling Stone schrieb dazu in 1996:

"Vorher musste Mick Jagger jedoch ein Teufelsding verkaufen, das ihm keinerlei Satisfaction bereitete: einen Moog-Synthesizer."

"Peter Meisel, mit dem wir vor Gericht standen, kaufte dieses Ungetüm vom Stones-Management", erzählt Edgar Froese. "Ein Haufen aus Kabeln und Schrott. Keiner wusste, wie man das Ding bedient. Aber Chris hatte ein Faible dafür. Als die ersten Töne rauskamen, sind wir total ausgeflippt. Meisel sagte: Damit soll ich Schlager produzieren? Und wir: Nee, du sollst uns das verkaufen. So kamen wir an unseren ersten Moog."

Edgar sagte im Musik Express über diese Zeit:

"Als wir die ersten Synthies kauften, haben wir zunächst einmal gelernt, die Fachausdrücke zu entschlüsseln, da gab es keine Übersetzung, nichts. Wir mussten überhaupt erst einmal funktionelle Abläufe erkennen."

Im Jahr 1973 verlässt Peter Baumann für kurze Zeit die Gruppe. Edgar und Christopher gehen mit neuem Material in das Berliner Skyline Studio. Das Ergebnis dieser Arbeit erscheint jedoch erst 1986 auf dem Album Green Desert.

Die erste Veröffentlichung auf dem Virgin-Label war 1974 Phaedra. Der Titel der LP entstammt der griechischen Mythologie. Über die tragische Liebesgeschichte der Tochter des Minos und Schwester der Ariadne entstanden im Laufe der Zeit einige Theaterstücke. Die Platte kam in die britischen Top 20, was auch auf die entsprechende PR-Arbeit des Labels zurückzuführen war. Auf ihr nehmen die Synthesizer, im Gegensatz zu den vorhergehenden Veröffentlichungen, mehr Platz ein. Der Rolling Stone meinte dazu: "Es ist eine erstaunliche Platte mit den heute effektivsten Ergebnissen am Synthesizer und Mellotron; es könnte die ungewöhnlichste Platte des Jahres werden." Mit dieser Platte löste sich Tangerine Dream von den Strukturen, die an Pink Floyd erinnerten, völlig. Die Soundmuster bauen sich langsam auf und verschachteln sich ineinander.

Ein weiterer Begriff für ihre Musik machte die Runde. Man sprach von "akustischem LSD". Ihre Musik ließ die Gedanken der Hörer entschweben und Phantasien machten sich breit, wie es vielleicht unter dem damaligen Konsum von LSD möglich war. Ob diejenigen, die den Begriff kreiert haben, meinten, die Musik nur unter Drogen ertragen zu können, ist nicht bekannt, positiv gesehen macht ihre Musik jedoch süchtig.

Das erste Konzert im englischsprachigen Ausland fand am 16.06.1974 im Londoner Victoria Palace statt. Die Music Week verglich ihre Musik mit "einem stetig fließenden Fluss, der hier und da eine leichte Biegung aufweist".

Mitte des Jahres erscheint Edgar Froeses erste SoloLP Aqua auf dem Deutschrocklabel Brain. Die Aufnahmen entstanden mit einem von Günther Brunschen (TU Berlin) entwickelten Kunstkopf.

Für das Chichester Festival Theatre übernahmen sie aufgrund eines Kontaktes, den Keith Mitchell herstellte, die musikalische Untermalung für "Ödipus Tyrannus". Der New Musical Express berichtete jedoch, dass "die Kombination aus klassischer Tragödie und zeitlosen Krautrockern nicht funktionierte". Auf der im Jahr 2000 erschienenen CD Antique Dreams ist eine Aufnahme der Ouvertüre zu diesem Theaterstück in einer 5 ½minütigen Version herausgekommen.

Es folgte im Herbst 1974 eine dreiwöchige Tournee durch Großbritannien, auf der ihre Musik erstmals von einem sogenannten "Video-Synthesizer" optisch unterstützt wurde. Die Presse bezeichnete ihre Konzerte als faszinierende Erlebnisse und im Pop-Poll des Melody Maker wurden sie zu den "hoffnungsvollsten Bands der Welt" gezählt. Ihre Konzerte zeichnete damals aus, dass sie zum größten Teil aus Improvisationen bestanden. Sie hatten sich den Standard gesetzt, kein Stück zweimal zu spielen.

Im Dezember 1974 traten sie in der Kathedrale von Reims auf. Sowohl die Musik als auch die Kathedrale, die mit ihrer gotischen Architektur den passenden Rahmen zu den fließenden, schwebenden Sequenzen bot, machten dieses Konzert zu einem unvergleichlichen Ereignis. Tangerine Dream traten danach weitere Male in Kirchen auf, ohne sich jedoch mit den konservativen Kirchenstrukturen zu identifizieren.

Kurz vor einer Tournee, die die Band im Frühjahr 1975 nach Australien und Neuseeland führt und von der sie ihre erste goldene Schallplatte mitbringen, springt Michael Hoenig (04.01.1952) für Peter Baumann ein. Peter hatte die Band im Januar 1975 über Nacht verlassen, um mit dem Auto eine Reise durch Asien zu machen. Michael war der Band bekannt, da er, wie auch Christopher Franke, Schüler des Berliner Avantgarde-Komponisten Thomas Kessler war. Der studierte Soziologe, Publizist und Theaterwissenschaftler wurde Ende 1971 Mitglied der progressiven Berliner Rockband Agitation Free, in der auch schon Christopher gespielt hatte. Auch mit Klaus Schulze arbeitete er zusammen.

Nach Beendigung der Tour und einem anschließenden Konzert am 02.04.1975 in der Londoner Royal Albert Hall, vor 6.000 Besuchern, verließ Michael die Band wieder. Ein Kuriosum am Rande: Tangerine Dream mussten für dieses Konzert 2.000 Pfund Strafe an die britische Musikergewerkschaft als Gage für drei Kammerorchester zahlen, die sie angeblich mit ihren Mellotronen arbeitslos gemacht hatten.

In den Jahren 1976 und 1977 komponierte Michael Hoenig Musik, die 1978 auf seiner ersten Soloplatte Departure From The Northern Wasteland bei der Majorcompany WEA veröffentlicht wurde. Michael spielte die LP mit Lutz Ulbrich (Agitation Free, Ash Ra Tempel, Eruption, Lüül) und Micky Duwe (Agitation Free, Ash Ra Tempel, Metropolis) an den Gitarren ein. Die Einflüsse von Tangerine Dream sind auf seiner LP deutlich zu hören. Im Pressetext der Plattenfirma hieß es, dass die Musik für "Hörer, denen das Primitive zu langweilig und das Esoterische zu wenig kommunikativ erscheint" gedacht sei. Die englische Ausgabe der Sounds beurteilte die Platte mit "Er beherrscht seine Synthesizer meisterhaft, jede Note, jeder Klang ist sorgfältig gewählt, eingesetzt und vorgetragen."

Während Michael 1976 an seiner ersten Solo-LP arbeitete, produzierte Manuel Göttsching (Ash Ra Tempel) sein Album New Age Of Earth. Im Herbst 1976 wurde Manuel gebeten eine Tour durch Frankreich zu machen um das neue Album zu promoten. Manuel bat Michael Hoenig ihn auf der Tour zu begleiten. Einen Tag bevor sie die Tour starten wollten, wurde sie gestrichen, da einige Konzerttermine nicht bestätigt waren. An diesem Abend nahmen sie ihre letzte Probe auf. Das von Manuel und Michael komponierte Werk wurde 1995 auf dem Label Musique Intemporelle unter dem Titel Early Water veröffentlicht. Die Platte besteht aus einem über 48minütigen Stück, welches die Synthesizer Hoenigs mit dem unvergleichlichen Gitarrenspiel von Göttsching vereinigt.

Weitere Veröffentlichungen von Michael sind Xcept One (1987) und die Filmmusik für das 88‘er Remake des Gruselklassikers The Blob (1988).

Mitte der 70‘er ist wohl Tangerine Dreams kreativste Zeit. Die Begründung ist sicherlich in der über einen längeren Zeitraum konstanten Besetzung der Band, die sich mittlerweile aufeinander eingestellt und eingespielt hat sowie auf die Beherrschung der Synthesizer zurückzuführen. Edgar setzt weniger die Gitarre ein und sitzt ebenfalls am Synthesizer.

Peter wird von Edgar und Christopher nach der Rückkehr von ihrer Tournee in Berlin wieder in die Band aufgenommen. Das in 1975 veröffentlichte Album Rubycon wurde wieder in der Besetzung Froese / Franke / Baumann eingespielt. Auch an diesem Album schieden sich die Geister. Während die einen das Werk als unmelodiös einstuften, erkannten andere "bislang unentdeckte Welten" in ihrer Musik.

Edgars zweites Solowerk Ypsylon In Malaysian Pale entstand unter dem Einfluss einer Asienreise. Die Platte erschien ebenfalls 1975. "Das ist, als wenn man aus der ewigen Dunkelheit des Dschungels in das pralle Sonnenlicht eines Strandes tritt - aus den Träumen der Nacht in die Realität des Tages", wird die Platte vom Melody Maker beschrieben.

In der Folge absolvierten Tangerine Dream mehrere Konzerte, die sie auf ihrem Weg weiter nach oben brachte. Zu nennen sind hier vor allem der Auftritt vor 14.000 Besuchern auf dem "Orange ‘75"-Festival in einem römischen Amphitheater und ihr Auftritt beim "Fête de l’Humanité" in Frankreich vor 30.000 Zuhörern sowie dem Konzert in England im York Minster (während ihrer 16-Städte umfassenden Großbritannien-Tournee im Oktober 1975), welches laut Melody Maker zu den "Konzerthöhepunkten des Jahres 1975" zählte. Im gleichen Jahr spielten sie im Deutschen Museum in München. Dieses Konzert fand dann auch mehr Beachtung bei den deutschen Kritikern. Die Süddeutsche Zeitung zählte sie zu den "Schrittmachern der Zukunftsmusik".

Der Music Express schreibt zum Ablauf ihrer Konzerte:

"Für Konzerte haben Tangerine Dream eine publikumswirksame, mystische Form gefunden. Die drei Musiker kommen in der verdunkelten Halle oder Kirche schweigend auf die Bühne, setzen sich an ihre mehrere Quadratmeter großen, mit Ketten von Kontrolllichtern geschmückten Synthesizeraufbauten, legen ein paar Schalter um, drehen ein paar Knöpfe und entlassen den ersten Klangstrom in den Raum. Am Ende drehen sie die Knöpfe zurück, kippen die Schalter wieder in die Gegenrichtung und verlassen die Bühne."

Auf dem Ende 1975 veröffentlichten Album Ricochet war erstmals Livemusik von Tangerine Dream zu hören. Auf der Platte finden sich die Stücke Ricochet Part One und Ricochet Part Two, die während ihrer 75‘er Tournee durch Frankreich und England mitgeschnitten wurden. Während die Platte bei der Presse in Deutschland wieder nicht den entsprechenden Anklang fand, wurde sie im Ausland gelobt. Der New Musical Express bezeichnete sie als "eines der schönsten Alben des Jahres".

Das Jahr 1976 beginnt wieder mit Konzerten in Frankreich und ersten Auftritten in Spanien. Im Sommer bereisten sie auch wieder die britische Insel.

Edgar Froese bringt seine dritte SoloLP unter dem Titel Macula Transfer auf den Markt. Die Titel der einzelnen Stücke muten sehr eigenwillig an, da sie nach Flugnummern wie Quantas 611 oder OS 452 benannt sind. Die Stücke entstanden auf Flugreisen, die er 1975/1976 unternommen hatte.

Christopher Franke baut sich 1976 in einem 1902 ursprünglich als Ballhaus errichteten Gebäude ein eigenes Tonstudio auf. Dieses Gebäude war ebenfalls als Kino, Diskothek und Lagerhalle benutzt worden, bevor Christopher es erwarb. Es bot Platz für das ganze Equipment der Band sowie für ein rund 50-köpfiges Orchester. In diesem Studio entstanden in den Folgejahren mehrere Alben und Soundtracks von Tangerine Dream. Die Tourneeprogramme wurden hier ebenfalls eingespielt bzw. geprobt.

Die nächste LP von Tangerine Dream erscheint 1976. Sie heißt Stratosfear. Die Stücke werden wieder kürzer und umspannen nicht mehr eine komplette Plattenseite, sondern haben eine Maximallänge von knapp über 11 Minuten. Erste Anzeichen dafür, dass Tangerine Dream rhythmischer wird, sind in dem Titelstück zu finden.

Auf der darauffolgenden Europatournee vom 20. Oktober bis 01. Dezember 1976 durch Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweiz und England stellen sie ihr neuestes Werk bei 31 Konzerten live vor. Während dieser Konzerte bieten sie ihrem Publikum jedoch nur wenig optische Reize. Nahezu unbeweglich saßen sie vor den Aufbauten ihrer riesigen Instrumente.

Edgar:

"Bei unserer Musik erfolgt die Identifikation nicht unbedingt mit dem, der sie auslöst, ein Feedback, das jeder mit sich selber hat." Die Zuhörer sollten ihren eigenen Gedanken freien Lauf lassen.

Am 29.03.1977 starteten TD ihre erste, 16 Konzerte umfassende, USA-Tournee. Mit im Gepäck hatten sie erstmals die "Laserium Light-Show", welche für die damalige Zeit mit spektakulären Lichteffekten aufwarten konnte. Der Laser war sehr zuverlässig, er erforderte jedoch aufgrund der Hitzeentwicklung eine permanente Wasserkühlung. Der Aufwand war sehr groß, da in den USA eine große Anzahl von Sicherheitsbestimmungen erfüllt werden mussten.

1977 wurde der amerikanische Regisseur William Friedkin, der bereits durch Filme wie French Connection mit Gene Hackman und Der Exorzist weltbekannt geworden war, auf Tangerine Dream aufmerksam. Für sein Remake des Klassikers Sorcerer (deutscher Titel: Lohn der Angst bzw. Atemlos vor Angst), bei dem eine kleine Gruppe von Männern einen hochexplosiven Stoff per Lkw durch unwegsames Dschungelgelände transportieren muss, beauftragte er die Band den Soundtrack zu schreiben. Ihre erste Hollywoodproduktion war auch gleich die ungewöhnlichste.

