Wobbler - Dwellers Of The Deep
Karisma Records (2020)

(4 Stücke, 45:46 Minuten Spielzeit)

Bereits am 23.10.2020 ist das fünfte Album der norwegischen Band Wobbler herausgekommen. Die Promo-CD erreichte mich allerdings erst im Januar 2021. Wobbler, das sind Andreas Wettergreen Strømman Prestmo (Gesang, Gitarre, Glockenspiel), Lars Fredrik Frøislie (Keyboard, Gesang), Kristian Karl Hultgren (Bass), Marius Halleland (Gitarre, Gesang) und Martin Nordrum Kneppen (Schlagzeug).


Die norwegische Band wurde bereits in 1999 gegründet und wurde durch die Musik von Bands wie Gentle Giant, King Crimson, Genesis, Premiata Forneria Marconi, Museo Rosenbach, Anekdoten und Änglagård beeinflusst.

Vier Stücke mit Laufzeiten von 4:26 bis 19 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Silberling. In diesen Songs vermischen Wobbler gekonnt die unterschiedlichen Stilrichtungen und schaffen so etwas gänzlich Neues. Der Wechsel zwischen ruhigen, verträumten und härteren Passagen sorgt zusätzlich für Abwechslung.

Den Anfang macht das fast 14minütige „By The Banks“. Das Stück beginnt abrupt mit einem Intro, so als wäre die Bandmaschine zu spät eingeschaltet worden. Schon in diesen ersten Klängen wird deutlich, dass die Band den Spirit des 70’er Jahre Prog und Rock eingeatmet und ihn in ihre Musik integriert hat. Da kommen auch durchaus einige Erinnerungen an die unterschiedlichsten Bands dieser Zeit auf. Vor allem die Tasteninstrumente sorgen für Retrofeeling, was durch einen sehr markanten Bass noch die besondere Würze erhält. Sound und Produktion sind aber auf aktuellem Stand. Schnell entwickelt sich der Song sobald der teils mehrstimmige Gesang aufkommt. Orgel und Gitarre gehen im Song an einigen Stellen ein frickeliges Duett ein, was aber ganz hervorragend zum Sound passt. Und auch ein leicht folkig angehauchter Zwischenstep findet sich in diesem ersten Stück. Auch spielt die Band mit der Dynamik, was diesen Track hochgradig spannend hält. Die einzelnen Parts wurden dabei sehr homogen zusammengestellt.

Als zweites folgt dann das 8:30minütige „Five Rooms“, das mit einem ruhigen Keyboard-Intro beginnt. Nach etwas mehr als einer Minute legen die Jungs dann aber mal kräftig los, wie in einem Hochgeschwindigkeits-Stück, der durch Gesang, Bass und Gitarre ein wenig an Yes erinnert. Der Schlagzeugrhythmus klingt streckenweise wie bei einem rasant fahrenden Zug. Immer wieder werden diese kraftvollen Parts von sehr ruhigen, sanften Passagen konterkariert. Das klingt hier alles sehr proggig.

Mit 4:26 Minuten Spielzeit ist dann „Naiad Dreams“ das kürzeste Stück des Albums. Eröffnet wird das Stück mit einer herrlichen Akustikgitarre, die an Anthony Phillips & Co. erinnert. So kommen dann auch Klänge auf, die mit den frühen Genesis in Verbindung stehen. Sobald dann Lars Fredrik Frøislie seine Keyboardklänge hinzufügt, bekommt der sehr ruhige, besinnliche Song mit teils folkigem Charakter einen proggigen Retroanstrich.

Den Abschluss stellt dann das wunderbare, 19minütige Stück „Merry Macabre“ dar, das auch gleich das Highlight des Albums darstellt. Fast schon floydig zu „interstellar Overdrive“-Zeiten beginnt das Stück leicht psychedelisch um dann nach gut einer Minute, ab dem Einsatz der Orgel, in einen rockigen Part überzugehen. Ein vor Abwechslung nur so strotzender Longtrack, der hymnische Parts mit jazzigen, atmosphärischen und dann wieder hart rockenden Passagen verbindet und im letzten Teil auch mal recht experimentell drauflos rockt. Dabei verstehen es die Norweger aber den Fokus auf Harmonien nie zu verlieren.

Die norwegische Band Wobbler hat mit „Dwellers Of The Deep“ ein tolles Album im Retrostil des 70’er-Jahre Prog und Rock zusammengestellt, bei dem die Referenzen bei zahlreichen Bands liegen. Das machen sie aber so gekonnt und erschaffen so etwas völlig Neues, das es einfach Spaß macht diesem Album zu lauschen. Ein tolles Album, das bei jedem Hördurchgang - dem Titel entsprechend - noch an Tiefe gewinnt.

Stephan Schelle, Februar 2021

   

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