VLYES
- Why Es tut sich was im Umfeld der deutschen Prog-/Artrockband Sylvan. Nachdem im letzten Jahr Keyboarder Volker Soehl und Gitarrist Johnny Beck unter dem Namen Violent Jasper ein Album veröffentlichten und Sänger Marco Glühmann in den Startlöchern zu seinem ersten Soloalbum steht, veröffentlicht Kay Soehl (Bruder von Volker und bis 2007 langjähriges Mitglied und Mitbegründer von Sylvan) nach Jahren musikalischer Abstinenz am 05.04.2024 ein Album unter dem Namen VLYES. |
||||
Nach einer langen Pause
von gut 14 Jahren, an einem besonders schweren Tiefpunkt, packte er zum
ersten Mal seit vielen Jahren seine alte Gitarre aus und begann zu
spielen. Mit Gewalt brach sich Bahn, was über Jahre geschlummert hatte.
Alles wurde wieder wach und schnell wuchs in ihm die Idee zu einem
Konzept-Album. Im Frühjahr 2021 trat
er mit dieser Idee für ein sehr persönliches Album auf Jens Lueck
(SINGLE CELLED ORGANISM) zu, der die Idee mit großem Interesse aufnahm.
Ein halbes Jahr später nahm das Album in Jens’ Studio erste Formen an
und entstand in intensiver Zusammenarbeit über einen Zeitraum von 18
Monaten. Kay und Jens ergänzten sich sowohl kompositorisch als auch beim
Arrangieren auf extrem befruchtende Weise, so dass der Entstehungsprozess
wie eine gemeinsame Reise war. Im Studio wurden zuerst die Instrumentals
aufgenommen mit Kay an akustischen und elektrischen Gitarren, sowie am
Bass, Jens an Drums und Keyboards. Mit Volker Oster fand sich ein extrem
ausdrucksstarker Sänger, der das Album durch seine Vielseitigkeit
bereicherte. Das Ergebnis ist
„Why“ der Formation VLYES. Das Album nimmt uns mit auf eine Reise
vom Anfang bis zum Ende, durch Höhen und Tiefen. Es lässt dem Hörer
Interpretationsspielräume, möchte sich aber im weitesten Sinne als
Kritik am maß- und respektlosen Konsum verstanden wissen. „WHY“
fordert einen jeden einzelnen vor dem Hintergrund eines für alle
bekannten Problems dazu auf, sich selbst zu hinterfragen - die große
Frage: Warum eigentlich? Die Antwort darauf muss jeder sich selbst geben. Die CD, die mir vorlag,
erscheint in einem sehr ansprechenden vierseitigen Digipak mit zwölfseitigem
Booklet. Zwar sind die Grafiken alle recht düster gehalten, sehen aber
sehr gut aus. Auf dem Silberling befinden sich zehn Stücke mit Laufzeiten
von 2:16 bis 10:25 Minuten Spielzeit. Musikalisch finden sich
deutliche Spurenelemente der Bands Sylvan und Single Celled Organisation
(Band von Jens Lueck). Vor allem die wunderbaren Gitarrensoli und Riffs,
die man von frühen Sylvan-Werken her kennt, hat Kay auch auf dem Album
„Why“ an zahlreichen Stellen untergebracht. Musikalisch liegen die
Wurzeln im Progressive Rock, die Grenzen werden jedoch durchbrochen und
man hört elektronische Einflüsse, klassische Elemente, aber auch
Post-Rock-Einflüsse, immer wieder dynamisch kombiniert und getragen von
Kays elegisch-melodischem Gitarrenspiel. Stimmen in einem großen
Raum (wie in einer Eingangshalle) sind zu Beginn des Openers „The
Arrival“ zu hören. Dann setzt eine sanfte Akustikgitarre ein, die ein
leicht floydiges Flair verströmt. Nach wenigen Momenten kommt dann noch
eine E-Gitarre hinzu, die nun den Melodiepart übernimmt. Das geht schon
von Anfang an unter die Haut. Die Stimme von Volker Oster passt gut zu
dieser Stimmung. Ein sehr atmosphärischer Einstieg in das Album. Dann geht es gleich
nahtlos mit dem nächsten Song „I Can’t Get Out“ weiter. Dieser
zeigt sich wesentlich rockiger und beginnt mit einer sehr schönen
Gitarrenpassage, die nach nicht ganz einer halben Minute durch Keyboards
und Schlagzeug richtig Drive bekommt. Volkers Gesangsstimme bringt darüber
hinaus eine Spur Gothic/Wave mit ins Spiel, was auch bei späteren Songs
noch herauszuhören ist. Auch sind Passagen, die an Neo-Prog andocken mit
im Spiel. Atmosphärischer und
wieder mit einer Spur Neo-Prog präsentiert sich das sehr melodische „I
Need A Wise Friend“. Fetziger kommt dann mit etwas härterem Riffing der
Song „Once In A While“ rüber. Die Gitarrenlicks und -melodien sind
dabei zum darnieder knien. Sylvan-Feeling kommt dann besonders im Stück
„The Petition“ auf. Und das teils perlende „Calm Down“ ist ein
absoluter Gänsehauttrack. In „The Abandon /
Knowledge“ verfeinert Isgaard mit ihrem sanften Gesang diesen Song und
verleiht ihm eine elfenhafte/floydige Stimmung. Das zarte „The End“ hätte
auf jedem Sylvan-Album eine sehr gute Figur gemacht. Hier zeigt Kay, dass
er seine Wurzeln nicht verleugnen kann. Und auch Jens sorgt mit herrlichen
Keyboardpassagen für diese Stimmung während Volker in diesem Song etwas
an Marco Glühmanns Flair heranrückt. Der Titelsong versprüht darüber
hinaus ein sanftes Popfeeling, gepaart mit proggigen Sounds und wird mit
einem traumhaften Sylvan-mäßigen Gitarrensolo abgeschlossen. Es gibt auf dem Album
keinen Ausfall. Von Anfang bis Ende wird man in diesen wunderbaren
Soundkosmos hineingezogen, den Kay und Jens komponiert und eingespielt
haben. Kay Soehl hat in den
Jahren, seit seinem Ausstieg bei Sylvan, nichts verlernt. Er zaubert immer
noch grandiose Gitarrensounds aus seinen Instrumenten. Gepaart mit Jens
Luecks tollen Keyboard- und Schlagzeugbeiträgen ist ein hervorragendes
Artrockalbum mit weiteren Elementen aus Neo-Prog und Hardrock entstanden.
Volker Osters stimme passt darüber hinaus sehr gut zu den Songs. Wer
Sylvan mag, der wird auch dieses Album lieben. Stephan Schelle, April 2024 |
||||