+WestEnd+ - Same
Spare Time Records / Bear Family Distribution (2020)
(10 Stücke, 37:32 Minuten Spielzeit)

Nach dem Album „Reno Nevada“ der irischen Sängerin Griselda ist das selbstbetitelte Debütalbum der US-amerikanischen Band +West End+, die zweite Veröffentlichung auf dem neuen Label Spare Time Records. Die Geschichte von +West End+, einem Projekt des Produzenten Kirk Basly, der auch zu den Gründern von Spare Time Records zählt, reicht gut 40 Jahre zurück.


Vor gut vier Jahrzehnten rekrutierte Beasly in Nashville eine Anzahl talentierter Freunde, um eine Reihe von Songs aufzunehmen. Geschrieben hatte Beasly diese mit Ray Perkins und anderen Songwritern. Zum Kern der Band gehörten damals neben Beasly, Bobby Ogdin, Jon Goin und David Humphreys. Von den aufgenommenen Songs wurden allerdings nur zwei abgemischt. Dabei ist es dann geblieben.

Im Jahr 2018 haben sich die ursprünglichen Bandmitglieder Kirk Beasly und Bobby Ogdin sowie der ursprüngliche Ingenieur Travis Turk mit Bruce Dees, Tom Shinny und anderen zusammengetan um Rock and Roll zu spielen und ein wenig Spaß zu haben. Entstanden ist eine stimmige Mixtur aus Country Rock, Westcoast Ausflügen und bodenständigem Rock and Roll. Neben den neu aufgenommenen Songs finden sich auch noch mit „Play It By Ear“ und „Thin Soup“ zwei Songs aus den ursprünglichen Sessions auf dem Album.

Zum Bandnamen sagt Kirk Beasly folgendes: „Ich bin in Nashville an der West End Avenue aufgewachsen, ungefähr auf halber Strecke zwischen der Vanderbilt University und Belle Meade. 1979 suchte ich nach einer Unterkunft, nachdem ich von Cincinnati nach Nashville zurückgekehrt war. Mein Freund (und Co-Autor von „Dodge City“) Graham Fuqua lebte in einem Wohnhaus in der 32nd Avenue South und der West End Avenue. Es stellte sich heraus, dass der Eigentümer des Gebäudes der Leiter von Epic Records in Nashville war, der große Billy Sherrill. Er war nicht nur Produzent von George Jones, Tammy Wynette und vielen anderen, sondern auch ein Freund der Familie. Hier bezog ich eine Wohnung. Nacht für Nacht saß ich da und schrieb Lieder mit Blick auf das West End und die Skyline der Stadt.“

Das Album eröffnet mit dem Song „West End“. Der eingängige, vierminütige Song zeigt sich in einer Mischung aus Country, Rock und Folk. Ein sehr schöner Titel, der schnell ins Ohr geht. Ein Rhythmus, der an indianische Tänze erinnert, unterlegt „At The End Of The World“ mit schönem Satzgesang, bei dem u. a. Grisalda am Mikro zu hören ist. Stilistisch klingt das so ein bisschen wie The Electric Family.

In „Western Avenue“ kommt dann erneut eine Spur Countryfeeling auf, das mit Rock and Roll gepaart wird. Damit bewegen sich +West End+ im Umfeld der Travelling Wilburys. Mehr Rock and Roll wird dann bei dem Song „Play It By Ear“ geboten. Obwohl der Track schon so alt ist, wirkt er doch nicht angestaubt und passt sich hervorragend ins Gesamtbild des Albums ein.

Der Westcoast-Song „Art Of Living“ versprüht Tom Petty-Flair, während „Welcome To ... Li’l L.A.“ deutlich im Country verortet ist und sich in der zweiten Hälfte in einen Rocksong transformiert. Das 2:19miunütige „Thin Soup“ ist ein Rock and Roll Song, der so ein bisschen an die Beat-Ära erinnert und aufgrund seines Alters klanglich eine Spur gegenüber den anderen Songs abfällt. „Dodge City“ mit seinem stampfenden Beat, das treibende „Business As Usual“ und das beatleske „Surreality“ runden das Album ab.

Mit dem selbstbetitelten Album veröffentlicht die US-amerikanische Band +West End+ eine gelungene Mischung aus Countryrock, Folk und Rock and Roll, bei dem u. a. auch stilistische Ähnlichkeiten zu Bands wie The Travelling Wilburys, Tom Petty oder The Beatles aufblitzen.

Stephan Schelle, Mai 2020

   

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