Tangerine Dream bekamen das Skript zu Sorcerer direkt aus Amerika zugeschickt und komponierten die Musik, noch bevor die erste Filmklappe gefallen war. Sechs Wochen nach Eingang des Skriptes trafen sie sich dann mit Friedkin in einem Pariser Hotel. Sie besorgten sich zwei Lautsprecher und ein Abspielgerät und führten Friedkin die Kompositionen vor. Er war gleich begeistert und hat später einige Teile des Films nach der schon fertigen Musik geschnitten, was für die Filmindustrie außergewöhnlich war. Leider war der Film nicht sehr erfolgreich. Das lag auch daran, dass eine Woche vor seiner Premiere der Kassenschlager Krieg der Sterne von George Lucas in die Kinos kam. Ein weiterer Grund ist sicherlich darin zu finden, dass der Film mehrfach geschnitten wurde. Dies war sicherlich nicht im Sinne der Band, da sie den Film von Beginn an begleitet hatten. Friedkin, der ebenfalls mit dem Endprodukt nicht einverstanden war, stieg ca. drei Wochen vor Beendigung des Projektes aus und distanzierte sich von dem Film. Tangerine Dream reisten zur Weltpremiere am 24.07.1977 nach Hollywood. Mit ihrem Soundtrack konnten sie sich wieder in den Top 20 der britischen Charts platzieren.

Nach einer weiteren USA Tournee im August 1977 veröffentlicht Tangerine Dream die Doppel-LP Encore. Auf ihr sind Aufnahmen der Frühjahrs-Tour durch Nordamerika enthalten. Dieses Album macht deutlich, dass sie nie ein Stück zweimal spielten, mit Stratosfear oder Sorcerer haben diese Aufnahmen nichts gemein. Die Cashbox tituliert die Platte zum "Klassiker in seinem Genre". Die Titel Coldwater Canyon und Cherokee Lane sind auf Straßenbezeichnungen aus Kalifornien zurückzuführen, wo Tangerine Dream 1977 eine Weile in Hollywood Hills gewohnt hatten.

Ende 1977 erfolgt ein weiterer Schnitt in der Bandgeschichte. Peter Baumann verlässt die Gruppe nach ca. sechseinhalb Jahren aufgrund künstlerischer Meinungsverschiedenheiten sowie menschlicher Probleme. Er widmet sich fortan seinen Soloprojekten.

Seinen Ausstieg kommentierte er u. a.

"Einerseits ist es fast unmöglich, dass jedes Gruppenmitglied innerhalb von sechs Jahren die gleiche Entwicklung durchmacht. Andererseits ist jeder insoweit Egoist, dass er seine eigenen Vorstellungen verwirklichen möchte."

Sein erstes Soloalbum erscheint 1977 unter dem Titel Romance ‘76, welches ihm gute Kritiken einbrachte (Melody Maker: "ausgezeichnetes Solo-Debüt" und Cashbox: "hervorragende Einführung in die elektronische Musik" ). Seine Musik hatte etwas eigenständiges und war nicht mit den Veröffentlichungen von Tangerine Dream vergleichbar. Der Musik Express schreibt zur Platte: "Sein erstes eigenes Album, Romance ’76, entpuppt sich als Glanzlicht der elektronischen Musik. Der 25jährige Berliner folgt seiner romantischen Ambition, ohne zunächst in Gefühlsduselei abzudriften. Er bildet klare, schwebende Klanglinien, die über rhythmisch pulsierende Felder hinweggleiten, gelegentlich orchestrale Klangwolken durchziehen. Eine Musik, die starke Bilder suggeriert und oft spirituell anregend wirkt."

Er richtete sich in Berlin das Paragon-Studio ein, in dem er unter anderem auch Platten von Cluster, Joachim Roedelius und Conrad Schnitzler produzierte.

Nachdem er 1979 die LP Trance Harmonic Nights herausbringt, ein "Album mit Persönlichkeit und Seele" (New Musical Express), zieht er nach New York, "um ganz von vorn anzufangen".

Im Jahr 1980 verkaufte Peter sein Berliner Studio, siedelte in die USA über und gründete sein Private Music Label, auf dem in den 80‘ern fünf Alben von Tangerine Dream erschienen.

Auf dem 1981‘er Album Repeat, Repeat liefert er laut Melody Maker "nur nettes, anspruchsloses und enttäuschendes Material". Aus dieser LP wird die Single Realtimes ausgekoppelt.

1983 veröffentlicht er sein bisher letztes Soloalbum mit dem Titel Strangers In The Night. Das gleichnamige Titelstück erscheint ebenfalls als Single.

Peter Baumann verkaufte 1994 sein Private Music-Label, auf dem neben Tangerine Dream auch Künstler wie Suzanne Ciani, Yanni oder Eddie Jobson ihre Veröffentlichungen herausbrachten. Peter ist seither nicht mehr in der Musikbranche tätig.

Die verbleibenden Froese und Franke gingen mit der nächsten Produktion ein gewagtes Experiment ein. Sie engagierten den englischen Multiinstrumentalisten Steve Joliffe (Gesang, Flöte, Piano, Synthesizer), der zuvor bei der Blues-Rock-Band Steamhammer gespielt hatte. Als weiteres Mitglied wird der Berliner Schlagzeuger und Percussionist Klaus Krieger in die Band aufgenommen. Das Quartett wirkt anfangs zuversichtlich und will durch diese Zusammensetzung mehr Vielfalt in ihre Musik bringen. Aus dieser Zusammenarbeit entsteht 1978 das Album Cyclone, welches für Tangerine Dream untypisch ist. Die A-Seite besteht aus zwei Stücken, die wohl am ehesten damit umschrieben werden können "Tangerine Dream meets Krautrock". Vor allem durch den Gesang sowie dem Gitarren- und Schlagzeugeinsatz ist das Werk, von jemandem, der die Platte erstmals hört, kaum Tangerine Dream zuzuordnen. Die zweite Seite besteht aus einem längeren, über 20minütigem Stück, welches über weite Strecken wieder bekannte Elemente enthält, jedoch durch den Einsatz von Flöte und anderen Sounds Tangerine Dream-untypisch ist.

Den Versuch, ihrem durch Synthesizer erzeugten Schwebesound ein neues Umfeld zu geben, bezeichnet Edgar Jahre später als einen "Ausrutscher". "Das war der absolute Missgriff in die Wundertüte aller Möglichkeiten".

Die ausgedehnte Tournee im Herbst 1978 fand aufgrund der für Tangerine Dream ungewöhnlichen Instrumentierung und des Gesangs beim Publikum nicht die gewünschte Resonanz. Steve Joliffe verlässt demzufolge die Gruppe.

In 1978 erscheint ebenfalls Edgars viertes Soloalbum Ages. Bei dieser Produktion ist Klaus Krieger, der ebenso wie Edgar mit dem Zusammenspiel von elektrischem Sequencer und Schlagzeug experimentierte, mit von der Partie. Auf diesem Album befindet sich das Stück Tropic Of Capricorn in dem Edgar versucht seine Empfindungen musikalisch wiederzugeben, die er beim lesen des gleichnamigen Buches von Henry Miller hatte.

Die wieder zum Duo Froese / Franke geschrumpfte Formation beginnt sich wieder auf ihre Stärken zu besinnen, die die Gruppe vorher ausgemacht hat und bringt 1979 mit der LP Force Majeure ein herausragendes Album auf den Markt. Mit dieser LP hatten sie auch wieder Erfolg. Der Name Klaus Krieger wird zwar auf dem Cover noch genannt, er nimmt jedoch nur noch den Status eines Sessionmusikers ein, der sein Schlagzeug diesmal dezenter und passender einsetzt. Als weiterer Gastmusiker ist Edvard Meyer am Cello zu hören. Highlight dieses Albums ist das mitreißende und abwechslungsreiche, über 18minütige Titelstück.

Zwischen dem 17.03. und 10.04.1979 gehen sie auf eine Deutschlandtournee, auf der sie insgesamt acht Konzerte geben.

Im gleichen Jahr erscheint Edgars fünftes Solowerk Stuntman. Auf der "sehr guten und sehr schönen Platte" (Musik Express) präsentierte er sich als "verträumter Stadtromantiker" (Sounds) und wirkte im Gegensatz zu früheren Arbeiten "weniger anspruchsvoll, dafür zugänglicher und warmherziger" (New Musical Express).

Froese und Franke wollten wieder in ihrer erfolgreichen Besetzung mit drei Keyboardern arbeiten. Allerdings suchten sie jemanden, der einen anderen Musikansatz als sie hatte und der ein ausgebildeter Pianist war. Sie fanden ihn in dem 1950 geborenen Organisten Johannes Schmoelling.

Johannes bekam bereits im Alter von acht Jahren Klavierunterricht und mit zwölf Jahren begann er Kirchenorgel zu spielen. Mit 14 Jahren war er bereits Organist in einer katholischen Kirche in Delmenhorst. 1972 begann er - nach dem Abitur - mit einem Tonmeisterstudium an der Hochschule der Künste in Berlin. Nach Abschluss des Studiums fing er 1978 an, sich mit der Elektronik zu beschäftigen. Bei seinem ersten Job als Theater-Tonmeister bei der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin lernte er unter anderem mit Klängen, Geräuschen, Umgebungen und Licht umzugehen. In den 70‘er Jahren spielte Johannes in einigen Berliner Gruppen.

Ein Tonmeister empfahl Johannes Schmoelling. Edgar tauchte dann im Theater auf und bot Johannes an bei Tangerine Dream mitzumachen. Johannes, der nicht wusste wer Tangerine Dream war und mit der Musik ursprünglich nicht viel anfangen konnte, weil er aus einer anderen musikalischen Ecke kam, sagte zu. Das Angebot kam zur rechten Zeit, denn er hatte vor, das Theater zu verlassen um hauptberuflich Musiker zu werden.

Mit dem neuen Trio Froese / Franke / Schmoelling entstand wieder eine konstante Formation.

Am 31.01.1980 traten Tangerine Dream als eine der ersten deutschen "Rockbands" in der damaligen DDR auf. Ihr Auftritt im Palast der Republik wurde zwar vom Rundfunk der DDR mitgeschnitten, war jedoch lange Zeit in der westlichen Welt nur als Import-LP unter dem Titel Quichotte oder als Bootleg Staatsgrenze West zu haben. 1986 wurde dieses Konzert dann bei Virgin als Pergamon offiziell herausgebracht. Das DDR-Fachblatt Melodie & Rhythmus bezeichnete die Musik, die Tangerine Dream bei dem Auftritt spielte als "endlos ermüdende, improvisatorisch ausgewalzte Kompositionsskizzen". Die Besucher waren indes begeistert.

Ende 1979 spielte das Trio bereits ihre ersten Kompositionen in Christophers Studio ein. Diese Arbeit erscheint 1980 unter dem Titel Tangram. Mit diesem Album ernteten sie keine guten Kritiken. Die Zeitschrift New Musical Express spricht gar von "Synthesizer-Ramsch" und der Musik Express ist der Meinung, dass sich "die Klangmuster allmählich erschöpfen".

Johannes beschreibt die damalige Arbeit in einem Interview des Magazins Planet E. aus 1994 wie folgt:

"In den ersten Jahren war es komplette Teamwork. Tangram haben wir regelrecht zu dritt erarbeitet und zu dritt komponiert. Aber weil Christoph vom Schlagzeug herkam, war er prädestiniert, die rhythmischen Sachen, also rhythmischen Pattern, klangfarbenmäßig gut einzupassen. Das ist deutlich von Christoph bestimmt gewesen, aber Edgar hat es durchaus ähnlich gemacht. Er hat vielleicht vorher eher melodischer gearbeitet und ich habe eine Art von Pianopart oder ähnliches übernommen. Aber eine sogenannte Gewaltenteilung gab es nicht. Jeder von uns, der eine Idee hatte, stellte sie den anderen vor oder machte den anderen Vorschläge, wie das einzuarbeiten sei. Wenn sich mehrere vornehmen, das sie ein Team sein und etwas gemeinschaftlich erarbeiten wollen, kann die Arbeit nur fruchtbar sein, wenn alle mehr oder minder unterschiedlich sind. Ich glaube das Geheimnis, warum wir sechs oder sieben Jahre durchaus attraktive Sachen gemacht haben, ist vielleicht genau das, das wir uns immer ergänzt haben, weil jeder seinen Bereich hatte und es trotzdem gut zusammen passte. Wir hatten immer einen kreativen Austausch bei Tangerine Dream und so lernte jeder von jedem. Mann kann sagen, dass unsere Musik ein konstruktiver Kompromiss war."

Bei den Livekonzerten ihrer ausgiebigen Europatournee vom 11.10. bis 15.11.1980 mit insgesamt 26 Auftritten, davon fünf in Deutschland, wurde der neue Musiker Schmoelling vom Publikum unter die Lupe genommen. Er kam bei den Zuschauern gut an, da er nicht hinter Burgen von Instrumenten stand oder saß, sondern eher als pianistisches Element auf der Bühne stand. In dieser Zeit arbeiteten Tangerine Dream bei Liveauftritten mit vorprogrammierten Sequenzen und Harmonieschemen. Es gab auch Stücke, bei denen die vorprogrammierte Sequenz aufhörte und die Musiker vereinbart hatten, im direkten Anschluss weitere fünf Minuten an Soundcollagen zu spielen. Es wurde live viel Platz für Improvisation gelassen.

Die Ende 1980 erschienene 4-LP-Box ’70 - ‘80, die einen Querschnitt der bis dato zwölf Alben liefert, wird vom Musik Express mit den Worten "Beweis für die seit zehn Jahren ununterbrochen fließende Kreativität der Gruppe" kommentiert.

Anfang 1981 erscheint dann der zweite Soundtrack zu dem Film Thief (zu deutsch Der Einzelgänger) von Regisseur Michael Mann und James Caan in der Hauptrolle. Die Arbeit bei den Soundtracks sah so aus, dass sie sich die Szenen heraussuchten, die ihnen lagen. Jeder erarbeitete dann selbständig in seinem Studio Sequenzen für den Film. Manchmal wurde die Band schon im Stadium der Vorproduktion eingebunden, meistens fingen die Verhandlungen erst an, wenn der Rohschnitt bereits fertig war. Anschließend bekamen sie ein Band, auf dem sich neben der Dialogspur auch die Spur für den Audiotrack befand. Sie legten sich dann ein Konzept zurecht und legten fest, wo Thematik gewünscht war, wo Illustrationsmusik und wo ein Song eingesetzt werden sollte. So etwas dauerte in der Regel zwei oder drei Wochen – dann flogen der Regisseur und der Music Editor ein, um das Material zu sichten.

Ihr laut Melody Maker "wahrscheinlich bestes Album, was sie je gemacht haben" erscheint im Herbst 1981 unter dem Titel Exit. Auf diesem Album finden sich sechs kürzere Stücke mit einer Spieldauer von maximal neun Minuten.

Der Regisseur James Glickenhaus versucht mit dem Film Codename: Soldier, der 1982 unter dem Titel Der Söldner in die deutschen Kinos kommt, einen neuen, härteren Gegenpart zu James Bond zu schaffen. Den Soundtrack zu diesem Film liefert Tangerine Dream. Bis heute ist er jedoch nicht als Platte erschienen. Der Film, in dem neben dem Hauptdarsteller Ken Wahl auch Klaus Kinski mitspielt, fällt an der Kinokasse durch.

