Violent
Jasper - Control Kenner der deutschen Art- und Progszene werden bei den Namen Volker Söhl und Johnny Beck aufhorchen, gehören beide doch zum LineUp der Band Sylvan, die 2021 ihr letztes Album „One To Zero“ veröffentlichten. Wie Volker beim gemeinsamen Konzert mit RPWL in Bochum am 28.10.2023 verriet, sollte dies auch schon ein Soloalbum werden, wurde dann aber unter dem Banner von Sylvan mit der kompletten Band eingespielt. „Control“ von Violent Jasper, wie sich das Projekt der beiden Sylvan-Musiker nennt, ist nun das geplante Werk von Volker, der auch die komplette Musik geschrieben hat. |
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Im
Grunde lassen sich Volker Sühls Alben mit Filmen vergleichen, sie folgen
oft einem Plot, der in einem Climax gipfelt, auf rein kompositorischer
Ebene wiederum einer Sonatensatzform gar nicht unähnlich. Auf
„Control“ vermählen sich beide Bedeutungsebnen, eben wie im schier
endlosen Universum der Filmmusik. Daher ist der Einsatz von
Orchester-Instrumenten beinahe schon zwingend. Schließlich kommen auch
Elemente aus klassischer Musik zur Geltung. Insbesondere „Frontiers“
und „Masquerade“ mit seinen Cembalo-Sounds bezeugen dies. Daher runden
Katja Flintsch (Violine & Bratsche) und Ottfried Beck an der Oboe das
komplette Ensemble ab. Liebevoll und detailliert selbst produziert, unter
der Zuhilfenahme von Co-Produzent Jens Lueck, der in Personalunion
kongenial auch die Drums bedient und sich für das glasklare Mix &
Mastering verantwortlich zeigt. Thematisch
widmet sich „Control“ zwei Kernfragen, die ausgeleuchtet werden. Das
Wechselspiel unser aller Gefühlswelt mit unserer sozialen Realität
bestimmt das fragile Schauspiel einer funktionierenden Gesellschaft.
Emotionen sind das Resultat von Myriaden an Faktoren: Bildung, sozialer
Status, Intellekt, Traumata, Erfolgserlebnissen… lediglich: hat das
Individuum die Kontrolle über die Gefühle, oder wird es von ihnen in
allen Entscheidungsfindungen gesteuert? Und ist daher ein gesteuerter
Kontrollverlust nicht vielleicht sogar erstrebenswert? Die CD erscheint in
einem vierseitigen Papersleeve mit 24seitigem Booklet. Neben Volker und
Johnny ist auch noch ein weiteres Sylvan-Mitglied mit von der Partie. So
singt Marco Glühmann bei einigen Songs, was die Nähe zur Stammband
besonders deutlich macht. Darüber hinaus wirkten noch Jens Lück
(Schlagzeug), Katja Flintsch (Violine) und Ottfried Beck (Oboe) an der
Produktion mit. Auch wenn Volker Söhl
und Johnny Beck gleichberechtigte Mitglieder des Projektes sind, so
dominieren doch Volkers Tasteninstrumente. Das zeigt sich auch schon im
Opener, dem 4:40minütigen Titelsong. Sanfte Pianoklänge eröffnen dieses
Stück, das eine gewisse Melancholie verströmt. Dann durchbrechen aber
immer wieder kraftvolle Schlagzeugparts die Stimmung. Caroline von Brünkens
Stimme wirkt in diesem Song äußerst zerbrechlich und intim. Und im
Mittelteil kommt dann Marco’s markanter Gesang zum Tragen, der diese
Stimmung noch verstärkt. Das 6:36minütige
„Breathe“ ist eine sanfte Ballade, in der Caroline zunächst elfenhaft
ins Mikro singt und nach einigen Momenten in einen recht eindringlichen
Stil wechselt. Unterbrochen wird diese balladeske Stimmung immer wieder
von rhythmischeren Passagen, was den Spannungsbogen hoch hält. Atmosphärische Gitarre
und Keyboards leiten dann in den 4:31minütigen Song „Promise“ ein. In
diesem symphonisch anmutenden Stück verbinden sich stellenweise die
Stimmen von Caroline und Marco. Sehr zart beginnt auch das 5:08minütige
„Masquerade“, das durch die Stimmsamples auch ein wenig an Sylvan’s
„Posthumous Silence“ erinnert und bietet darüber hinaus symphonische
Streicherpassagen. Ab der Hälfte dieses Stückes darf dann auch Johnny
Beck mit einem herrlichen Solo seine Qualitäten voll ausspielen. Das sind
einige Beispiele für dieses atmosphärisch dichte Album. Volker Söhl hat hier
eine perfekte Mixtur aus symphonischen, balladesken und melancholischen Klängen
mit herrlichen Melodien - die von der Klangfarbe auch ein ums andere Mal
an Sylvan erinnern - eingespielt. Johnny Beck bringt sich ein ums andere
Mal unaufdringlich aber passend in den Sound ein, während Jens Lück am
Schlagzeug für druckvolle Momente sorgt. Dazu bietet Caroline von Brünken
eine emotionsgeladene und beeindruckende Gesangsleistung. Ihre Stimme
verbindet sich darüber hinaus sehr gut mit den gemeinsam mit Marco Glühmann
gesungenen Stücken. Wer Sylvan’s Musik mag, der liegt hier goldrichtig. Stephan Schelle, Januar 2024 |
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