Zip Tang - Pank

Zip Tang - Pank
Zip Tang / Just For Kicks Music (2008)
(11 Stücke, 63:42 Minuten Spielzeit)

Zip Tang, diesen ungewöhnlichen Namen hat sich die in Chicago beheimatete Band, bestehend aus Perry Merritt (Gitarren, Gesang), Marcus Padgett (Saxophon, Keyboards, Synthesizer, Gesang), Rick Wolfe (Bass, Gesang) und Fred Faller (Schlagzeug) gegeben. „Pank“ ist nach dem 2007’er Debüt „Luminiferous Ether“ das zweite Album der seit 2003 bestehenden Combo, das Mitte Oktober 2008 erscheint.


Unter der Rubrik Progressive Rock wird das Quartett geführt, bietet aber auf den elf Songs eine ganze Menge mehr, wie zum Beispiel eine gehörige Portion Psychedelic-Rock. Gleich im Opener „Footprints“ haben sie eine Fusion aus Prog Rock, Meldicrock und jazzigen Elementen parat. Durch die sehr eingängige Melodie wirkt der Song auch etwas Poporientiert.

Jam- bzw. Psychedelic-Rock erwartet den Hörer dann beim zweiten Stück „It’s In My Head“. Auf der Coverrückseite sind zwei große Fliegenpilze in einem Wald abgebildet. Die passen ganz gut zur Musik von Zip Tang, denn bei „It’s In My Head“ hab ich anfangs das Gefühl, als hätte mir gerade der Genuss der Pilze meinen Geist vernebelt, so hypnotisierend wirkt der Sound auf mich.

Der Basslauf von „Katy“ assoziiert bei mir sofort Jeff Wayne’s „War Of The Worlds“ und ich warte schon gespannt auf den Schrei „ulaah“, doch der kommt nicht, denn das Stück, das plötzlich mit Bläsersätzen aufwartet, entwickelt sich völlig anders. Dieser zappaeske Stil, der Big Band-Sound mit Rock verbindet, dann in einen unwiderstehlichen Bassrhythmus verfällt, ist absolut fesselnd. Marcus scheint darüber hinaus streckenweise ekstatisch am Sax abzugehen.

In „Leaving Nothing“ bearbeitet Fred seine Schlagzeugbecken, wie seinerzeit Nick Mason auf dem Pink Floyd Album „Meddle“. Hier wird eine Mischung aus Progressive und Psychedelic geboten. Es folgt mit „Cicada Jam“ eine dreieinhalbminütige Liveaufnahme, der man ihren Livecharakter aber nicht anhört. Klangtechnisch passt sich dieses Stück sehr gut in das Album ein. Einige Samples wurden diesem psychedelischen Stück beigemischt, das sich vom Rhythmus wie eine Fahrt in einem Zug anhört (man hat das Gefühl die Schwellen, über die der Zug rast, förmlich zu spüren).

Eine herrliche Saxophonmelodie führt in „One Last Beautiful Motion“ ein, einem Stück, das sich durch seine balladesken Strukturen und den schönen Harmonien sehr sanft in den Gehörgang einschleicht. Jazzig, funkig verspielt geht es dann im Titelstück zu, das von Minute zu Minute immer ekstatischer wird. Die vier scheinen sich schier in einen Rausch zu spielen.

Mit dem mehr als siebenminütigen „Deitrich Crashed My Enzo“ haben sie einen sehr abwechslungsreichen Titel auf dem Album, der typische Progelemente wie Melodie- und Rhythmuswechsel aufweist. Das Stück klingt an einigen Stellen auch recht floydig. „The Years“ versprüht 60’er/70’er Flair im modernen Gewand mit Jazz angehauchtem Saxophon. Könnten so die Doors klingen, wenn sie heute noch aktiv wären und Jim Morrison nicht schon so früh von uns gegangen wäre?

Lachsalven eröffnen „You Call This Art?“ das recht proggig klingt. Wer auf aktuellen Strömungen im Prog-/Artrockbereich steht, wird das Stück mögen. Funky sagen uns die Amerikaner dann mit dem letzten Stück „Goodbye“.

„Pank“ ist ein tolles Album, das man kaum beschreiben kann. Hier stimmt die Mischung, die den Hörer an den Boxen fesselt. Unterschiedliche Stilarten werden von dem amerikanischen Quartett gelungen zusammengefügt. Tipp: Unbedingt reinhören, zum Beispiel über die Page www.myspace.com/ziptangrock.

Stephan Schelle, Oktober 2008

   

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