Winter’s Verge . The Ballad Of James Tig
Pride & Joy Music / Soulfood (2020)

(9 Stücke, 49:08 Minuten Spielzeit)

Auch wenn Winter’s Verge eine der erfolgreichsten Metalbands Zyperns ist, so sind sie mir bis dato unbekannt gewesen. Seit Gründung der Powermetal-Formation im Jahr 2005 stehen bereits vier Studioalben und drei EP’s auf dem Konto der Band, die derzeit aus George Charalambous (Gesang), Deniel Pavlovsky (Gitarre), Savvas Parperi (Gitarre), Stavry Michael (Keyboards) Miguel Trapezaris (Bass) und Danny Georgiou (Schlagzeug) besteht. 


Die konzeptgeschwängerte Musik der Gruppe spielt im sagenumwobenen Land Tiberon. Sämtliche Musik und Texte erlauben es den Fans die Geschichten, Charaktere und Orte mit ihren eigenen Interpretationen zu füllen. Nach vier Jahren - im Jahr 2016 erschien der letzte Output in Form der EP „Wolves Of Tiberon - erscheint nun das fünfte Album der Band, das den Titel „The Ballad Of James Tig“ trägt. Das Album basiert auf den Texten des bekannten zypriotischen Autors und Dramaturgen Frixos Masoura. Das opulent klingende und symphonische Konzeptalbum erzählt die Geschichte von James Tig, einer Figur, der seine Eltern als kleiner Junge verlor und dessen weiterer Lebenssinn darin besteht, den legendären Kihlagorak zu finden. Dieses Seemonster, mutmaßlich der Grund für die Tragödie seiner Kindheit, soll Rache erfahren. Teodora Stoyanova Freyxa (Magic Of The North) übernahm die weiblichen Gesangsteile und spielt die Rolle der Nina in der Geschichte.

Das siebenminütige „It Begins“ startet mit einem symphonischen, teils sogar folkigen Intro, das Soundtrack artige Ausmaße annimmt. Dann setzen erste Metal-Riffs ein, die aber in eine folkige Passage wechseln, sobald George’s Stimme einsetzt. Das ist sehr melodischer, symphonisch/folkiger Rock, der dezent durch Metalklänge ergänzt wird. Die weiteren Songs gehen in die gleiche Richtung, wobei die Band immer mal wieder den Härtegrad variiert. Das folgende „A Thousand Souls“ besticht beispielsweise durch stakkatoartiges Schlagwerk und Metalriffs.

Eine Art Glockenspiel führt dann in das Stück „Dead Reckoning“ ein und bietet darüber hinaus symphonische Sounds, die an Soundstracks von Hans Zimmer („Pirates Of The Caribian“) erinnern. Der Folkanstrich der Songs sorgt darüber hinaus dafür, dass man sich in dieses Fantasyepos, das u.a. auf der See stattfindet, gut einfinden kann.

In dem balladesken „Timeless“ tritt dann neben George Gastsängerin Teodora Stoyanova Freyxa ans Mikro. Das instrumentale 2:12minütige „Khilagorak“ wirkt wie ein düsterer Soundtrack, der mit seinen Chorstimmen auch gut zu einem Horrorfilm passen würde. Dieser Track verstärkt allerdings den Konzeptcharakter des Albums. Eines der Highlights ist dann „I Accept“, das durch tolles Riffing und George’s ausdrucksstarke Stimme besticht. Dem folgt mit „Blood On The Foam“ dann gleich ein weiterer Höhepunkt, der herrliche Melodien mit hymnischem Ambiente vermischt. Das achtminütige „The Sea“ mit arienhaftem Gesang von Teodora und das vierminütige, folkige Titelstück beenden dann das Album.

„The Ballad Of James Tig“ ist ein hochmelodisches Album, das mit Elementen aus symphonischem Metal, Folk und Soundtrack spielt. Winter’s Verge haben daraus ein ansprechendes Konzeptalbum gemacht.

Stephan Schelle, September 2020

   

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