Vom 20.01. bis 12.02.1981 absolvieren Tangerine Dream eine Europatournee mit 17 Auftritten, von denen neun in Deutschland stattfinden. Daneben gehen sie vom 15.10. bis 29.10.1981 auf eine Großbritannientournee, auf der sie 17 Konzerte geben.

Der Livehöhepunkt in 1981 bestand jedoch vor allem im Open-Air-Konzert am 29.08.1981, welches sie am Berliner Reichstag vor ca. 70.000 Zuschauern gaben. Am 09.12.1981 beteiligten sie sich an der "Rock-Klassik-Nacht" im Münchner Zirkus Krone, die von Eberhard Schoener inszeniert wurde.

Anfang 1982 touren Tangerine Dream durch Australien. Das Titellied zu dem Schimanski-Tatort Das Mädchen auf der Treppe, das im gleichen Jahr als Single auf den Markt kommt, stellt ihren bis heute kommerziellsten Erfolg dar. Durch die Popularität der Schimanski-Krimis wurde - ähnlich wie Jahre später durch die Kombination Henry Maske (Boxer) / Vangelis mit Conquest Of Paradise - einem größeren Publikum die "traditionelle" elektronische Musik Nahe gebracht.

Tangerine Dream wollten nie kommerziell sein, daher wird diese Hitplatzierung, die unter die Top 20 kam, auch von ihnen als Betriebsunfall angesehen. Der Musik Express schrieb dazu: "Tangerine Dream werfen diese Hitimpulse tatsächlich weg oder bauen sie bestenfalls in ihre zehn bis zwanzig Minuten fließenden Klangströme." "Der Sündenfall vom Sommer ’82 ist ein Betriebsunfall, unvorhergesehen, kein Grund für einen radikalen Kurswechsel", sagt Edgar Froese. "Diese Fernseh-Single hatten wir in drei Stunden fertig. Sie hat nichts mit unseren musikalischen Ambitionen zu tun."

Das Studioalbum White Eagle erscheint 1982. Die erste Seite dieser LP nimmt das 20minütige Stück Mojave Plan ein, welches eine Autofahrt durch die Mojavewüste beschreibt. Während die Presse in Europa das Werk als "nahezu ein Vakuum" (New Musical Express) eher negativ beurteilt, schwärmte man auf der anderen Seite des Atlantiks von einer "Musik, die geistig, sinnlich und emotional provokativ ist" (Down Beat).

Edgar Froese schreibt in diesem Jahr den Soundtrack zu dem Wolf Gremm Film Kamikaze 1989 und veröffentlicht ihn unter seinem Namen bei Virgin. Der deutsche Film, in dem erstmals der deutsche Regisseur Rainer Werner Fassbinder in einer Hauptrolle zu sehen ist, entstand nach dem Roman Mord im 31. Stock des Schwedischen Schriftstellers Per Wahlöö. Im Juni 1982 verstirbt Fassbinder plötzlich, so dass dieser Film auch zugleich sein letztes cineastisches Werk darstellt.

Die Konzerte, die Tangerine Dream während ihrer Europatournee in Deutschland gibt, sind für die nächsten 14 Jahre die letzten, die ihre deutschen Fans im eigenen Land sehen können (mit Ausnahme weniger Einzelveranstaltungen). Auf dieser Tour gastiert Tangerine Dream auch am 06.11.1982 im Londoner Dominion Theater. Dieser Auftritt wird mitgeschnitten und erscheint 1983 auf der LP Logos Live.

Eine weitere Soloarbeit von Edgar wird 1983 veröffentlicht. Die Platte Pinnacles wird von der Musik Szene als Produktion beschrieben, "die sich nicht durch Voluminösität, sondern durch die Intensität der Stimmungen und Atmosphären auszeichnet".

Als nächstes Studioalbum veröffentlichen Tangerine Dream die Platte Hyperborea.

Am 11. Juni 1983 geben Tangerine Dream im Rahmen der Veranstaltung "Fassbinder Hommage" ein 30minütiges Konzert zum Andenken an den innovativen Regisseur Rainer Werner Fassbinder in der Frankfurter Alten Oper.

Zwischen dem 23.06. und dem 28.06.1983 gastieren Tangerine Dream in vier Japanischen Städten.

Für einen weiteren Schimanski-Tatort komponieren Tangerine Dream die Titelmelodie. Die Folge heißt Miriam, die Musik wird als Single mit dem Titel Daydream herausgebracht.

Zu dem in Deutschland unbekannten Sience-Fiction-Film Wavelength, bei dem Mike Gray Regie führte, erscheint im Jahr 1983 der Soundtrack. Die Platte weist 16 Stücke mit einer Gesamtlänge von knapp 39 Minuten auf.

Ein weiterer Film, für den sie die Musik schrieben ist The Keep, der in Deutschland als Videopremiere unter dem Titel Die unheimliche Macht erschienen ist. Einer der Hauptdarsteller ist der Deutsche Jürgen Prochnow. Das Stück Gloria ist eine von Tangerine Dream bearbeitete Komposition des vor ca. 250 Jahren lebenden Thomas Tales, der damals von den kirchlichen Ordensträgern verbannt wurde, weil er sich gegen ihre Richtlinien stellte. Der Soundtrack ist 1999 in einer limitierten Auflage auf dem TDI-Label erschienen. Eine zweite Version wurde mit dem Millenium-Booster ebenfalls in einer limitierten Auflage und einem anderen Cover bei TDI Ende 1999 herausgebracht.

Im Winter 1983 starteten Tangerine Dream eine Tournee, die sie wieder in die damalige DDR und nach Polen führte.

Die Tour in Polen wird wohl für immer jedem, der daran beteiligt war, als eine abenteuerliche "Dschungelexpedition" in Erinnerung bleiben. Außer Netzausfällen und LKW-Pannen hatten Tangerine Dream auch mit den eisigen Temperaturen zu kämpfen. Im Warschauer Eisstadion, wo das Konzert stattfand, herrschten minus 5 Grad Celsius. Edgar, Christopher und Johannes spielten das Konzert mit Wollhandschuhen, deren Spitzen abgeschnitten waren, so hatten sie etwas Gefühl für die Tasten. Die elektronischen Instrumente spielten in der Kälte verrückt und brachten so nicht immer die gewünschten Resultate. Die Roadies rannten mit Kannen, die mit heißem Wasser gefüllt waren, herum. So konnten sich die Musiker kurz die Hände aufwärmen. Das Konzert wurde 5 mal durch Netzausfälle innerhalb des Stadions unterbrochen. Eine 2 Meter hohe Schneeschicht bedeckte das Glasdach, welches einzustürzen drohte. Niemand wird diesen Gig jemals vergessen. Ausgehend von der sehr entspannten musikalischen Atmosphäre wird sich niemand vorstellen können, dass die Bedingungen so katastrophal waren.

Das am 10.12.1983 stattgefundene Konzert in Warschau wird 1984 als Doppel-LP mit dem Titel Poland herausgebracht. Dieses Album stellt die erste Produktion auf dem Jive-Elektro Label dar, zu dem sie nach Auslauf des Virgin-Vertrages wechselten.

Tangerine Dream schränkten ihre Liveauftritte ein und verstärkten ihre Tätigkeit im Bereich Filmmusik. So entstanden in der Folgezeit mehrere Soundtracks.

In 1983 erscheint der Soundtrack zur Teenagerkomödie Risky Business (deutscher Titel Lockere Geschäfte) von Regisseur Paul Brickman, der den Hauptdarsteller Tom Cruise weltbekannt macht. Es handelt sich hier nicht um einen reinen Tangerine Dream-Soundtrack, da sie nur fünf Titel beisteuerten. Außer ihrer Musik befinden sich Stücke von Phil Collins, Journey, Prince, Jeff Beck, Bob Seger und Muddy Waters auf der Platte.

Als weiterer Soundtrack erscheint 1984 die Filmmusik zu der Stephen King-Verfilmung Firestarter (deutscher Titel: Der Feuerteufel). In dem von Regisseur Mark L. Lester gedrehten Horrorfilm spielt die junge Drew Barrymore, nach ihrem Welterfolg in E.T., die Hauptrolle.

Auch zu dem Film Flashpoint (Die Grenzwölfe) mit Kris Kristofferson und Treat Williams komponieren sie die Filmmusik. Die Platte erscheint 1984 sowohl als normale Vinylplatte wie auch als Picture Disc. Die Stücke auf der Platte werden mit Ausnahme des Titelstücks von Tangerine Dream gespielt. Den Song Flashpoint singt eine Band namens The Gems.

1985 erscheinen zwei weitere Soundtracks. Zum einen zu Bobby Roths Film Heartbreakers mit Peter Coyote und Nick Mancuso, auf dem anderen Soundtrack liefern Tangerine Dream die Musik zu dem Fantasyfilm Legend, der von Ridley Scott (Blade Runner, Alien) gedreht wurde. In der Hauptrolle ist Tom Cruise zu sehen. Auf der Platte sind neben den Instrumentalstücken auch zwei gesungene Titel. Zum einen Is Your Love Strong Enough von Bryan Ferry (Roxy Music), zum anderen Loved By The Sun von Jon Anderson (Yes). Aus diesem Grund ist die Platte auch ein begehrtes Sammlerstück für Fans dieser Musiker gewesen. 1995 kommt das lange Zeit vergriffene Album auf CD heraus.

Ursprünglich sollte die Filmmusik von dem bekannten Komponisten Jerry Goldsmith benutzt werden. Da sie den Produzenten jedoch nicht modern genug war, kam man auf Tangerine Dream zu. Edgar flog nach London und sah sich die Filmversion mit der Musik von Jerry Goldsmith an.

In einem Interview sagte Froese dazu:

"Ich war von dem Soundtrack absolut begeistert. Damals war das für uns eines der härtesten Brocken überhaupt. Eine Musik, die man sehr mag, die man sehr schätzt und respektiert, jetzt durch etwas ersetzen, das Goldsmith‘ Musik toppen sollte, war sehr schwer. Das war eine sehr harte und lehrreiche Erfahrung."

Da der Film die Zielgruppe der Teenager anvisierte, wollten die verantwortlichen eine "peppige" Musik. Ridley Scott sah dies jedoch nicht so. Er stellte höhere Ansprüche an die Verfilmung und wollte daher auch seine Vorstellungen verwirklicht sehen. Auch aufgrund der gegensätzlichen Meinungen zwischen Produzenten und Regisseur war Legend eine der langwierigsten Filmarbeiten von Tangerine Dream. Nahezu sechs Wochen arbeiteten sie an der Musik im Studio. Letztlich war auch Ridley Scott mit dem Ergebnis vollauf zufrieden.

Als nächstes Studioalbum veröffentlichen sie Le Parc, auf dem sie die einzelnen Stücke den schönsten Parks der Welt gewidmet haben. Dementsprechend tragen die neun Titel auch die Namen dieser Parks, darunter der Tiergarten in Berlin, der New Yorker Central Park und der Hyde Park in London. Das Titelstück Le Parc mit dem Zusatz L. A. Streethawk diente als Titelmelodie der amerikanischen Actionserie Streethawk und wurde auch unter diesem Titel als Single herausgebracht.

Auf dem letzten Stück der Platte, Yellowstone Park, sind Backgroundstimmen zu hören. Sie wurden von Clare Torry beigesteuert, die bereits bei dem Stück The Great Gig In The Sky des legendären 73‘er Albums Dark Side Of The Moon von Pink Floyd den Gesangspart übernommen hat.

Der Oktober 1985 bringt wieder eine große Veränderung für Tangerine Dream. Sie hatten in der letzten Zeit neben den häufigen Liveauftritten und Studioaufnahmen sehr viele Filmmusiken geschrieben, da sie im Filmgeschäft sehr gefragt waren. Die daraus resultierende Problematik, mit der ganzen Arbeit klarzukommen, führte dazu, dass Johannes Schmoelling unter dem Zeitdruck litt. Er entschloss sich erst einmal eine Pause einzulegen und verließ die Gruppe.

Nach dem Austritt widmete sich Johannes seinen eigenen Projekten. Sein erstes viel beachtetes Soloalbum erschien Ende 1986 / Anfang 1987 auf dem deutschen Label Erdenklang mit dem Titel Wuivend Riet. Der Titel ist holländisch und bedeutet ins Deutsche übersetzt "wehendes Schilf". Die beiden Teile des Titeltracks sind ursprünglich für das Theaterstück Opus ESP von Hans Bosch entstanden. Das Stück wurde 1985 in Amsterdam uraufgeführt. Im Schlussbild des Stückes waren Menschenleiber, an überdimensionierten, übermenschlich großen Schilfhalmen hängend zu sehen. Vor diesem Bühnenprospekt erzählt Wuivend Riet von nichts anderem als vom Rhythmus der Zeit, dem Wechsel der Stunde, der Stimmung des Lichts. Wie ein Tag verstreicht. Von der allereinfachsten, allerrätselhaftesten aller Geschichten.

Auf dieser Platte sind die Einflüsse von Tangerine Dream noch deutlich zu hören. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass Johannes noch im Jahr seines Ausstieges mit dem Komponieren der Stücke begann. Laut Pressetext "münden prägnante Melodien und experimentelle Klangstrukturen in erstaunlicher Bildhaftigkeit". Die Zeitschrift Stereo wählt das Album in seiner Ausgabe 11/86 zur "Platte des Monats" und meint dazu: "Musikelektronik par excellence, die die Sample-Methode nicht dazu benutzt, bereits existierende Musikinstrumente möglichst originalgetreu zu kopieren, sondern aus dem Ausgangsmaterial durch Weiterverarbeitung neue Sounds kreiert". Die Zeitschrift Hifi Vision urteilt in der Ausgabe 1/87 "Gehört doch zu den schönsten Produktionen des Jahres 1986. Auf seinem ersten Soloalbum verbindet er eingängige Klavierstücke mit entspannt atmenden Klangflächen zum überaus wohltuenden, abwechslungsreichen Ohrenschmaus".

Am 25.04.1987 bestritt Johannes Schmoelling seinen ersten und zugleich letzten Liveauftritt in der Ära nach Tangerine Dream in der Kölner Musikhochschule. Das Konzert war von Winfrid Trenkler, der seinerzeit die wöchentlichen Kultsendungen Rock In und Schwingungen im Westdeutschen Rundfunk moderierte in Zusammenarbeit mit dem WDR unter dem Motto "Million Bits In Concert" organisiert worden. Bei diesem Konzert traten die Künstler Schmoelling, Kristian Schultze (Passport, Snowball, Cusco), Matthias Thurow (Eulenspygel) sowie das österreichische Duo Bognermayer / Zuschrader (Eela Craig, Blue Chip Orchestra), die alle bei dem Erdenklang-Label unter Vertrag standen, auf. Sie präsentierten ihre Musik, dabei unterstützten sich die Musiker auf der Bühne gegenseitig.

