Ziguri - onetwothreefour
Sireena Records (2016)
(8 Stücke, 76:10 Minuten Spielzeit)

Ziguri nennt sich eine Band die seit 1987 besteht und sich anno 2016 noch aus den drei Musikern Dieter Kölsch (Schlagzeug, Percussion, Gesang), Udo Erdenreich (Bass, Gesang, Percussion) und Günter Schickert (Gitarre, Gesang, Percussion) zusammensetzt. 1987 aus dem Berliner Theater 100Fleck aus dem musikalischen Theaterprojekt Ziguri Ego Zoo entstanden, firmieren die drei Musiker heute unter dem Namen Ziguri.


„onetwothreefour” ist nicht ihr erstes Album, stellt aber meinen ersten Kontakt zu diesem Musikprojekt dar. Aus diesem Grund zunächst einige Infos aus dem Pressetext:

Die Berliner Trance-Rock Legende nimmt uns wieder mit auf ihre schamanistische Klangreise in die Tiefen von Raum und Zeit. Wie bei ihrem letzten Album (Kölsch-Schickert-Erdenreich, Bureau B), hat sich die Band das Berliner Zone Studio von Klangzauberer Dirk Dresselhaus / Schneider TM mit seinem magischen Sound ausgesucht.

Alle Stücke wurden „Live” in einem Durchgang eingespielt, was den besonderen Charme dieser Aufnahme ausmacht. Ebenso wurde wieder auf jegliche Synthesizer, Looper, Sampler und Sequencer verzichtet. Handmade Dancefloor. Während Dieter Kölsch (Drums) und Udo Erdenreich (Bass) kraftvoll und sensible den treibenden Rhythmus nach vorne hämmern, schichtet Kraut-Rock Legende Günter Schickert seine unverwechselbaren Echogitarren-Patterns darüber.

Der fast 14minütige Eröffnungstrack heißt „Pietra di Bismantova” und beginnt mit dem gesprochenen „onetwothreefour”. Dann bestimmen zunächst Maultrommel und flächige Synthies das Bild. Mantra artig wird dies über zwei Minuten ausgedehnt bis diese gleichförmige Stimmung von Percussion durchbrochen wird. Schlagzeug und Bass setzen ein und erzeugen eine eigenartige Stimmung. Immer treibender wird der Track und Harmonien bauen sich langsam auf und versetzen den Hörer in eine Art Trance. Fast ekstatisch scheint sich dieses Stück immer weiter zu entwickeln.

Das fünfminütige „U-DOngO moto” beginnt zunächst mit skurrilen, abstrakten Klangmustern. Nach nicht ganz einer Minute ziehen die Drei dann den Rhythmus an und befördern den Track in einen treibenden, hypnotischen Part. Man kann das nicht erklären, sondern muss es hören. Wenn dann der Gesang einsetzt der den Titel ständig wiederholt, vernebelt es einem die Sinne. Und in diesem Stil machen die Drei auf den weiteren drei regulären Stücken des Albums weiter.

Neben fünf neuen Stücken haben sie dem Album auch noch drei Bonustracks spendiert die zusammen gut 29 Minuten ausmachen. Diese stammen aus den Jahren 1993 und 1996 und wurden in teils größerer Besetzung unter Ziguri Ego Zoo eingespielt. Die Bonusstücke unterscheiden sich von den Tracks des Albums.

„Hotel Babel” klingt wie aus 1000 und einer Nacht mit tranceartigen Rhythmen und ist daher eher im Bereich Worldmusic einzuordnen. Hier werden die Texte von Roswitha Kreil und Ines Burdow gesungen. Günter Schickert gehörte zu diesem Zeitpunkt nicht zur Formation. Ähnliches gilt für „DiaLekT“ das darüber hinaus noch NDW-Elemente enthält. Zwei hoch interessante Stücke die zu fesseln wissen.

In der Dreierkombination Kölsch, Erdenreich, Schickert entstand 1993 das 14minütige „Apricot Brandy III”. Hier kommen zu schrägen Tönen deutsche Texte zum Einsatz. Bläsersounds machen aus dem Stück eine Art durchgeknallte Zirkusnummer, bei dem die Band recht experimentell zu Werke geht.

Wer sich auf diesen ungewöhnlichen Trip einlässt, der wird in andere Sphären geblasen und für mehr als eine Stunde aus der Realität katapultiert.

Stephan Schelle, Oktober 2016

   

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