Yonder Pond – Mole In My Shoe
Sireena Records / Broken Silence (2023)

(7 Stücke, 39:24 Minuten Spielzeit)

Nach dem 2017’er Debütalbum „Pondering Aloud“ (eine Anspielung auf den Song „Wond’ring Aloud“ von Jethro Tull?) kam am 15.12.2023 das zweite Album des Schweizer Projekts Yonder Pond, das den Titel „Mole In My Shoe“ trägt, auf den Markt. Kopf des Projektes ist Schlagzeuger und Percussionist Remy Sträuli. Daneben gehören noch Emyr Taurelis (Gesang, Backgroundgesang) und Rembrandt Van Der Straal (Keyboards) zur Stammmannschaft.


Die zweite CD heißt «Mole In My Shoe» (ein kleiner Gruss an Traffic), und beinhaltet sieben Songs unterschiedlicher Dauer (von Pop bis Prog), gesamthaft in der (nach Yonder Ponds Meinung idealen) Laufzeit einer normalen LP aus den guten alten Zeiten.

Bei den Aufnahmen wurden die drei, also er, von grossartigen Musikanten, teils Bandkollegen aus gemeinsamen Projekten (Fido plays Zappa, Spaltklang), unterstützt: die Saitenfraktion der Universe By Ear (Stefan Strittmatter, Pascal Grünenfelder), die brillante Musikerin Ines Brodbeck (violin, Inezona) und Markus Stauss (flute), dem RIO- und Avantgardekönig Basels.

Das Album wird im Pressetext wie folgt beschrieben: Die sieben Songs sind melodieselig, pompös, schräg, komplex, schunklig, bös und lieb. Aber wieder kein Hit, wie Mama selig sagen würde. Oder doch? Checkt mal «Waiting For A Daughter Of Wealthy Origin» aus. That’s the Single, man. Außerdem sorgen diverse Instrumente für ein akustisches Hörerlebnis: Violine, Oboe, Mellotron, Moog, und - finally – das Cembalo!

Und genau diese ungewöhnliche Mixtur bieten die Schweizer auf ihrem Album, das in einem vierseitigen Papersleeve erscheint.

Schon gleich zu Beginn des 3:54minütigen Openers „The Straw That Broke The Camel’s Back“ wirbelt das Trio wie wild gewordene Derwische. Nach einer Minute entwickelt sich aber ein toller Song mit treibendem Rhythmus und eingängiger Melodie. Da kann man kaum ruhig vor den Boxen sitzen bleiben. Die Band durchbricht diese Harmonie aber mit leicht asymmetrischen Rhythmusmustern.

Eine leichte Folknote bekommt dann das 4:41minütige „Shame On You Neighbourhood“, was vor allem durch die Streichersounds hervorgerufen wird. Dann kommt nach einer Minute ein Part auf, der sich nach einer Mischung aus The Beatles und The Kinks der End60’er anhört.

Ein stampfender Beat ist dann Grundlage für das 3:21minütige „Putting Things On Top Of Other Things“. Da verbindet die Band wieder späte 60’er mit frühen 70’er Jahre Sounds und lässt das Ganze recht modern klingen.

Die Querflöte bringt dann in das 5:33minütige „Dried Up And Placed In Books“ eine neue Note ins Spiel. Einige proggige Elemente finden sich auch in diesem leicht hymnischen Song, bei dem dann nach gut dreieinhalb Minuten Rembrandt Van Der Straal ordentlich in die Tasten haut.

Das 9:37minütige „Suite Alors!“, das in vier Parts unterteilt ist (die nicht angewählt werden können), ist das Kernstück des Albums. Hier mischen Yonder Pond die unterschiedlichsten Stile zu einem Ganzen. Zu Beginn wirkt das Ganze wie eine Art proggige Zirkusmusik. Dann folgt eine Pianopassage, die schon klassische Züge annimmt. In einem weiteren Part geht es dann zu wie in den 70’er Jahren mit treibendem Schlagzeug, wilden Keyboard- und Gitarrenausflügen. Zum Énde hin wird es gar wieder hymnisch und sehr melodisch. Dazu kommt eine kurze Art „America“-Einschub aus der „West Side Story“.

Sehr melodisch zeigt sich das 8:32minütige „Beggar In A Golden Dress“. In die Mitte hat die Band dann einen rhythmischen, teils psychedelischen Part eingebaut. Den Abschluss bildet dann das 3:45minütige „Waiting For A Daughter Of Wealthy Origin“, das wohl am melodischsten ist und einen gewissen Popappeal mit 60’er/70’er-Jahre-Touch besitzt. Da hier keine schrägen Einwürfe eingebaut wurden, ist dies in der Tat als Single möglich.

„Mole In My Shoe“ der Schweizer Band Yonder Pond ist ein Album, das den Sound der End60’er und frühen 70’er Jahre aufnimmt und ins Hier und Jetzt transformiert. Das klingt zum einen außergewöhnlich, ist aber auch hochgradig spannend.

Stephan Schelle, Januar 2024

   

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