Johannes schuf auf seinem 1988 erschienenen Album The Zoo Of Tranquility "ungewöhnliche, beredte, dreidimensionale Klanggemälde jenseits aller gängigen Hör-Erwartungen" (Audio). Bei der Musik zu diesem Album hat sich Johannes von den Konzepten und Entwürfen des britischen Künstlers Paul Spooner inspirieren lassen. 1998 erscheint das Album bei dem Label Erdenklang in einer überarbeiteten Version als Wiederveröffentlichung.

1990 bringt er sein Konzeptalbum White Out heraus, das sich mit dem Thema Antarktis und ihrer unendlichen Weite auseinandersetzt. Die Frankfurter Rundschau schrieb zu diesem Album: "Statt auf langgezogene, monotone Keyboard-Passagen zu setzen, reißt er den Zuhörer mit Sonargeräuschen und Funkgesprächen aus der trägen Idylle."

Weitere Veröffentlichungen von ihm sind das 1989 mit Martin Burckhardt aufgenommene Hörstück für Kinder und Erwachsene Der Zaubergeiger Settembrini (CD 1994) und das Album Lieder ohne Worte - Songs No Words (1995).

Neben diesen Projekten arbeitet Johannes auch wieder für das Theater (Mutter und Söhne von Javier Tomeo, Sanftwut und der Ohrenmaschinist von Gerd Jonke und Kunst von Jasmina Reza) und komponiert die Musik zu einigen Fernsehproduktionen wie zum Beispiel für die ZDF-Serie Ein starkes Team.

Von Oktober 1985 bis Anfang 1986 war aus Tangerine Dream wieder ein Duo geworden. Edgar und Christopher komponierten in dieser Zeit einige Stücke. Vier davon sind auf der CD Nr. 5 der Dream Roots Collection enthalten, die 1996 herauskommt.

Der neue Mann bei Tangerine Dream heißt Paul Haslinger und kommt aus Österreich. Er studierte unter anderem klassische Musik an den Akademien in Salzburg und Wien. Den Grundstein für seine Karriere als Profimusiker legte er durch Arbeiten als Studio- und Livemusiker verschiedener österreichischer Bands wie Hypersax, Mo, und Eela Craig.

Für die 86‘er Tournee suchten Tangerine Dream wieder einen dritten Mann und holten Paul zur Unterstützung auf die Bühne. Da die Zusammenarbeit während der Liveauftritte gut funktionierte, entschied man sich, Paul als ständiges Mitglied in die Band aufzunehmen.

Im März 1986 touren sie durch Europa, wo sie 21 Konzerte geben. Der einzige Auftritt auf deutschem Boden findet am 29.03.1986 im Rahmen der Nachtmusik im Kölner Sendesaal des WDR statt.

Als erste Arbeit dieses neuformierten Trios entsteht 1986 die LP Underwater Sunlight, zu der Paul aber noch wenig kompositorisch beiträgt. Die sehr melodische, mit ihren warmen Sounds versehene Musik macht diese Platte zu einer der schönsten, die Tangerine Dream herausgebracht hat. Laut Pressetext klingt die Musik "als würde man in klaren, warmen Gewässern dümpeln, um unter Wasser völlig neue Dimensionen von Licht und Raum zu entdecken".

Zwischen dem 30.05. und dem 29.06.1986 bereisen Tangerine Dream wieder Nordamerika, wo sie 25 Auftritte absolvieren. Bestanden die früheren Konzerte aus reinen Improvisationen und ungehörtem Material, so spielen sie nun ihre veröffentlichten Stücke, jedoch in abgewandelter Form. Die Stücke werden so ausgewählt, dass sie auf der Bühne nahtlos ineinander übergehen bzw. es werden "Bridges" zwischen die Stücke gelegt, so dass wiederum ein langer bis zu einstündiger Set entsteht.

Tangerine Dream werden zu echten Kosmopoliten. Für die Produktion ihrer Musik pendeln sie fortan zwischen Berlin, Wien und Los Angeles.

1987 erscheinen wieder einige Soundtracks. Auf dem Album zu dem Film Three O’Clock High (Faustrecht - Terror an der Highschool) sind jedoch nicht alle Stücke von Tangerine Dream. Von den 22 sehr kurzen Stücken (zwischen 0:25 und 6:00 Minuten) stammen nur 15 von Tangerine Dream, wobei das längste Stück gerade mal 3:03 Minuten umfasst.

Bei dem ebenfalls erscheinenden Soundtrack zu Andrei Konchalovskys Familienepos Shy People arbeiten sie, ebenso wie zuvor schon bei Firestarter, mit einer Orchestergruppe zusammen. Auf der CD befinden sich unter andrem drei Stücke, die von Jaquie Virgil bzw. Diamond Ross gesungen werden. Die Musik und die Texte stammen allerdings von Tangerine Dream. Besonders der Titel Dancing On A White Moon, der auch als Single herausgebracht wird, hat absoluten Hitcharakter.

Mit der Studioproduktion Tyger wagen Tangerine Dream wieder ein Experiment. Wie schon zehn Jahre zuvor auf der LP Cyclone setzen sie wieder Gesang auf diesem Album ein. Die in Berlin lebende amerikanische Soulsängerin Jocelyn B. Smith übernimmt den Gesangspart bei einigen der Stücke. Die Texte zu den Songs stammen von dem zwischen 1757 und 1827 lebenden englischen Dichter und Maler William Blake. Gesang und Instrumentierung harmonieren hervorragend zusammen. Bei dem Stück London erinnert der Sprechgesang von Jocelyn an die Produktionen der Multimediakünstlerin und Sängerin Laurie Anderson.

Zu einem weiteren Horrorfilm komponieren Tangerine Dream die Filmmusik; Kathryn Bigelows Near Dark. Die Arbeit mit der in Filmkreisen schwierig geltenden Kathryn funktionierte gut, da Tangerine Dream das Glück hatten, ihr beim ersten Anlauf das zu bieten, was sie wollte.

Edgar:

"Sie wollte ja eigentlich keinen Genrefilm machen und versuchte daher auch von der Musik her solche Züge zu vermeiden. Sie wollte etwas Kontrapunktisches haben, was aber auch nicht unbedingt elektronisch sein sollte. Da machen sich die Leute bei uns überhaupt ein falsches Bild. Die denken immer hier stehen nur 120 Computer an der Wand und es wird irgendein Knöpfchen gedreht. In Wirklichkeit ist das nur ein Drittel des ganzen Produktionsprozesses. Der Rest ist ein ganz normales akustisches Instrumentarium."

Auf der Platte befindet sich das Stück Caleb’s Blues, welches für Tangerine Dream-Verhältnisse doch sehr außergewöhnlich ist. Kathryn Bigelow schwebte ursprünglich für diese Szenen schon ein Bluesstück vor, war sich aber nicht ganz sicher. Sie war der Auffassung es könnte zu kitschig wirken. Aber laut Edgar hat "alles andere nicht richtig funktioniert".

Ebenfalls im Jahr 1987 entsteht ein etwa 40minütiger Videofilm mit atemberaubenden Naturaufnahmen, zu dem Tangerine Dream die musikalische Untermalung beitragen. Unter dem Titel Canyon Dreams erscheinen sowohl das Video wie auch die CD bei dem amerikanischen Label Miramar. Bisher nicht gesehene Luftaufnahmen, die unter anderem per Flugzeug beim Flug über und durch den Grand Canyon aufgenommen wurden (während des Fluges schwenkt die Kamera von einem waagerechten in einen senkrechten Blickwinkel - direkt auf den Boden des Canyons) in Verbindung mit der Musik, lassen dieses Video zu einem audiovisuellen Genuss werden. Auf der CD taucht bei dem Stück Colorado Dawn erstmals der Name Jerome Froese als Komponist auf. Die Musik bringt ihnen eine erste Grammy-Nominierung ein.

Das Material, welches Tangerine Dream während ihrer Konzerte 1987 aufgenommen haben, erscheint 1988 auf dem Livealbum Livemiles als letzte Produktion auf dem Label Jive-Elektro. Der gut 30minütige Part One wurde während des Konzertes in Albuquerque in New Mexico und Part Two (über 27 Minuten lang) auf einem Open Air Festival im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin mitgeschnitten. Der Auftritt auf dem Platz der Republik in Westberlin (unter dem Motto "Rock Salute") gehört wohl zu den besten Konzerten, die Tangerine Dream in ihrer Laufbahn gegeben haben, für viele Fans stellte es leider auch den letzten Auftritt von Christopher Franke dar. Der WDR übertrug später das gesamte Konzert im Rahmen der Sendung Schwingungen im Radio. Mit Ausnahme von Livemiles Part Two war das Konzert bisher nur als Bootleg erhältlich.

Zu der Aufnahme ist allerdings zu sagen, dass sie im Gegensatz zum Bootleg nicht mit dem Originalkonzert in Berlin übereinstimmt. Aus rechtlichen Gründen konnten Tangerine Dream das ganze Konzert nicht veröffentlichen, sondern mussten Teile rausschneiden und wieder zusammenfügen. Edgar erklärte dazu in einem Interview aus dem Jahr 1989:

"Während des Livekonzertes wurde nicht nur unveröffentlichtes Material gespielt. Es wurden, wie wir das oft tun, auch Dinge gespielt, die in einigen Teilen der Welt erschienen sind. Musiken, die zum Teil in den Tresoren der Filmproduktionsfirmen liegen, zum Teil auf Platten, die schwer zu kriegen sind, und, und, und. Für die Veröffentlichung von Livemiles mussten wir uns an bestimmte Sequenzen und Teile halten, die für uns auch rechtlich verfügbar waren. Wir mussten auch da wieder Kompromisse eingehen. In diesem Fall waren wir besonders traurig darüber, weil da auch viel Atmosphäre da war, die wir gerne aufgefangen hätten. Aber wir mussten Cuts machen, mussten sequenziell umstellen, wir mussten Remixe schon aus dem Grunde machen, um rechtlich innerhalb des Rahmens zu bleiben."

Einen Tag nach dem Konzert in Berlin verlässt Christopher, der langjährige Weggefährte von Edgar am 02. August 1987 Tangerine Dream.

Er trennte sich 1987 von Tangerine Dream, weil er aufgrund der ständigen Arbeit sein verlorengegangenes Privatleben und neue musikalische Kräfte wiederfinden wollte. Er war aufgrund der teilweise 12- bis 15-Stunden-Tage völlig ausgebrannt, er musste sich bereits dazu zwingen, Musik zu machen. Christopher ging erst einmal nach Spanien um sich eine verdiente Ruhepause zu gönnen. "Ein paar Wochen Ferien waren nicht mehr genug für mich. Nach drei Wochen war ich erst soweit, dass ich physisch einigermaßen entspannen konnte. Psychisch braucht das noch viel länger. Mir war klar, dass diese kreative Pause mindestens ein Jahr dauern musste. Ich plante sie auf den Zeitraum, den man normalerweise benötigt, um eine Arbeitserlaubnis in Amerika zu bekommen. Ich plante meine Solokarriere."

Das erste musikalische Lebenszeichen gab Christopher auf einem Sampler, der zum zehnjährigen Bestehen der Stichting KLEM in einer limitierten Auflage von 1.000 Stück auf dem 89‘er KLEMDag herausgegeben wurde. Dieser holländische Klub entstand ursprünglich aus einem Klaus Schulze- und einem Tangerine Dream-Fanklub. Die CD enthält neun Stücke verschiedener Künstler der elektronischen Musik. Sie beginnt mit dem für diesen Sampler komponierten Stück Vermillion Sands von Christopher Franke. Track vier ist das von dem ehemaligen Tangerine Dream-Mitglied und "Elektronikpionier" Klaus Schulze für diesen Sampler komponierte Unikat. Die CD endet mit dem ebenfalls auf keinem offiziellen Album erschienenen Titel Lost Tale von Tangerine Dream.

Im November 1990 bekommt Christopher Franke seine Greencard und richtet sich in Los Angeles ein zweites Studio ein, da er bereits Kontakt zur Filmbranche in Hollywood hergestellt hatte. Christopher gründete im Januar 1991 das Berlin Symphonic Film Orchestra (BSFO) um seine musikalischen Vorstellungen von einer gleichwertigen Verbindung von elektronischen und akustischen Elementen zu verwirklichen. Als Dirigenten konnte er den Londoner Brynmor Jones gewinnen. Christopher wollte keine reine elektronisch erzeugte Musik mehr machen. Er setzte elektronische und akustische, auf Klangsamplern gespeicherte Instrumente gleichberechtigt ein und erreichte damit seine speziellen Klangskulpturen. Christopher: "Man kann ein sehr guter Musiker sein, wenn man aber nicht den Mut hat, verschiedene Dinge im Leben zu machen um sich zu verändern, dann ist man erstarrt."

Nach seiner Pause war er wieder frisch und Musikmachen strengte ihn nicht mehr an. Ganz im Gegenteil, je mehr er musizierte, um so besser fühlte er sich. Dies verdeutlicht auch die Musik auf seiner ersten Solo-Produktion Pacific Coast Highway. Auf diesem Album ist das Berlin Symphonic Film Orchestra bereits zu hören. Die Platte ist sehr romantisch und verträumt. Die typischen schnellen Sequenzer-Rhythmen, die er noch zu Zeiten von Tangerine Dream erstellt hat, sucht man hier vergebens. Die Platte beschreibt eine 600-Meilen-Reise entlang der kalifornischen Küste. Christopher: "Pacific Coast Highway ist warm und inspirierend für mich. Sanfte, romantische, entspannende Musik, wie ich sie sehr oft in Spanien empfunden habe. Das ist die Musik, die ich machen wollte. Ich bin voll und ganz zufrieden damit." Diese Art von verträumter Musik nennt er "horizontale Musik". Sie ist eine Art Ambientmusik, die seine Liebe zur Landschaft ausdrücken soll. Im Gegensatz dazu stehen die rhythmischen Sequencerstücke, die er als "vertikale Musik" bezeichnet. In diversen Indiependentcharts platziert sich die Platte in den Top 20.

Im März 1991 komponiert Christopher die Musik zu dem Film Eye Of The Storm, bei dem Dennis Hopper die Hauptrolle spielt. Der James Glickenhaus-Film McBain mit Christopher Walken ist im April sein zweites Filmprojekt. Die komplette Musik ist nur auf einer PromotionCD erschienen. Neben sehr orchestralen Instrumentalstücken befinden sich auch zwei sehr schöne Gesangsstücke auf ihr. Das Stück The Song For Freedom wird von Jocelyn B. Smith gesungen, die bereits den Gesangspart auf dem Tangerine Dream-Album Tyger übernommen hatte. Das zweite Stück mit dem Titel Brothers In Arms wird von Ann Corfield gesungen und ist eine Coverversion des Dire Straits-Stückes aus dem Jahr 1985 (mit einem Orgelsound wie bei dem Procol Harum Klassiker A Whiter Shade Of Pale). Beide Lieder gehen durch ihren sehr gefühlvollen Gesang direkt unter die Haut. Die nächste Filmmusik komponiert er für den Film She Woke Me Up. Auszüge aus diesen drei Filmen veröffentlicht Christopher 1993 auf der CD New Music For Films Vol. 1. Die Titel sind alle vom Berlin Symphonic Film Orchestra gespielt und haben somit nichts mit den Soundtracks von Tangerine Dream gemein.

