Univerve – Rotating Wheels

Univerve – Rotating Wheels
Eigenvertrieb / www.univerve.com (2011)
(10 Stücke, 47:10 Minuten Spielzeit)

Gut vier Jahre ist es her, dass ich auf die aus dem Raum Bielefeld stammende Band Univerve aufmerksam geworden bin. Damals hatten sie gerade ihr Debüt „Timeless Space“ herausgebracht. Bis zum März 2011 hat es gedauert, einen Nachfolger des Debüts zu veröffentlichen. Bis auf Schlagzeuger Fabian Koke, der neu für Ludger Struff zur Band gestoßen ist, hat sich das LineUp nicht verändert.


Markenzeichen der Band ist neben dem stilistischen Mix aus Progressive Rock, Pop, Hardrock und Funk vor allem die Stimme von Sängerin Nora Saadhoff. Sound und vor allem die markante Gesangsstimme sorgen für einen hohen Widererkennungswert. Das ist ein großer Vorteil, weil schon nach wenigen Tönen die Band erkannt wird.

Zehn neue Stücke haben Univerve in der Zwischenzeit komponiert und auf dem neuen Silberling, der den Titel „Rotating Wheels“ trägt, untergebracht. Mit ihrem Debüt landete die Band in 2007 beim Deutschen Rock- und Pop-Preis die Auszeichnung zu „Beste Progressive Band“. Und auch auf dem neuen Album hält das Quintett den hohen Standard, den sie mit ihrem Debüt vorgelegt haben.

Wie schon auf dem Debüt, so wechseln sich auch auf „Rotating Wheels“ kraftvolle Parts mit sanften ab. Insgesamt ist die CD klanglich aber noch besser als ihr Vorgänger und auch die Stücke haben eine gewisse Finesse bekommen. Dabei wandeln die fünf Musiker auf verschiedenen musikalischen Ebenen, die sie zusammenfügen. Der Sound ist schon sehr markant und lässt sich kaum beschreiben, das zeigt auch schon der Opener „Masks On Our Faces“, bei dem eine Manfred Mann-ähnliche Keyboardpassage auf sägende Gitarren und Harry Potter-Soundtrack-Anleihen stoßen. Und doch ist es typisch Univerve.

Eine Poprocknummer ist „New Life“, die schnell ins Ohr geht. Hier klingt Nora wieder eine Spur nach Sade & Co. Im Refrain kommen dann aber Hardrock-Gitarrenlicks ins Spiel, die diese „Sade“-Nummer in härtere Gefilde spült. „Hybrid Mob“ glänzt durch ein ausdrucksstarkes Bassspiel, einer funkigen Gitarre, einem akzentuierten Schlagzeug und einer sehr schönen Melodie, die mich zunächst an deutsche Bands wie Moti Special erinnert, bevor es dann wieder typisch Univerve-mäßig weitergeht. Eine klasse Nummer.

Mit Wah-Wah-Gitarren und sehr schönen Keyboardharmonien versehen wirkt das Titelstück recht relaxt. Beim anschließenden „Inside“ lassen die Fünf wieder den Funk raus. Ebenfalls eine sehr schöne tanzbare Nummer, die aber mehr im Midtempobereich liegt. Kraftvolle Gitarren kommen dann aber im Refrain auf und machen aus dem Stück eine Crossover-Nummer. Mein Favorit des Albums ist aber „Stranger In A Strange World“. Dieser Rocksong setzt sich schnell mit seiner eingehenden Melodie im Gehörgang fest. Auch die weiteren Songs halten dieselbe qualitative Stufe aufrecht.

Univerve ist eine Band, die sich eines außergewöhnlichen Stils bemächtigt, der unverkennbar ist. Man sollte sich dieser Musik am besten noch live hingeben, wozu man im Frühjahr bei einigen Gigs die Möglichkeit hat. Die Musik von Univerve strahlt eine ungewöhnliche Faszination aus, daher eine klare Empfehlung von mir. Hat der Player erstmal einige Umdrehung hinter sich, ist es schwer die CD wieder wegzulegen.

Stephan Schelle, April 2011

   

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