Vibravoid – Gravity Zero

Vibravoid – Gravity Zero
Sulatron Records (2012)
(11 Stücke, 58:50 Minuten Spielzeit)

Nach ihrem letztjährigen Album „Minddrug“, mit dem mich Vibravoid sehr schnell für sich eingenommen haben, folgt am 30.03.2012 der Nachfolger unter dem Titel „Gravity Zero“. Es ist mittlerweile das sechste Studioalbum der Düsseldorfer Psychedelic-Rock-Formation, die zur Speerspitze im Genre zählt. Hatten sie in 2011 eine Droge fürs Gehirn auf CD gepresst, so machen sie sich im neuen Jahr daran, die Schwerkraft zu überwinden.


Und schon bei den ersten Tönen, des eröffnenden Titelstückes, scheinen die Düsseldorfer dem Hörer den Boden unter den Füßen wegzuziehen, denn der pulsierende Sound beraubt einem förmlich die Sinne und man hat das Gefühl vom Boden abzuheben. Allein dieses 13minütige Psychedelic-Monster haut einen förmlich um. Elektronische Sounds aus den Anfangstagen von Tangerine Dream, Kraftwerk & Co. treffen auf psychedelische Soundmuster und Rhythmen, die einen gefangen nehmen. Dazu gesellen sich Perkussion (Tablas), elektronische Sounds, die eine fernöstliche Atmosphäre verströmen und ein Gesang, so wie man ihn aus den psychedelischen Zeiten von Pink Floyd & Co. her kennt. Das alles vereinen Vibravoid zu einem eigenen Sound.

Neben acht eigenen Stücken haben Vibravoid auch wieder Coverversionen auf die CD gepackt. Das sind „No Silver Bird“ von The Hooterville Trolley, „Shotgun Wedding“ von Eddie Cochran und „The White Ship“ von H.P. Lovecraft. Dabei kopieren sie nicht einfach die Stücke sondern geben ihnen ihre ganz eigene Note mit. Diese Stücke passen sich so der Gesamtstimmung des Albums perfekt an.

„Photosynthesis In Darkness“ verbindet Psychedelic Rock mit Beat der sechziger. Das klingt sehr eingängig und doch abgefahren. Ist es möglich, sich ohne zu bewegen zu reisen? Vibravoid zeigen es in dem kurzen Track „Travelling Without Moving“, das wie ein experimenteller Soundtrack wirkt. Danach rocken sie wieder recht eingängig im Song „Eruption Of The Green Sun“, bei dem eingängige Melodien auf psychedelische, spacige Sounds treffen. Das klingt zwar ziemlich Retro, ist aber technisch auf der Höhe der Zeit. Ein Sound der „fast“ alle Sinne anspricht.

Das rhythmische Instrumental „Shotgun Wedding“ sticht ein wenig aus dem bisherigen Psychedelic-Dschungel heraus. Und doch weist es die gleiche Faszination auf, die auf dem ganzen Album vorhält. Eine tolle Version des Eddie Cochran Stückes. Sehr elektronisch zeigt sich „The White Ship“, das damit in die Richtung von Bands wie den frühen Kraftwerk, oder NEU! weist. Der psychedelische Gesang steht dem als Gegenpol entgegen. Das ist auch wieder so eine die Sinne benebelnde Nummer, die süchtig macht.

„Brainplane“ ist wieder mit viel Rhythmus versehen und wirkt mit seiner Instrumentierung schon fast ein wenig überladen und zum Ende hin auch etwas experimentell. Mit diesem Stück endet die Vinylausgabe, während die CD noch mit zwei weiteren Tracks aufwarten kann.

Zunächst zeigt sich „La Vie En Düsseldorf“ wieder sehr elektronisch, wechselt aber nach wenigen Momenten in einen sehr rhythmischen Part über, der mich ein wenig an Bands wie die Ozric Tentacles - ohne aber diese Verschrubeltheit zu besitzen - erinnert. Ein toller Track, bei dem eine rockige Atmosphäre aufkommt. Den Abschluss bildet dann der zweite Longtrack „Radiation Zero“, der mit Rauschen beginnt und dann sehr spacige Gitarrenechosounds zu Gehör bringt. Das erinnert mich an alte Science Fiction Filme aus den 50’er Jahren. Es dauert gut fünf Minuten bis die Geräuschkulisse durch Rhythmen und Harmonien abgewechselt wird. Jetzt klingen Vibravoid recht krautig, so wie zu besten Can-Zeiten.

Auch mit dem neuen Album „Gravity Zero“ bewiesen Vibravoid, dass sie mit ihrem psychedelischen Sound der mit Spacerock garniert ist, zu den besten Bands dieses Genres zählen. Das neue Werk strahlt wieder eine unglaublich hypnotische Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann. Mit derartigen Klängen lasse ich mir gerne die Schwerkraft entziehen und schwebe virtuell durch den Raum. Tolles Werk.

Stephan Schelle, März 2012

   

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