Das gleiche gilt für Christophers nächsten Soundtrack zu dem Kassenschlager Universal Soldier von dem deutschen Regisseur Roland Emmerich (Indipendence Day, Godzilla). Die CD erscheint 1992.

Ebenfalls in 1992 wird die erste LiveCD unter dem Titel The London Concert veröffentlicht. Die Aufnahme entstand bei seinem einzigen Liveauftritt am 16. Oktober 1991 im Londoner Royal Apollo Theatre, bei dem er von Richard R. Roth unterstützt wurde. Neben eigenen Stücken enthält die CD auch die Tangerine Dream-Titel Cloudburst Flight und Dolphin Dance. Zu diesem Konzert nahmen die Fans weite Wege auf sich. Neben Besuchern aus ganz Europa waren auch einige aus den USA anwesend, um das Comeback ihres Idols mitzuerleben. Das Konzert bestand aus einer Suite mit dem Titel Circular Signs, die in fünf Teile unterteilt war. Christopher zeigt hier die ganze Bandbreite seines musikalischen Könnens.

Die bereits oben erwähnte Stichting KLEM veranstaltet jährlich ein Elektronik-Festival, auf dem Musiker aus verschiedenen Ländern live auftreten. Zu den dort bereits aufgetretenen Künstlern gehören unter anderem auch die amerikanische Pianistin Suzanne Ciani, die ihre CD’s auf dem Private Music Label von Peter Baumann herausgebracht hat, der deutsche Robert Schroeder, der Amerikaner Michael Garrison sowie der Österreicher Heinz Strobl alias Gandalf und in 1996 Paul Haslinger. Über mehrere Jahre war gerüchteweise zu hören, dass auch Christopher Franke auftreten würde. Leider hat das bis zum heutigen Tag nicht geklappt. Zum KLEMDag 1993 brachte Christopher dann eine CD heraus, die speziell für dieses Event komponiert wurde. Sie ist zwar auch später offiziell erschienen, wurde an diesem Tag aber in einer limitierten, mit einem durchnummerierten zweiten Cover verkauft. Auf dieser CD befinden sich zwei mehr als 20minütige und ein vierminütiger Titel. Die langen Stücke sind wie eine Achterbahnfahrt durch Christophers Musik. Sie klingen als seien mehrere Stücke zu einem einzigen verbunden worden. Zusammen bilden sie aber wieder eine harmonische Einheit.

Christopher schreibt neben den Soundtracks zu Kinofilmen auch einige Titel für Fernsehproduktionen. Die für die Actionserie Raven komponierten Songs kommen 1994 auf dem gleichnamigen Album heraus. Hier kann man wirklich von Songs sprechen, denn diese Platte hat mehr mit einem Popalbum als mit einer Tangerine Dream-ähnlichen Scheibe zutun. Christopher: "Ich komponiere die gesamte Musik für die Serie. Ich mag das, weil ich dadurch viele verschiedene Stile einbringen kann: Japanische und ethnische Musik, klassischen Tangerine Dream-Stil, Jazz, Rock und Songkompositionen." Ähnliches gilt für die Produktion zu der Fernsehserie Pacific Blue.

Christopher plante ursprünglich für 1994 eine Tournee, die ihn zu einigen Konzerten auch nach Europa bringen sollte. Sie ist allerdings nicht zu Stande gekommen.

Die CD Enchanting Nature, die 1994 herauskommt, enthält leider nicht nur neues Material von Christopher. Neben einigen bisher ungehörten Titeln enthält sie auch einige Stücke von seiner CD Pacific Coast Highway, auch wenn sie hier einen anderen Titel tragen. Mountain Heights heißt auf dieser CD beispielsweise Song Of The Creek. Die Platte ist trotzdem empfehlenswert, da sie wieder sehr romantische und warme Melodien enthält. Auch die Covergestaltung ist lobenswert, es besteht aus Karton.

Auch zu einer der erfolgreichsten Science Fiction-Serien der letzten Jahre schrieb Christopher die Musik. Gemeint ist die Fernsehserie Babylon 5. Er schrieb die komplette Musik aller Staffeln. 1995 erscheint die erste CD zu dieser Serie mit dem gleichnamigen Titel. 1997 kommt Teil zwei als Babylon 5 - Volume 2: Messages From Earth heraus. Auf ihr sind Musiktitel aus insgesamt vier Staffeln enthalten. Weitere Veröffentlichungen folgten mit Babylon 5 - In The Beginning sowie mehrere ShapeCD’s mit der Musik aus einzelnen Sendungen.

Christophers Produktion The Celestine Prophecy hat das Buch Die Prophezeiung von Celestine des Amerikaners James Redfield als Grundlage. Redfield studierte Soziologie und war 15 Jahre lang als Therapeut in der Jugendarbeit tätig. Er lebt und arbeitet im Süden der USA. Redfield gibt eine Monatsschrift mit dem Titel The Celestine Journal heraus, in der er über seine aktuellen Erfahrungen und Gedanken zu der spirituellen Wiedergeburt unseres Planeten berichtet.

Sein Buch handelt von der Suche nach einer über 2000 Jahre alten, geheimnisvollen Schrift, die sich in Peru befinden soll, eine Schrift, die neun grundlegende Einsichten in unser gegenwärtiges Dasein enthält sowie spektakuläre Wege in eine spirituelle Zukunft aufzeigt. Die Suche erweist sich jedoch als ein gefährliches Abenteuer, da Kirche und Staat die Veröffentlichung des Manuskripts mit allen Mitteln zu verhindern suchen. Denn die Schrift enthält Erkenntnisse, die zu einer Transformation des gesellschaftlichen Bewusstseins führen.

Die Prophezeiungen von Celestine sind ein Roman (zwei Bücher), eine Abenteuergeschichte und ein Buch voller Erkenntnisse in einem. Der Erzähler, ein Amerikaner, erfährt durch Zufall von der Schrift und begibt sich auf die abenteuerliche Suche nach diesem geheimnisvollen Manuskript. Seine Reise führt ihn zu den Höhen der Anden und in den undurchdringlichen Regenwald Perus. Bedroht und verfolgt, stellt er den Sinn und Zweck seiner abenteuerlichen Reise immer wieder in Frage, doch die Umkehr von dem einmal eingeschlagenen Weg scheint unmöglich. Er lernt, Zufällen eine tiefere Bedeutung zu geben, Ereignisse in seinem Leben zueinander in Beziehung zu setzen und schließlich seine alten Verhaltensmuster zu überwinden und seine wirkliche Lebensaufgabe zu erkennen. Nach und nach gelangt er so zu einem neuen, aufregenden Bild menschlicher Existenz. Am Ende seiner Reise kommt er zu den Ruinen von Celestine, wo sich ihm in der letzten Erkenntnis das neue Zeitalter offenbart.

Zum 35jährigen Jubiläum der Romanfigur Perry Rhodan veröffentlicht Christopher 1996 die CD Perry Rhodan - Pax Terra. Die Platte ist wieder ein sehr monumentales Werk, sie klingt in einigen Bereichen sehr nach Filmmusik, ähnlich der von Babylon 5, in anderen eher wie eine Popproduktion. Auch das Berlin Symphonic Film Orchestra war an der Einspielung der Platte beteiligt. Hierbei wurde es von Alan Wagner dirigiert. Die gesungenen Parts wurden von Rick Jude und Miko übernommen. Den gesungenen Titel Bridge To Eternity veröffentlicht Christopher als Single in einer ShapeCD-Version.

Die in 1997 erscheinende CD Transformation Of Mind, lehnt sich thematisch an die CD The Celestine Prophecy sowie an die Wellnessrichtung an. Christopher Franke spielt mit dem Berlin Symphonic Film Orchestra eher ruhige, sanfte Klänge, die ganz in diese Richtung passen. Frankes selbst ernannte "horizontale" Musik. Zur Musik von Christopher wird von Deepak Chopra ein Text (Poetry) vorgetragen. Neben den Audiotracks befindet sich ein Multimediateil auf der CD. Dieser Teil enthält Naturaufnahmen von Bruce Heinemann.

Weitere Veröffentlichungen von Christopher sind 1997 die CD Pacific Blue zur gleichnamigen TV-Serie, in 1999 Babylon 5 - Thirdspace, Babylon 5 - The River Of Souls, die Best Of CD Epic sowie im Jahr 2000 New Music For Films Vol. 2.

An der Studioproduktion Optical Race, die im September 1988 in den USA und im Januar 1989 in Deutschland erscheint und von Froese und Haslinger komponiert und eingespielt wurde, scheiden sich die Geister der Fans. Viele, die der Band über Jahre hinweg treu gefolgt sind, können mit dem Stil nichts anfangen und sehnen sich nach den 70‘ern zurück. Für sie klingt die Scheibe zu sehr nach Computer, außerdem ist sie vielen zu kommerziell ausgefallen. Das Titelstück, welches auch als Single herausgekommen ist, klingt meines Erachtens auch sehr schlicht und kommerziell, allerdings befinden sich wirkliche Perlen wie Mothers Of Rain, Cat Scan, The Midnight Trail oder Ghazal auf dieser CD. Tangerine Dream haben aber - allen Kritikern zum Trotz - immer die Musik gemacht, die sie für richtig hielten. Dabei haben sie sich - zumindest nicht bewusst - nie irgendwelchen Trends unterworfen. Auf dem Album ist erstmals Ralph Wadephul zu hören. Das Stück Sun Gate stammt von Ralph, Edgar und Paul. Die CD ist die erste Produktion von insgesamt vier (plus einem Best Of Album), die auf dem Peter Baumann-Label Private Music erscheint. Tangerine Dream arbeiteten wieder mit Peter zusammen, da ihnen seine Arbeitsweise gefiel und das Label bereits erfolgreich war.

Der Titel der CD ist wieder eine Wortspielerei von Tangerine Dream. Er stellt einen Seitenhieb auf die totale Veräußerlichung aller Dinge dar. Race bedeutet nicht nur Rennen, sondern kann auch als Rasse oder Generation übersetzt werden. Der Begriff "Optical Race" bezeichnet Ende der 80‘er auch die Generation der westlichen Menschheit.

Auf der 26 Konzerte umfassenden Nordamerikatournee, die Tangerine Dream im August und September 1988 bestreiten, werden sie von Ralph Wadephul begleitet.

Ralph absolvierte ein längeres Tonmeisterstudium in Berlin. Bei seiner Arbeit in einem Tonstudio produzierte er einige Musiken für Commercials. Daneben spielte er in verschiedenen Bands und trat in Clubs live auf.

Die Ehe Tangerine Dream und Wadephul hält allerdings nicht lange. Nach der Tour ist nichts mehr von ihm zu sehen oder zu hören.

Zu dem Film Miracle Mile (Nacht der Entscheidung), der die Nacht vor einer möglichen Atomkatastrophe schildert, schreiben sie die Filmmusik. Die gleichnamige CD erscheint 1989. Im gleichen Jahr veröffentlichen sie einen Soundtrack, den sie für den Film Destination Berlin gemacht haben. Hierbei handelt es sich - wie der Name schon verrät - um einen Film über die Stadt Berlin. Die Musik wurde speziell als Panorama-Sound für das Videosystem Imagine 360 komponiert. Der Titel Alexander Square, der sich auf diesem Album befindet, erschien ebenfalls als Single.

Die nächste Studioarbeit heißt Lily On The Beach. Neben Edgar und Paul wirken Hubert Waldner an Saxophon und Flöte sowie erstmals Jerome Froese als Gastmusiker bei dieser Produktion mit. Jerome spielt bei dem Stück Radio City die Leadgitarre. Nachdem die Musik des Albums bereits fertig war, waren Edgar und Paul der Meinung, dass der Produktion ein gewisser Touch fehlte. Sie wollten Naturdrums oder Blasinstrumente einbauen. Paul schlug seinen alten bekannten Hubert Waldner vor. Edgar, der bereits seit Jahren am Sound des Saxophons Gefallen fand, stimmte dem Vorschlag zu.

1990 beginnt mit der Veröffentlichung des Soundtracks zu dem Sportfilm Dead Solid Perfect (es dreht sich um Golf), von Bobby Roth, der auch bei dem Film Heartbreakers die Regie führte. In einer Hauptrolle ist Randy Quaid zu sehen. Dieser Soundtrack besteht aus 22 sehr kurzen Stücken.

Die von Tangerine Dream genehmigten Soundtrackveröffentlichungen wurden teilweise neu eingespielt um aus den Klangfetzen hörbare Songs zu machen. Den Produktionen von Labels, die ihre Musik einfach von den Masterbändern auf Platte bannten, stehen Tangerine Dream sehr distanziert gegenüber. Edgar dazu in einem Interview 1994: "Die Soundtracks, die sind für einen Film oder für ein Fernsehspiel komponiert und gehören nicht unbedingt auf eine Platte. Das hat auch ganz bestimmte Gründe. Das ist eben Illustrationsmusik mit Sequenzen von 20 Sekunden, 1 Minute 30, 1 Minute 10. Welcher gesunde Mensch soll jetzt 30,00 DM ausgeben, um sich diese Schnipsel reinzuziehen - das halten wir für schwachsinnig. Deshalb ist das nichts für die Platte und die Leute, die hinter unserem Rücken solche Rechte erworben haben, das kann man nachprüfen, haben die Tonträger in dieser Art dann veröffentlicht und das finden wir einfach nicht vertretbar. So haben wir uns das letzte Jahr vom rechtlichen Standpunkt mehr mit der Verhinderung solcher Produkte herumschlagen müssen, als mit der Möglichkeit einer Veröffentlichung."

Anfang 1990 suchte Edgar Froese einen Saxophonisten, da er neue Elemente in die Musik einbinden wollte. Freunde in Wien empfahlen ihm daher Linda Spa. Beim einzigen Deutschlandkonzert am 20.02.1990 in der Berliner Werner-Seelenbinder Halle, tritt sie erstmals neben dem Saxophonisten Hubert Waldner mit Tangerine Dream vor ca. 6.000 Zuschauern auf.

