We Are Rome – Impressions Of The Seaside

We Are Rome – Impressions Of The Seaside
Musikmaschine.net (2011)
(13 Stücke, 50:27 Minuten Spielzeit)

Der Mainzer Multiinstrumentalist Moritz Thomann hatte bisher zwei Alben unter dem Projektnamen Ape Dos Mil herausgebracht, die sich im stilistischen Umfeld von Electronica bewegten. Zuletzt kam sein Album „My Heart Is A Drum Machine“ im Frühjahr 2010 im Eigenvertrieb heraus. Jetzt hat er ein neues Projekt, das den Namen We Are Rome trägt und bei dem er eine Kehrtwendung macht, denn von Electronica ist auf dem Album keine Spur.


We Are Rome ist, im Gegensatz zu Ape Dos Mil, ein Bandprojekt, denn Moritz agiert nicht allein. Zwar spielt er auf dem Album wieder eine ganze Reihe von Instrumenten selbst (u. a. Gesang, Gitarre, Piano, Orgel, Synthesizer, Perkussion, Schlagzeug, Bass, Akkordeon), jedoch sind auch einige Gastmusiker bei mehreren Stücken mit von der Partie. Da wären Jakob Schmitt (Schlagzeug und Perkussion), Andre Becker (Trompete), Jonas Sailer (Bass), Niklas Esser (Double Bass), Hilde Buder (Violine und Cello) sowie Leo Frank (Backgroundgesang).

War das Projekt Ape Dos Mil noch sehr elektronisch angelegt, so klingt „Impressions Of The Seaside“ von We Are Rome sehr organisch und mit einem sehr analogen bzw. akustischen Klanggebilde. Stilistisch bewegt sich We Are Rome im Bereich des Singer/Songwriter mit Rock- und Pop-Einschlag.

Schon der Opener „When The Flood Came“ geht sofort ins Ohr und hat Radioqualität. Das Moritz dabei die meisten Instrumente selbst spielt, merkt man als Hörer nicht, denn die Produktion klingt sehr ausgereift und nach einer mehrköpfigen Band. Sehr angenehm fällt hier auch schon Moritz Gesangsstimme auf, die allerdings des Öfteren weinerlich und melancholisch wirkt.

Eine Spur NeoProg mit Folk-Einschlag weist das zweite Stück „Better King“ auf. Eine sehr schöne Melodie, die von Gitarre und Schlagzeug angetrieben und von Streichersounds teilweise unterlegt wird, geht schnell ins Ohr. Es schließt sich die Downtemponummer „In Your Garden“ an, bei der Jakob Schmitt sein Schlagzeug mit einem Besen bearbeitet, was der Nummer neben dem Gesang eine gewisse Zerbrechlichkeit gibt. Ein Stück zum Träumen. Und auch „Places“ ist eine Nummer zum Träumen, denn die sanfte Melodie hat was Einfühlsames und geht sehr schnell unter die Haut. Der Trompeteneinsatz passt hier ganz hervorragend ins Bild. Das nenne ich romantischen Pop.

„Boston“ klingt sehr amerikanisch. Eine sehr eingängige Ballade, die ein gutes, wohliges Gefühl vermittelt. Sehr schön auch die bluesige Gitarre im Mittelteil des Stückes. Und es geht noch langsamer, das zeigt Moritz in „Little Lies“, das wie eine Nummer wirkt, die aus dem tiefsten Mississippi-Delta zu kommen scheint. „Stories On The Wall“ ist dann wieder so ein mitreißender Song, der Power und Popappeal hat. Mit „What Really Helps“ kommt kurz vor Ende eine langsame Nummer, die vom Rhythmus her klingt, als würde man am Ende eines Western in den Sonnenuntergang reiten. Und mit dem Abschlusstitel „Other Way“ kommt noch mal ein Radio tauglicher Song mit einer sehr schönen Melodie.

Der als Gitarrenlehrer und Bandcoach an der Musikschule Mittlere Nahe tätige Moritz Thomann hat mit „Imperssions Of The Seaside“ ein wirklich beeindruckendes Album hingelegt. Wer auf sanften Rock/Pop im Singer/Songwriter-Stil steht (die meisten Stücke sind hier im Downtempobereich angesiedelt), der bekommt ein tolles Album, das eine entsprechende Beachtung verdient.

Stephan Schelle, April 2011

   

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