Kurzbiografie
 

Liebevolle Bezeichnungen wie Elektronikpapst oder Urvater des Techno zeugen davon, welchen Einfluss Klaus Schulze auf die Musik und hier im speziellen die elektronische Musik hat. Klaus Schulze gehört neben Bands wie Tangerine Dream, Kraftwerk und Ash Ra Tempel zu den Begründern der elektronischen Musik. Seine Musik beeinflusste die unterschiedlichsten Musiker und trug auch zur Entstehung von Trance und Techno bei.

Sein erstes Instrument, die Gitarre, legte er Anfang der sechziger beiseite um sich dem Rhythmus in Form eines Schlagzeuges zu widmen. Die erste Band, in der Klaus als Schlagzeuger beteiligt war, ist Psy Free. Sie war stark von den psychedelischen Sounds der frühen Pink Floyd inspiriert und entsprechend klang auch ihre Musik.

Klaus traf 1969 in Berlin Edgar Froese und Conrad Schnitzler, was wiederum auf seine musikalische Laufbahn einen einschneidenden Einfluss hatte. Diese drei gründeten die Band Tangerine Dream und veröffentlichten im gleichen Jahr das Album „Electronic Meditation“. Nach einem Jahr verließ Klaus allerdings die Band und wechselte zu Ash Ra Tempel. Doch es dauerte nicht lange und Klaus hatte erkannt, dass er seine Musik am besten Solo - auch unter Mitwirkung anderer Musiker - ausdrücken konnte. Fortan widmete er sich den elektronischen Klangerzeugern.

Im Jahr 1972 veröffentlicht er unter seinem Namen das erste Soloalbum mit dem Titel „Irrlicht“. Auf diesem Album ist er an den Synthies zu hören, unterstützt von einem kompletten Streichorchester. Herausgekommen ist ein sphärisches Werk mit kosmischen Klängen. Schon auf diesem Album ist zu erkennen, dass Klaus Musik kaum einzuschränken ist. Die Stücke umfassen mit über 20 Minuten Länge ganze Albumseiten und dies wird er später noch steigern. Mit seinem 76’er Album „Moondawn“ hatte er sich wieder neu erfunden und seinen Stil entwickelt, den andere Musiker noch Jahre später zu kopieren versuchten. Zusammen mit dem Schlagzeuger Harald Grosskopf, der der Produktion eine Menge an Rhythmus und Rockelementen verleiht, ist ein Album entstanden, das mit den Stücken „Floating“ und „Mindphaser“ zwei Klassiker beinhaltet.

Es folgt der Soundtrack zu „Bodylove“ und dann mit „Mirage“ 1977 und „X“ 1978 zwei weitere Klassiker, die sehr erfolgreich waren. Auf dem 1980 erschienenen „Dig It“ benutzt Klaus erstmals ausschließlich digitale Synthesizer. Obwohl sich sein Equipment ändert und er sich stetig weiterentwickelt, ist sein Stil doch bei jeder Produktion herauszuhören. Ob allein, zusammen mit Orchester, einem Cello (hier ist Wolfgang Tiepold häufig sein Begleiter gewesen), mit einem Schlagzeuger (hier hat Harald Grosskopf oft die Felle bearbeitet) oder einer Rockband, Klaus probierte alles aus.

Im Mai 1991 gab er ein kostenloses Open-Air Konzert auf dem Platz vor dem Kölner Dom. Dieser Auftritt, zu dem Tausende nach Köln pilgerten, ist auf dem 93’er Album „The Dome Event“ dokumentiert. Im Jahr 1994 kommen zwei Alben heraus, die seine klassische Ader mehr zum Vorschein bringen. Auf „Goes Classic“ interpretiert Klaus u. a. Stücke von Smetana, Schubert, Brahms und Beethoven auf seinen Synthies. Er hat es dabei geschafft die Stücke mit Respekt und Einfühlungsvermögen zu präsentieren.

Die DoppelCD „Totentag“, auf der Klaus eine Oper aufgenommen hat, ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Die Musik ist nicht leicht zu verdauen und lässt so manchen Fan ratlos zurück. Aber auch den modernen Sounds und Musikströmungen öffnet er sich denn auf „Are You Sequenced?“ klingt Klaus so modern wie lange nicht. Da sind tribalartige Rhythmen zu hören und man wird in einen Sog aus Trance, Ambient, Techno und House gezogen. Und auf der Erstveröffentlichung von „Are You Sequenced?“, die als DoppelCD erschien, finden sich auf CD 2 sogar Remixe von renommierten DJs. Und dann wird es teuer für die Fans, denn Klaus bringt mit der „Silver-Edition“, „Historic-Edition“ und „Jubilee-Edition“ zwischen 1993 und 1997 gleich zwei 10’er und eine 25’er-CD-Box auf den Markt. Neben hauptsächlich älteren, unveröffentlichten Stücken kommen so auch neue Sachen ans Laserlicht. Und im neuen Jahrtausend erscheint mit der „Ultimate-Edition“ die Zusammenfassung der drei Boxen, die um fünf weitere CDs erweitert wurde. Seine Kreativität kennt keine Grenzen und so erscheinen mit „Contemporary Works“ Vol. 1 und Vol. 2 zwei weitere Boxen auf denen er sich sowohl klassisch auf den vier CDs „Ballet“ wie auch modern bei den anderen CDs präsentiert.

Unter dem Pseudonym Richard Wahnfried (abgeleitet von Richard Wagner) oder nur Wahnfried - einem Seitenprojekt - machte er zwischen 1979 und 1997 rockorientiertere Musik bei der er zwar das Heft in der Hand hielt, jedoch mit anderen Musikern bandorientierter vorging. In den ganzen Jahren fand Klaus Schulze aber auch noch die Zeit, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten, so spielte er beispielsweise mit den Gruppen Go und Far East Family einige Alben ein.

Eine weitere Kollaboration ging er mit Peter Kuhlmann, besser bekannt als Pete Namlook unter dem Projektnamen Dark Side Of The Moog ein, mit dem er ebenfalls neue Wege ging. CD Titel wie „Wish You Were There“, „A Saucerful Of Ambience“ und “Phantom Heart Brother” (mittlerweile sind zehn CDs veröffentlicht) stellen augenzwinkernd einen Bezug zu Pink Floyd dar, ohne jedoch musikalisch in diese Richtung zu driften. Schulzes Musik ist sehr facettenreich, stellt sie doch eine Mischung aus Klassik, Rock, Trance, Ambient, Elektronik und Experiment dar.

Von Fans wie Kritikern wird Klaus Schulze auch als klassischer Komponist der Neuzeit bezeichnet und mit Komponisten wie Bach, Beethoven oder Mozart auf eine Stufe gestellt. Dies mag im Auge des Betrachters sicherlich unterschiedlich interpretiert werden. Fakt ist allerdings, dass Klaus Schulze eine Ausnahmestellung in der zeitgenössischen Musik darstellt. Das Insideout-Unterlabel Revisitedrec würdigt das Schaffen des elektronischen Pioniers in dem es derzeit das Gesamtwerk nach und nach herausbringt. Nachdem Anfang des Jahres die Alben „Mirage“, „X“, „Dreams“ und „Le Moulin De Daudet“ erschienen, veröffentlicht das Label im April mit „Picture Music“, „Dig It“, „En=Trance“ und „In Blue“ die nächsten Alben als Deluxe Edition. Sämtliche Wiederveröffentlichungen enthalten umfangreiches Bonusmaterial. Hierzu und zu seinen Plänen befragen wir Klaus Schulze in einer der nächsten Ausgaben.

Stephan Schelle, April 2005