Linda wurde am 04.09.1968 in Wien geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren nahm sie klassischen Klavierunterricht. Das Klavier, welches in der elterlichen Schneiderei stand, wurde von ihr für die täglichen Übungen genutzt. Ihr Publikum bestand damals aus den Kunden ihrer Eltern. Im Alter von 15 Jahren beginnt sie Modedesign zu studieren. Zur gleichen Zeit entdeckt sie ihr Interesse für das Saxophon. Da ihre Eltern von dem Instrument nicht angetan sind, es ist ihrer Meinung nach "nicht sehr weiblich", beginnt sie Klarinette zu spielen. Als sie 17 Jahre wird, kauft sie sich jedoch ein Saxophon und entdeckt ich wahres Talent für dieses Instrument. Mit 19 Jahren lässt Linda die Mode hinter sich und beginnt ein Musikstudium an der Wiener Musikschule. Als Edgar sie ansprach, hatte sie inzwischen eine zweite Karriere als Model für Parfüm und kosmetische Produkte begonnen. Linda begleitet die Band in der Folgezeit auf zahlreichen Konzerten und ist an sieben Studio- und LiveCD’s beteiligt.

Auch für Jerome war das Konzert in der Werner-Seelenbinder-Halle der erste Liveauftritt mit Tangerine Dream. Er sollte ursprünglich nur ein paar Gitarrenparts übernehmen. Im Laufe der Proben kamen dann aber auch einige Keyboardpassagen dazu. Zu diesem Zeitpunkt war der Einstieg von Jerome noch nicht geplant. Edgar wollte es seinem Sohn überlassen, in die Band einzusteigen.

Aus dem Duo Froese / Haslinger wird kurzfristig wieder ein Trio, da Jerome Froese festes Mitglied der Gruppe wird. Jerome, der erst Schlagzeug spielen lernte - er bekam im Alter von 17 Jahren sein erstes Drumset - wechselte zur Gitarre und kam schließlich zum Keyboard. Die erste CD dieser Formation ist Melrose. Jerome bringt frischen Wind in die Musik der Band, was nicht bei allen Fans auf Gegenliebe stößt. Sein Einfluß ist auf dieser Platte noch nicht so deutlich zu hören, wird aber spätestens auf den nächsten Alben Rockoon und Tyranny Of The Beauty erkennbar. Zu dem Titelstück Melrose wird ein Video produziert (ist auch schon in der Sendung Zeit zum Träumen des Videosenders ONYX zu sehen gewesen), welches damit beginnt wie Edgar, Jerome und Paul auf einem Fahrrad durch die Wüste radeln, danach geht es in Stummfilmszenen über, in denen Edgar, Jerome und Linda Spa zu sehen sind. Bei diesen Aufnahmen in der Wüste entstand auch das Coverfoto der CD.

Zu dem Verhältnis Vater/Sohn und Musiker sagte Edgar in einem Interview 1997: "Man muss zwischen diesen biologischen und den rein musikalischen, kompositorischen Dingen eine klare Trennung ziehen. Aus meiner Sicht habe ich nicht meinen Sohn mit in die Gruppe genommen. Das hätte ich auch niemals getan, weil es mich in diesem Moment nicht interessiert, dass es mein Sohn ist. Er ist mir als Mensch sehr viel Wert - natürlich - und wir haben auch alles getan, um ihm einen guten Start ins Leben zu geben. Er kann natürlich frei über sein Leben entscheiden. Von mir ging nie ein Zwang aus, ihn in die Gruppe aufzunehmen, nur weil er mein Sohn ist oder weil es sich gut verkauft, einen auf ‘Familie‘ zu machen. Wenn er mich nicht musikalisch überzeugt und nicht die Leistungen gebracht hätte, wäre er für Tangerine Dream völlig uninteressant gewesen. Er ist bei Tangerine Dream, weil er letztendlich die Leistung gebracht hat, denn das ist es, was in einer Gruppe letztendlich zählt."

Vom 25.10. bis 04.11.1990 gehen Tangerine Dream in Großbritannien auf Tournee, die sie in insgesamt elf Städte führt.

Ende 1990 verläßt Paul Haslinger die Gruppe und kehrt in sein Heimatland Österreich zurück. Als erstes richtet sich Paul aufgrund der bei Tangerine Dream erworbenen technischen Erfahrungen ein eigenes Tonstudio ein. Er nennt es The Assambly Room.

Nach seinem Ausstieg hatte Paul Haslinger zusammen mit Peter Baumann ein Bandprojekt. Das Material ist jedoch nie veröffentlicht worden.

1993 findet eine Zusammenarbeit zwischen Paul Haslinger und einem französischen Elektronik-Ensemble namens Lightwave statt. Christian Wittmann hatte die Gruppe bereits 1985 gegründet und mit Christopher Harbonnier einige Titel Ende der 80‘er, Anfang der 90‘er herausgebracht. Mit Pauls Einstieg bekamen die Kompositionen mehr Struktur und wurden mit moderner Digitaltechnik aufgenommen. Diese Arbeit mündete dann in den zwei Alben Tycho Brahe aus dem Jahr 1993 und Mundus Subterraneus (1995). Zwischen diesen Produktionen arbeitete Paul auch an einigen kurzfristigen Projekten wie die Siggraph Electronics Show.

Paul kümmerte sich ab 1994 mehr um seine Solokarriere und veröffentlichte sein erstes Solo-Album mit dem Titel Future Primitive. Nichts an dieser Musik erinnert an seine Arbeit mit Tangerine Dream. Er versucht vielmehr komplett neue Wege zu gehen, in dem er mit verschiedenen Sounds und Musikstilen experimentiert. Er kombiniert Ethnostile mit Vokalsamples und ungehörte musikalische Strukturen mit Poprhythmen. Herausgekommen ist ein sehr ungewöhnliches aber spannendes Album, auf das sich der Hörer in Ruhe einlassen muß.

Mit dem Projekt Coma Virus beginnt Paul 1995 ein Experiment mit dunklen und abstrakten Soundstrukturen. Das erste Stück dieses Projektes erschien auf dem DeepNet Sampler im Sommer 1996, dem darauf das komplette Album Hidden folgte.

Am 12.10.1996 ist Paul erstmals live mit einem Soloprogramm auf der Bühne zu sehen. Er bestreitet als Topact des KLEMDages in Nimwegen ein Konzert, bei dem er neben seinen eigenen Songs auch ein Tangerine Dream-Medley auf einem Piano zum Besten gibt. Während Paul seine Stücke am Keyboard spielt und man vom Zuschauerraum nicht erkennen kann, was er selbst spielt und was der Rechner produziert, lässt er sein musikalisches Können bei den Pianostücken so richtig aufblitzen. Auch für das Auge des Besuchers wurde etwas geboten. Hinter den Keyboards, die wie Pulte aufgebaut waren, hatte Paul zwei Leinwände bzw. Videowände aufbauen lassen. Auf ihnen wurden Landschaftsaufnahmen gezeigt. Der Clou an der Sache war, dass auf beiden der gleiche Film synchron, jedoch spiegelverkehrt ablief.

1997 erscheint Pauls zweite Soloplatte World Without Rules. Auf ihr geht er seinen ethnischen und experimentellen Weg, den er bereits auf seinem Solodebüt begann, kontinuierlich weiter. Bei dieser Platte wird er unter anderem von Mark Isham und der Sängerin Nona Hendryx unterstützt.

Im gleichen Jahr begann Paul Haslinger mit seinem wohl ehrgeizigsten Projekt, indem er die Musik zu Planetary Traveler, einer aus computeranimierten Grafiken bestehenden Science Fiction Produktion, komponierte. Regie führte Jan Nickman, der bereits bei der Produktion Canyon Dreams, beteiligt war. Der Film ist auf Video und auf DVD erschienen.

Ebenfalls im Jahr 1997 begann er mit dem Filmkomponisten Graeme Revell als Soundprogrammierer und Arrangeur zu arbeiten. Aus dieser Zusammenarbeit stammen die Soundtracks zu den Filmen Spawn, Chinese Box, Phoenix, The Negotiator und The Siege (deutscher Titel: Ausnahmezustand).

Pauls bislang letztes Soloalbum erschien im Februar 1999 unter dem Titel Score. Auf dem Album sind die Sängerin Julianna Raye und das Wiener Streichquartett zu hören.

Die Musik zu dem bereits 1985 gedrehten Film The Park Is Mine (deutscher Titel: Herrscher des Central Parks) mit Tommy Lee Jones (Auf der Flucht, Vulcano) in der Hauptrolle erscheint auf dem gleichnamigen Soundtrack 1991. Die Musik zu diesem Film hatte Tangerine Dream aber schon 1984 komponiert, sie basiert auf Elementen der Polen-Tournee, die auf dem Album Poland festgehalten wurde.

Ein weiterer Soundtrack erscheint 1991. Es ist die Musik zu einem von Günter Wallraff (bekannt geworden durch seinen Bestseller aus 1985 Ganz unten) verfilmten Buch. Der Titel lautet The Man Inside bzw. L’Affaire Wallraff . Regie führte Bobby Roth, in den Hauptrollen sind Peter Coyote und Jürgen Prochnow zu sehen.

Das deutsche Fernsehen verpflichtet Tangerine Dream wieder eine Titelmusik zu einem Schimanski-Tatort zu schreiben. Der Titel der Folge lautet: Bis zum Hals im Dreck. Das Ergebnis, welches Edgar und Jerome komponiert haben, ist die Chi Coltrane-Single I Just Want To Rule My Own World Without You. Die Single, auf der Tangerine Dream nur im Innenteil genannt werden, enthält drei Stücke. Das Titelstück ist in einer von Chi Coltrane gesungenen und in einer Instrumentalversion enthalten. Bei der Instrumentalversion taucht erstmals die Saxophonistin Linda Spa auf einer CD auf. Der dritte Titel der Single heißt One Night In Medina.

1991 erscheint die MärchenCD Rumpelstiltskin, zu der Tangerine Dream die Musik schreiben. Kathleen Turner, bekannt aus diversen Spielfilmen (Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, Rosenkrieg), erzählt die mit Musik unterlegte Geschichte von Rumpelstilzchen. Die ca. 22minütige Erzählung bildet Track eins, der nur als Import erhältlichen CD. Es folgen sieben Instrumentaltitel von Tangerine Dream, die der Geschichte als Hintergrundmusik dienten. Für Filmkenner, die nur die deutsche Synchronstimme von Kathleen kennen, ist Track eins schon gewöhnungsbedürftig.

Zum Abschluss der Zusammenarbeit zwischen Peter Baumanns Label und Tangerine Dream erscheint 1992 die Best Of CD The Private Music Of Tangerine Dream. Neben zehn Stücken der auf diesem Label veröffentlichten Alben Optical Race, Miracle Mile, Lily On The Beach und Melrose befinden sich die bisher unveröffentlichten Titel Beaver Town und Roaring Of The Bliss auf dieser CD.

Als nächste StudioCD erscheint Rockoon, auf der Jeromes Einflüsse deutliche Spuren hinterlassen. Die Stücke sind schneller und härter geworden. Auch die E-Gitarre wird härter gespielt. Edgar bezeichnete die Musik mal als "eine Art City-Sound, also Elektronik unter Einbeziehung von Gitarren- und Saxophon-Parts." Als Gastmusiker wirken Zlatko Perica (Leadgitarre), Richi Wester (Saxophon) sowie Enrico Fernandez (Macubaha) mit. Linda Spa war an den Aufnahmen nicht beteiligt, da sie sich während dieser Zeit nicht in Europa befand. Außerdem hat Jayney Klimek auf den Instrumentalstücken Backgroundstimmen hinzugefügt. Edgar: "Es sind keine Texte auf dem akustischen Teil zu hören, aber es sind mehr oder weniger Stimmexperimente. Wir haben auch bestimmte Anleihen in musikalische Ausflüge gemacht, so zum Beispiel in die Südsee, aber sehr surrealistisch. Uns persönlich hat das sehr viel Spaß gemacht." Das Album wird 1992 in der Kategorie Best New Age Album für einen Grammy nominiert. Das Titelstück erscheint als Single in einer Special Edition. Neben Rockoon sind auf der CD das Stück Oriental Haze, wieder mit Linda Spa am Saxophon und ein 14minütiges Interview, welches Joanne Davenport mit Edgar Froese geführt hat, enthalten.

Das Label Silver Screen veröffentlicht den Soundtrack zu dem amerikanischen Fernsehfilm Deadly Care. Die Erstausstrahlung fand im März 1987 statt.

Für die Mitglieder des Tangerine Dream International Fan Clubs bringen sie die CD Quinoa heraus. Auf der CD befindet sich das über 28minütige Titelstück, welches in der Berliner Cave aufgenommen wurde. Die CD ist auf 1.000 Stück limitiert und wurde ausschließlich den Mitgliedern des Clubs kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Cover ist weiß mit schwarzen und roten Schriftzügen und trägt den Hinweis "A Tangerine Dream Fan Club Release For Members Only". Auf der 97‘er Tour wurden die restlichen Exemplare verkauft. 1998 bringen Tangerine Dream das Stück mit zwei weiteren auf einer offiziellen CD ebenfalls unter dem Namen Quinoa heraus.

1993 erscheint wieder ein Album mit Liveaufnahmen von Tangerine Dream, es trägt den Titel 220 Volt Live und wurde auf der 92‘er Nordamerika-Tournee in Seattle, New York und Washington aufgenommen. Auf der Bühne wurden Edgar und Jerome von Zlatko Perica (Gitarre) und Linda Spa (Saxophon und Keyboards) unterstützt. Linda und Zlatko waren keine festen, sondern wie Edgar einmal sagte "assoziierte" Mitglieder von Tangerine Dream. Ein Grund dafür war, dass Linda in Wien und Zlatko in Zürich lebten. Sie wurden projektbezogen in die Gruppe integriert. Der Schlagzeuger und Percussionist Klaus Krieger, der bereits bei Cyclone und Force Majeure dabei war, sollte ursprünglich ebenfalls die 92‘er Tournee begleiten. Doch während der mehrere Wochen andauernden Proben kam man zu dem Schluss, die Tour doch besser ohne ihn zu absolvieren.

"Kraftvoll und dynamisch mit scharfen Gitarren und treibenden Saxophon-Soli" (The New Times) garantieren sie "ein Fest für Designer des digitalen Sounds" (The Boston Phoenix). So hart wie auf dieser Tournee waren Tangerine Dream bisher nicht zu hören. Auf dieser CD befindet sich nur neues Material. Sie war anfangs nur als US-Import erhältlich, kam aber ca. ein halbes Jahr später auch offiziell in die deutschen Plattenläden. Mit diesem Album erzielen sie zum dritten Mal eine Grammy-Nominierung.

Auf dem Album befindet sich eine Coverversion von Jimi Hendrix Stück Purple Haze, das sie auf der Tour als Zugabe spielten. Der Titel war keine reine Hommage an Hendrix. Edgar: "Worum es uns dabei ging war eigentlich das, was hinter dem Musiker steht, hinter diesem Menschen Hendrix, der für mich eigentlich immer ein zutiefst bemitleidender Mensch war und immer noch ist, denn was er musikalisch rübergebracht hat, war eigentlich jenseits aller Starallüren sichtbar. Das Stück Purple Haze wurde von uns auch ausgewählt, weil es für diese Art von instrumentaler Interpretation ganz gut geeignet war."

