Wolf Maahn - Sensible Daten
Libero Records / SPV (2015)
(13 Stücke, 57:41 Minuten Spielzeit)

Der Titel des neuen, mittlerweile 13. Studioalbums von Wolf Maahn könnte nicht besser in die heutige Zeit passen. Wo so gut wie jeder freiwillig eine Vielzahl von persönlichen Daten ins Netz der Netze stellt, da macht sich doch kaum noch einer Gedanken um „Sensible Daten“. Gut, das es Musiker wie Wolf Maahn gibt, die dies mal wieder thematisieren.


Fünf Jahre sind bereits ins Land gegangen, seit Maahn mit „Vereinigte Staaten“, sein letztes Studioalbum veröffentlichte. Der deutsche Musiker mit dem Soul im Blut (in Deutschland macht ihm das so leicht kein anderer nach) hat 13 neue Songs auf sein 13. Album gepackt, was beileibe kein schlechtes Omen ist, ganz im Gegenteil.

Das Wolf Maahn immer noch Songs mit unvergleichlichen Melodien schreiben kann, das zeigt er bereits im Opener „Montagssong“, bei dem er einen so positiven Montag beschreibt, das man sich von dem schlechten Montagsgefühl - falls vorhanden (soll ja bei zahlreichen Zeitgenossen so sein) - nicht weiter beeindrucken lassen kann, sondern in diesen positiven Reigen einsteigen muss. „Montagssong“ hat das Potenzial zum grandiosen Hit. Er hat alles, was man an Maahn’s Stücken so liebt. Allein dieser Song lohnt den Kauf des Albums. Aber man bekommt ja noch ein Dutzend mehr. Und das Markenzeichen von Wolf Maahn, der leicht näselnde Gesang, den bekommt man auch auf „Sensible Daten“ zu Hauff.

Ein wenig Dire Straits-Flair kommt in „Gelobtes Land“ auf. Maahn‘s Gesang und die wunderbaren Gitarrenlicks passen hier hervorragend zusammen. „Konkurrenztanz“ hat einen Dub-/Reggaerhythmus, der einen Kontrapunkt zu Gitarre und Gesang darstellt. Ein Song bei dem man nicht ruhig sitzen bleiben kann. In diesem leichten und fröhlichen Song prangert Maahn den heutigen Druck in der Arbeitswelt an. Und im Titelstück zeichnet er ein realistisches Bild der heutigen digitalen Welt. Unterstrichen wird dieses Thema von synthetischen Sounds, die dem Rocksong untergemischt wurden.

Mit „Diensttagssong“ hat er einen weiteren Song über einen Wochentag im Programm, der aber mehr von Erinnerungen handelt, als den Tag selbst preist. Ein schöner typischer Maahn-Song mit viel Akustikgitarre. Den Blues lässt Maahn dann in „Fallen in deine Arme“ von der Leine. Hier klingt die Gitarre nach Steve Miller Band („The Joker“ lässt an einigen Stellen grüßen).

Funkrockig zeigt sich „TV aus dem Hotelfenster“ während der sanfte Rocksong „Saat und Ernte“ mit einer Orgelpassage wie von Procol Harum aufwartet. Der Funkfaktor wird dann - wie in besten Maahn-Zeiten - in „Zoll Achtung!“ hochgeschraubt. In „Homo Sapiens“ ruft er den „Archäologen ferner Generationen“ zu: „Wir kauften die Ressourcen leer, doch die god mode Trader wollten mehr!“ im Fokus immer wieder die superreichen Spekulanten: „Sie geben keine Interviews, aber stellen unsere Weichen.“

Mit der Ballade „Über Uns“ endet offiziell das Album, hat aber noch den Bonustrack „Vom selben Strand“ bereit. Dieser Bonustrack ist ebenfalls ein echter Hitknaller, der sofort ins Blut geht.

Das Album erscheint im vierseitigen Digipack und enthält zwei Booklets. Das schlichte achtseitige Booklet enthält die Songtexte, während das Zweite auf 16 Seiten einige Fotos präsentiert.

Wolf Maahn mischt in die Stücke seines 13. Albums einige Sounds, die nicht nur an seine eigenen Großtaten erinnern, sondern auch ein ums andere Mal an andere Künstler erinnern. Allerdings besitzt „Sensible Daten“ die ganz eigenen Handschrift von Wolf Maahn, der wieder beweist, welch wunderschöne Songs er schreiben kann. Aus meiner Sicht wird er immer noch unterbewertet, gehört er doch zu den Topmusikern in unserem Land. Ein tolles Album, das man haben sollte.

Stephan Schelle, Oktober 2015

   

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