Die Single Dreamtime wird aus dem Album ausgekoppelt. Das Titelstück ist in einer gesungenen und einer instrumental gespielten Fassung enthalten. Den Gesangspart bei Dreamtime übernahm die Sängerin Jayney Klimek, die zusammen mit ihren Brüdern Alf (Sänger auf der ersten Spliff-LP Spliff Radio Show) und Johnny Klimek sowie drei weiteren Musikern die Band The Other Ones bildete. Mit dieser Band landete sie 1986 mit dem Titel Holiday einen Hit. Die Zusammenarbeit mit Jayney Klimek ist auf einen Österreichurlaub zurückzuführen, wo sich Tangerine Dream mit der befreundeten Sängerin zufällig trafen. Tangerine Dream waren gerade damit beschäftigt einige Radio-Audits zu machen. Jayney hat in ein paar Minuten den Text zu Dreamtime geschrieben und nach 1 ½ Stunden war die Produktion bereits fertig.

Zur CD 220 Volt Live veröffentlichte Miramar das Video Three Phase – Past, Present, Future, welches von Michael Boydstun produziert wurde. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen kompletten Konzertmitschnitt. Neben fünf Stücken, die beim Konzert am 25.10.1992 im Paramount Theatre in Seattle mitgeschnitten wurden, befinden sich auch Videoclips und älteres Material wie Phaedra oder im Abspann Logos auf dem Video. Die Videoclips bestehen zum Teil aus alten schwarz/weiß Aufnahmen aus den 20‘er bzw. 30‘er Jahren sowie privaten Filmdokumenten, die auf Reisen und bei Konzerten aufgenommen wurden. Die Idee zu dem Video kam dem amerikanischen Label Miramar. Sie mußten die Gruppe schon ein paar Monate lang bearbeiten, bevor Tangerine Dream dem Projekt zustimmte. Edgar dazu im ORB: "Das Konzept der Gruppe ist ja eigentlich nicht diese Videoschiene und auch nicht die unbedingte zur Schaustellung unserer Person, das ist eigentlich sekundär."

1994 erscheint der Soundtrack zu dem Stephen Sommers Film Catch Me If You Can.

Das Studioalbum des Jahres 1994 heißt Turn Of The Tides. Jeromes Einfluss wird auf diesem Album, das mit dem Gitarristen Zlatko Perica und der Saxophonistin Linda Spa eingespielt wurde, immer deutlicher. Mit dem komponieren der Stücke bzw. sammeln der Ideen hatten sie bereits auf der 92‘er Nordamerika-Tournee begonnen. Edgar dazu im ORB: "Das war eigentlich die längste Arbeit, die wir je an einer Platte hatten. Mit einigen Auszeiten von zwei, drei Wochen arbeiteten wir so neun Monate daran, und die Hauptarbeiten haben wir dann in Wien und hier in Berlin gemacht." Tangerine Dream klangen selten so aggressiv und offener für andere Stilrichtungen. Die Zeitschrift Billboard urteilte: "Ein Album reich an exotischen Sounds und vibrierenden Rhythmen." Ohne die kosmischen Elemente zu vernachlässigen, "widmen sie sich wieder stärker der Emphase traditioneller Rockmusik" (STEREO). Auch Turn Of The Tides wird 1994 wieder in der Kategorie Best New Age Album für einen Grammy nominiert.

Im Booklet der CD ist ein Auszug aus der Kurzgeschichte The Coachman’s tales abgedruckt. Edgar, der auch einige Jahre Philosophie studierte, schrieb diese Story. Nicht das Studium, sondern die Tatsache, dass er sich immer wieder Fragen stellte, auf die es keine Antworten gibt, und alles in Frage gestellt hat, führt dazu, alles mit einer einfachen philosophischen Sicht zu sehen. Er ist dabei auch gern ironisch und mag vor allem auch die Schriftsteller, die etwas "interessantes in die Welt pusten, kurz mit dem Auge zwinkern, sich umdrehen und sagen: Nichts für Ungut!". Edgar betont jedoch, dass er kein Interesse daran hat, ein Buch zu veröffentlichen!

Unter dem Titel Turn Of The Tides CD 5 erscheint eine Single, die neben vier Tracks des Albums - zum Teil in gekürzten Versionen - einen bisher unveröffentlichten Titel namens Story Of The Brave beinhaltet.

Ebenfalls in 1994 veröffentlicht Virgin eine Box mit fünf CD’s unter dem Titel Tangents 1973 - 1983. Auf den ersten vier CD’s befinden sich Stücke aus der Virgin-Dekade, die Edgar für diese Produktion remastert und neu abgemischt hat. CD Nr. 5 besteht aus zehn bisher unveröffentlichten Tracks mit einer Spielzeit zwischen 3:18 und 12:50 Minuten. Der Box ist ein sehr aufwendiges hochformatiges Booklet beigefügt. Neben sehr schönen Computergrafiken enthält es auch englischsprachige Informationen zur Band.

Edgar Froese bringt die DoppelCD Beyond The Storm heraus. Auf ihr befinden sich 13 remasterte ältere Titel sowie 15 neue Stücke.

Der 1995 erschienenen Produktion Tyranny Of The Beauty warfen die Kritiker "Synthi-Themen von ausgesprochener Belanglosigkeit" (Musik Express) vor. Auf der CD befindet sich eine neue fünfminütige Version von Stratosfear mit dem Titel Stratosfear 1994. Den Abschluss der CD bildet der Titel Largo, ein Stück des deutschen Komponisten Georg Friedrich Händel (1685-1759). Mit diesem Album erzielen sie ihre fünfte Grammy-Nominierung in Folge. Allerdings ist ihnen ein Grammy bisher verwehrt geblieben.

Die CD Tyranny Of The Beauty stellt eine Glosse auf die Modebranche und den Rummel, der um die Models gemacht wird dar, darauf weist auch der Titel des Stückes Catwalk hin. Mit dem gesamten Projekt wollten sie darauf aufmerksam machen, dass es unnormal ist, so ein Theater um Menschen zu machen, nur weil sie "mit zwei hübschen Ohren auf die Welt gekommen sind". Ursprünglich hatten sie geplant auf dem Cover der CD eine Barbiepuppe abzubilden. Das ist aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. Aus diesem Grunde wurde dann ein ägyptisches Covermotiv verwendet.

Auf eine Einladung hin haben sie auf einer Modenschau in Los Angeles gespielt. Als Gag lief Linda saxophonspielend in einem Brautkleid über den Laufsteg. An dieser ziemlich abgedrehten Sache hatte die Band einen ziemlichen Spaß. Der Veranstalter hat sich das richtig was kosten lassen. Tangerine Dream waren für ihren 30minütigen Auftritt mit dem kompletten Equipment nach L. A. geflogen.

Die CD The Dream Mixes kommt 1995 auf dem Label Virgin heraus. Auf der CD haben Edgar und Jerome sechs Titel ihrer Alben Rockoon, Turn Of The Tides und Tyranny Of The Beauty in härteren, moderneren Versionen remixt, die technoartige Rhythmen aufweisen. Die CD enthält neben den Remixen vier weitere neue Stücke und hat eine Gesamtlaufzeit von 67 Minuten. Eine weitere Version der CD erscheint auf dem eigenen Label TDI als DoppelCD mit einem anderen Cover und einer Laufzeit von 108 Minuten. Hier ist der Inhalt der ersten CD mit der Virgin-Version identisch. CD Nr. 2 bringt noch mal vier neue Remixe und die neuen Titel Iowa und Sojus.

Tangerine Dream waren zu dieser Zeit gegen das Remixen von ihren Titeln. Dazu Jerome: "Wir haben viele Angebote, Dance-Hits zu remixen oder Tangerine Dream-Songs von DJ’s remixen zu lassen."

Und Edgar: "Das ist wie Tangerine Dream bei Aldi, wie eine Platte mit Sprung, da geht alles verloren, was wichtig ist an der Musik."

Zu den CD’s erscheint 1996 ein 60minütiges Video mit dem Titel The Video Dream Mixes. Enthalten sind insgesamt neun Titel der TDI-Version. Die insgesamt acht Videoclips (der neunte Song wird während des Abspanns gespielt), zeigen Edgar, Jerome und Linda. Einige Clips wirken wie Urlaubsaufnahmen, die durch verschiedene Effekte verfremdet wurden. Bei dem Stück Change Of The Gods sind Computeranimationen zu sehen, die auf der 97‘er Europatournee in größerem Umfang in ihrer Show dargeboten wurden.

Zu dem in Deutschland nur als Video herausgekommenen Film Zoning erscheint 1996 der gleichnamige Original Video-Soundtrack.

Eine weitere Box mit fünf CD’s erscheint auf dem Label Castle Communications unter dem Titel The Dream Roots Collection. Diesmal wurden auf den CD’s 1 bis 4 Stücke der Jahre 1970 – 1973 und 1983 – 1987 in remasterten Versionen neuveröffentlicht. CD Nr. 5 besteht wieder aus neuem Material (vier Titel zwischen 9 und 15 Minuten). Das beigefügte Booklet enthält neben einigen Kommentaren zur Bandgeschichte 95 sehr schöne Fotos aus der Zeit zwischen 1967 (erste Bandbesetzung) und 1990.

Auf ihrer 96‘er Europatournee kommt eine CD-Single heraus, die auf 2.000 Exemplare limitiert ist. Die CD mit dem Titel Shepherds Bush enthält die Titel Thief Yang And The Tangram Seal sowie eine Coverversion des alten Beatles-Klassikers Eleanor Rigby. Den Spleen, bei Liveauftritten Klassiker der Rock- und Popmusik in ver- und bearbeiteten Versionen zu spielen (z. B. Eleanor Rigby, House Of The Rising Sun, Purple Haze), verfolgen sie bereits seit einigen Jahren.

Das Studioalbum des Jahres 1996 heißt Goblins Club. Auf dieser Platte, die zugleich Lindas letzte Produktion mit Tangerine Dream darstellt, arbeiteten sie auch mit dem Wiener Boys Chor zusammen, der nicht mit den Wiener Sängerknaben zu verwechseln ist.

Im Booklet der CD ist ein Text des zwischen 1871 und 1914 lebenden deutschen Schriftstellers Christian Morgenstern abgedruckt. Einige der Stücke die Tangerine Dream im Laufe ihres Bestehens komponierten, fanden ihre Grundlage in Werken der schreibenden Zunft. Die Kurzgeschichte, die in dem Booklet abgedruckt ist, fiel ihnen in die Hände. Da sie den mit scharfer Zunge geschriebenen Text mochten, wurde er benutzt.

Anfang 1997 trennen sich Edgar und Jerome von Linda. Tangerine Dream entschlossen sich wieder eine Wende einzuleiten. Edgar in einem Interview 1997: "Damit ist auch wieder ein Kapitel Tangerine Dreams abgeschlossen, nämlich das Kapitel der, sagen wir mal, sinfonischen Arbeit, auch wenn der Begriff natürlich hinkt. Dazu gehören bestimmte Soloinstrumente wie zum Beispiel Saxophon. Es wird also nie wieder Saxophon bei uns geben, und auch andere Dinge werden verschwinden. Es werden viele neue Elemente dazukommen. Deshalb haben wir uns im Guten getrennt. Sie verfolgt nun ihre musikalische Karriere und wir müssen jetzt einfach woanders hin." Auf der im Jahr 1996 auf dem TDI-Label erschienenen australischen Version der CD wurde das Stück Elf June And The Midnight Patrol, welches von Linda mitkomponiert wurde, durch Fort Worth Runaway One ersetzt. Linda wird weder mit Namen genannt, noch ist sie auf den Fotos (teilweise kleinerer Bildausschnitt der gleichen Fotos) im Booklet zu sehen.

Edgar vertrat immer die Meinung, dass die musikalische Zusammenarbeit mit anderen Musikern nur eine Sache über einen bestimmten Zeitraum darstellte. Die Musiker, die mit ihm zusammenarbeiteten wussten das auch. Edgar: "Wir haben mit Leuten ein halbes Jahr oder 5 - 6 Jahre zusammengearbeitet, mit Christopher Franke habe ich 16 Jahre gearbeitet. Das sind immer Zeitspannen, wo man merkt, jetzt muss innerhalb diese Korpus Tangerine Dream etwas passieren. Wir müssen runter von der großen Straße, runter von der Autobahn, wie wir es immer so sagen. Jetzt wieder auf den Feldweg. Wir wollen wieder schnuppern, so ein bisschen an den Wurzeln der Dinge, dass das alles nicht so verflacht. Wir sind in erster Linie keine kommerzielle Gruppe, das vergessen viele, die uns das immer anhängen wollen."

1997 gehen Tangerine Dream auf eine ausgedehnte Welttournee, die sie auch wieder nach ca. 14 Jahren Abstinenz - mit Ausnahme von wenigen Einzelkonzerten - nach Deutschland führt. Diese Abstinenz ist auch durch die komplizierte Arbeit mit den deutschen Veranstaltern entstanden. Tangerine Dream treten unter anderem in Berlin, Bonn, Hannover, Hamburg und Frankfurt auf. Das Programm des europäischen Teils der Tour ist in zwei Sets unterteilt. Der erste Teil umfasst Stücke im alten Stil, darunter Titel aus den Alben Thief, Poland, Exit, Underwater Sunlight und Le Parc. Set zwei besteht aus Stücken von den neueren Alben Turn Of The Tides, Dream Mixes, Rockoon und Goblins Club. Edgar und Jerome werden auf dieser Tour wieder von Zlatko Perica an der Gitarre begleitet. Als akustische und visuelle Bereicherung engagieren sie den Percussionisten Emil Hachfeld. Er steht auf der Bühne in Mitten seiner im Kreis aufgebauten Trommeln und Becken und wirbelt auf ihnen wie ein wilder Derwisch herum.

Das am 18.04.1997 durchgeführte Konzert in Frankfurt, wurde via Real Audio im Internet weltweit übertragen. Für mich, der das Konzert eine Woche vorher am 11.04. in Bonn gesehen hatte, war dies ein sehr willkommener Rückblick. Zur optischen Unterstützung wurden in gewissen Abständen Livebilder in die Übertragung eingebunden. Die Zeit zwischen den Bildern (ca. 5 Minuten) war ziemlich lang und die Auswahl der Bilder nicht gerade weltbewegend, jedoch war es ein interessantes Erlebnis. Als Gag konnte man sich auf der Internetseite von Tangerine Dream noch in ein Gästebuch eintragen, um direkte Reaktionen zu der Übertragung abzugeben. Hiervon machten viele Fans auf der ganzen Welt Gebrauch.

Auf dieser Tour verkaufen sie die auf 5.000 Stück limitierte CDSingle Limited World Tour Edition 1997. Auf ihr sind das Stück Maedchen On The Stairs (Das Mädchen auf der Treppe) in zwei verschiedenen neuen Remixen sowie der Titel Order Of The Ginger Gild enthalten.

Zu dem ca. 45minütigen Landschaftsfilm Oasis erscheinen das gleichnamige Album bei TDI sowie der Videofilm bei Camera One. Das Video zeigt - ähnlich wie schon bei Canyon Dreams - herrliche Landschaftsaufnahmen zu denen Tangerine Dream stimmungsvolle Musik geschrieben haben.

Das Stück Towards The Evening Star von dem Album Goblins Club kommt als Remix der bekannten Techno/Trance Band The Orb auf einer CDSingle heraus. Die CD enthält den original Albumtitel sowie den über achtminütigen Mandarin Cream Remix. Zum Zweck des Remixens gaben Tangerine Dream die Mehrspurbänder aus der Hand. Von dem Ergebnis waren Edgar und Jerome jedoch enttäuscht. Nach ihren Aussagen hatte das mit der Musik von Tangerine Dream nichts mehr zu tun. Ursprünglich gab es neben dem Clubmix auch einen Radioedit von The Orb, der eine Kurzversion des Mixes darstellte. Während der Clubmix von Tangerine Dream abgesegnet wurde, untersagten sie die Veröffentlichung des Radioedits. Tangerine Dream hatte The Orb nie getroffen und sich nicht mit ihnen über den Remix unterhalten, auch daran wird es gelegen haben, dass der Remix nicht in ihrem Sinne erfolgte.

Der zweite Set der 97‘er Welttournee wird auf der LiveCD Tournado veröffentlicht. Der Mitschnitt entstand bei dem Konzert am 23.04.1997 im Dome Muziki i Tanca im polnischen Zabrze.

Unter dem Titel Ambient Monkeys erscheint wieder eine sehr ungewöhnliche CD. Sie enthält ein 48minütiges Stück, das aus 13 Teilen besteht. Neben neuen Kompositionen sind Teile von den Werken Georg Friedrich Händels, Johann Sebastian Bachs und Wolfgang Amadeus Mozarts in das Gesamtwerk eingewoben. Von der ersten Minute bis zum Schluss sind der Musik Urwaldgeräusche (Affengeschrei, Vogelstimmen, fahrender Zug etc.) unterlegt. Die Musik wurde als Vorprogramm zur 97‘er Europatournee komponiert und war dort bei einigen Auftritten zu hören.

Am 01.02.1998 ist Jerome Froese zu Gast bei Radio Eins in der Sendung Electrobeats mit dem Moderator Olaf Zimmermann und hat einige rare Stücke mit im Gepäck. Unter anderem werden an diesem Abend Alternativ- und Liveversionen von Warsaw In The Sun, Ride On The Ray und Girl On The Stairs gespielt. Auch war hier erstmals ein Stück zu hören, welches Tangerine Dream 1990 für einen 20minütigen von NHK-TV in Japan gedrehten Film mit dem Namen Mandala komponierten. Die Musik wurde bisher nicht veröffentlicht. Ein weiteres Schmankerl dieser Sendung stellte der Titel Unicorn Theme aus dem Film Legend dar. Er wird von Susanne Pawlitzki (Insisters) gesungen (in der Filmversion sang bekanntlich Jon Anderson das Lied). Aufgrund von Dialektschwierigkeiten wurde der Gesangspart von dem Filmstudio Universal nicht genommen. Als absolute Krönung wurde dann der Titel Electrofog, ein 1980 in Dresden im Hygienemuseum live eingespieltes Stück, gesendet. Wer damals nicht das Glück hatte, die Sendung aufzunehmen, muss heute auf ein Bootleg zurückgreifen.

Das Jahr 1998 ist von einer Reihe von Veröffentlichungen auf dem TDI-Label geprägt.

Die CD DreamEncores enthält Livematerial der Jahre 1986 bis 1997, welches sie auf Nordamerika- und Europatourneen als Zugaben gespielt haben.

Quinoa erscheint auf der gleichnamigen CD. Neben dem Titelstück befinden sich noch die Tracks Voxel Ux und Lhasa auf der CD. Bei Voxel Ux handelt es sich um ein Stück, welches bereits in 1996 komponiert und im Rahmen einer Verlosung auf der offiziellen Homepage von Tangerine Dream ausgelobt wurde. Es gab lediglich eine Single mit diesem Titel, die der Gewinner damals bekam.

Der zweite Teil der Dream Mixes kommt unter dem Titel TimeSqare heraus. Außer dem Stück Towards The Evening Star, welches im blue gravity mix auf der CD zu finden ist, beinhaltet sie sechs neue Stücke.

Nur als Import ist das Video Luminous Visions erhältlich, welches von Sony Music Entertainment und TDI in der Serie Odyssey The Mind’s Eye Presents herauskommt. Da es für den amerikanischen Markt produziert wurde, ist es nur im Videoformat NTSC erhältlich. Das Video besteht aus Computeranimationen des Computerkünstlers Yoichiro Kawaguchi, der sehr phantasievolle, abstrakte Bilder geschaffen hat. Zu diesen Animationen liefern Tangerine Dream den Soundtrack. Die Songs sind jedoch bis auf Midwinter Night nicht neu, sondern stammen von den Alben The Dream Mixes und Oasis. Der limitierten Edition liegt eine "kostenlose" CD mit den einzelnen Stücken bei. Während das Video eine Laufzeit von nur 43 Minuten aufweist, ist die CD ca. 75 Minuten lang.

Da beim komponieren von Filmmusiken sehr oft Material übrig bleibt, was bei den Produzenten und Regisseuren keine Verwendung findet, sammelte sich einiges ungenutztes Material bei Tangerine Dream an. Die besten Titel erscheinen 1998 auf den beiden CD’s Hollywood Years Vol. I und Vol. II. Zu welchen Filmen die einzelnen Titel ursprünglich komponiert wurden, geht aus den Booklets nicht hervor. Unter den insgesamt 30 Titeln befindet sich der Song Rose Of Babylon, der von Vicky McClure gesungen wird.

Zu einem Film über den russischen Transsibirien Express schreiben Tangerine Dream die Filmmusik. Diese Musik erscheint unter dem Titel Transsibiria auf CD.

Die CD Valentine Wheels stellt eine weitere Liveaufnahme dar und beinhaltet den ersten Set der 97‘er Tournee. Mitgeschnitten wurde diese Aufnahme am 06.11.1997 bei dem Konzert im Londoner Shepherds Bush Empire. Ursprünglich war die CD in einem Set (Hollyday Season Booster) zu Weihnachten 1998 bestehend aus der CD, einem T-Shirt, einem Sticker sowie einer von Edgar und Jerome signierten Autogrammkarte herausgekommen. Die CD kam 1999 aber auch einzeln in die Plattenläden.

Am 12.06.1999 findet das einzige Tangerine Dream-Konzert dieses Jahres im Rahmen des Klang-Art-Festivals in Osnabrück statt. Edgar begrüßte Besucher aus der ganzen Welt, die zu diesem einmaligen Konzert angereist waren. Den weitesten Weg hatte ein Fan aus den USA auf sich genommen. Bei diesem Auftritt wurde erstmals seit Jahren wieder komplett neues Material live aufgeführt.

Unter dem Motto Mars Polaris wurde die Mars Polar Lander Mission der NASA musikalisch umgesetzt. Der Percussionist Emil Hachfeld, der schon bei der 97‘er Tour mit aufgetreten ist, sorgte auch bei diesem Konzert für die entsprechenden Rhythmen. Weiterhin wurde die Band von dem Gitarristen Gerald Gradwohl unterstützt. Der Rückraum der Musiker bestand aus einer riesigen Leinwand, auf der während des Konzertes ein Film ablief, der ebenfalls die Marsmission darstellen sollte. Neben Originalaufnahmen von Raketenstarts und Raumfahrtprojekten waren auch zahlreiche Computeranimationen zu sehen. Nach dem Konzert betätigte sich Jerome auf der Klang-Art-Party, die auch als Tangerine Dream After Show Party bezeichnet wurde, in der Osnabrücker Lagerhalle noch als DJ.

Ebenfalls unter dem Titel Mars Polaris erscheint an diesem Tag eine 71minütige CD mit der Musik des Konzertes als Studioaufnahme. Wer das Konzert gesehen hat, wird bestätigen können, dass die Liveversionen durch den Einsatz von Emil und Gerald noch druckvoller waren, als es die Musik auf der CD wiedergibt. Der Musik Express bewertet die Platte: "Die zehn neuen Kompositionen klingen indes nur selten kosmisch, sondern eher brav und vertraut. Etliches auf Mars Polaris erinnert an die Tangerine Dream der 80‘er Jahre, an Alben wie Poland, Le Parc oder Logos. Hört man sich in das neue Album richtig ein, so wird man feststellen, dass die Musik von Tangerine Dream nicht nur äußerst sorgfältig produziert wird, sondern auch sehr komplex, vielschichtig und filigran klingen kann."

Am Tag des Konzertes wurde ebenfalls die auf dem TDI-Label neu erschienene CD Sohoman verkauft. Auf ihr ist ein 43minütiger Auszug aus dem Livekonzert vom 22.02.1982 im Regent Theatre aus Sydney enthalten. Die CD stellt die erste Veröffentlichung der Tangerine Dream Classic Edition dar. Es sollen weitere Aufnahmen älterer Konzerte folgen.

Das Album What A Blast (Untertitel: Architecture In Motion) stellt einen Soundtrack zu einem Film über einstürzende Hochhäuser dar. Der Film ist in den USA unter dem Titel What A Blast! Architecture In Motion auf Video erschienen.

Zu einem Film über die Chinesische Mauer erstellen Tangerine Dream den Soundtrack. Die Musik erscheint auf der CD Great Wall Of China.

Im neuen Millennium erscheinen als erste Veröffentlichungen die Alben Soundmill Navigator und Antique Dreams. Eine weitere Veröffentlichung ist die CD The Seven Letters From Tibet. Auf ihr sind ruhig schwebende Sphärenklänge zu hören.

Im Herbst 2000 erscheint eine weitere Box mit dem Titel i-BOX 1970 - 1990. Sie enthält 6 CD’s auf denen neben bereits veröffentlichten Studioaufnahmen, die teilweise neu abgemischt wurden und dadurch anders klingen, auch bisher unveröffentlichte Liveversionen sowie einige neue  Stücke zu hören sind. Auf CD 6 ist ein 46-minütiger Konzertmitschnitt aus Perth enthalten. Wann diese Aufnahme entstand ist leider nicht in dem sehr schönen Booklet, welches über 200 Fotos aus sämtlichen Dekaden der Band enthält, angegeben.

In der Ausgabe Nr. 2 der Zeitschrift Musikexpress aus dem Jahr 2001 hat eine 65-köpfige Jury die 50 besten Platten aller Zeiten aus deutschen Landen gewählt. Auf Platz 32 findet sich hier Tangerine Dream’s Phaedra. Das Album wird vom Musikexpress als Meilenstein der elektronischen Musik und Begründer eines neuen Genres gewertet.

Tangerine Dream können als die Wegbereiter der heutigen Musikszene bezeichnet werden. Durch ihren Hang zu neuen Wegen und Experimenten mit neuen Techniken sind sie neben Klaus Schulze und Kraftwerk die Triebfeder für Musikrichtungen wie Techno, Trance, Ambient etc. geworden. Die Mandarinen träumen weiter, und keiner kann zur Zeit absehen, wie lange diese Träume noch anhalten werden. Jerome hat sich so profiliert, dass er dieses Projekt auch weiterführen könnte, wenn Edgar beim Träumen nur noch die Hände in den Schoß legen will.

Da Tangerine Dream im Laufe ihres Bestehens eine Vielzahl von Platten herausgebracht hat, können nur einige Cover in dieser Story Platz finden. Die in der Discografie aufgeführten Bestellnummern sind ebenfalls nur ein Auszug aus ihren umfangreichen weltweiten Veröffentlichungen. Viele dieser Scheiben sind unter den angegebenen Nummern heute im Handel nicht mehr erhältlich, wurden aber mit aufgeführt um Sammlern die Möglichkeit zu geben, auf Plattenbörsen oder Flohmärkten Ausschau nach ihnen zu halten.

Die Discografie Voices In The Dunes von Rolf Sonnemann, Peter Stoeferle und Matt Hargreaves aus dem Jahr 1991 bietet eine umfangreiche Auflistung weltweit erschienener Platten. Auch die Homepage von Rainer Rutka (http://www.rutka.de/td) bietet eine Fülle an Informationen mit Abbildungen von Coverfotos (auch sehr viel rares Material). Informationen über die Neu- bzw. Wiederveröffentlichungen des TDI-Labels sind über die Homepage http://www.tdi-music-mall.de/mainmenu.html erhältlich. Hier kann man sich auch Auszüge zu einzelnen Stücken anhören.

Die folgenden Quellen wurden für diese Story herangezogen:

Artikel der Zeitschriften MusikExpress, Rolling Stone, Sounds, Rocklexika, dem Artikel Zwischen Berlin und Hollywood, die Bücher Voices In The Dunes, Texte aus den Plattencovern, die Internetseiten der Musiker sowie diverse Interviews (Radio, Fanmagazine).

Weiter Informationen können auch den folgenden Internetseiten entnommen werden:

Tangerine Dream:
http://www.tdi-music-mall.de/mainmenu.html
http://www.tangerinedream.de/

Christopher Franke:
http://www.sonicimages.com

Paul Haslinger:
http://www.haslinger.com/

Johannes Schmoelling:
http://members.tripod.de/Theta/html/index.htm

Stephan Schelle (Seiten zur elektronischen Musik und zu Grobschnitt):
http://www.stephan-schelle.de

Tangerine Dream blicken auf eine mehr als 30jährige Bandgeschichte zurück und veröffentlichten während dieses Zeitraums mehr als 100 Platten sowie eine Vielzahl von Soloproduktionen. Im Rahmen dieser Story ist es daher lediglich möglich, die Geschichte dieser Gruppe nur ansatzweise wiederzugeben.

Diese Story wurde anhand von verschiedenen Unterlagen zusammengestellt. Der Text wurde an Edgar Froese weitergeleitet. Die wesentlichen Punkte wurden von ihm persönlich auf Richtigkeit geprüft. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken. Mein Dank geht aber auch an Kurt Mitzkatis, der mich bei der Erstellung dieser Story tatkräftig unterstützt hat sowie an Torsten Möller, der mich mit Infos versorgte.

Stephan Schelle für den German Rock e.V. Heft 12/2000 Titelstory Tangerine Dream

Letzte Änderung am 17.03.2019