UB 40 – Getting Over The Storm

UB40 – Getting Over The Storm
Virgin Records / Universal (2013)
(13 Stücke, 51:51 Minuten Spielzeit)

Die aus dem britischen Birmingham stammende Band UB40 hatte sich Ende der 70’er Jahre nach einem britischen Formular zur Beantragung von Arbeitslosengeld benannt. Stilistisch boten die Briten eine Mischung aus Reggae und Popmusik und hatten mit „Red Red Wine“ und der Coverversion von „I Got You Babe“ ihre größten Hits. Nach dem 2010’er Album „Labour Of Love IV“ erscheint am 30. August 2013 unter dem Titel „Getting Over The Storm“ ihr mittlerweile 20. Studioalbum.


Die 13 Stücke des Albums bestehen aus fünf neuen Eigenkompositionen sowie acht Coverversionen von diversen Klassikern, denen sie ihren ganz persönlichen musikalischen Stempel aufdrücken. Die Coverversionen stammen dieses Mal ausschließlich von Musikern und Interpreten, die aus der Country-Ecke stammen.

Brian Travers, seines Zeichens Saxofonist in der Band, weiß ganz genau, wie gut Country-Musik (nicht nur) bei ihren Fans in der Karibik ankommt: „Wir alle haben viel Zeit in Jamaika verbracht, und Country-Musik ist dort einfach ein zentraler Teil der Kultur. Es ist halt ein ganz ehrlicher Sound, genau wie Reggae. Schon aus dem Grund passen die beiden Genres perfekt zusammen.“

Der Grundstein für die nun erscheinenden Country-Coverversionen wurde bereits im Jahr 1990 gelegt, als UB40 den Song „I’ll Be Your Baby Tonight“ mit dem befreundeten (und inzwischen verstorbenen) Robert Palmer aufnahmen. Robin Campbells Kommentar zu jener Single, die in UK auf Platz #6 landete: „Robert wollte damals unbedingt den Song ‘On The Other Hand’ von Randy Travis aufnehmen, was wir dann auch taten. Das Problem war hinterher nur, dass uns nach seinem Tod die Rechte an Roberts Gesangspart versagt blieben - weshalb auf dem neuen Album nun Duncan (Campbell) diesen Part neu eingesungen hat. Und da wir die Idee, noch weitere Country-Songs zu covern, einfach zu verlockend fanden, gingen wir schließlich all unsere Lieblingsalben aus der Ecke durch und einigten uns schon bald auf Songs wie ‘Getting Over The Storm’ von George Jones, ‘He’ll Have To Go’ von Jim Reeves, Willie Nelsons ‘Blue Eyes Crying In The Rain’ oder auch ‘ If You Ever Have Forever In Mind’ von Vince Gill.“

UB40 sind dafür bekannt, dass sie in ihren Songs vorwiegend sozialkritische Texte verarbeiten, das ist auf diesem Album aufgrund der Coverversionen - bei denen sie die Texte nur ansatzweise überarbeitet haben - nicht der Fall. Vielmehr handeln die Songs eher davon, wie ein Mensch einen anderen verletzt.

„Getting Over Storm“ ist ein waschechtes Reggae-Album geworden, auch wenn die Wurzeln der Songs im Country-Stil liegen. Wer die Originale - wie ich - nicht wirklich kennt, der wird nicht merken, welche Grundlage sie haben, sondern einfach nur Spaß beim Hören empfinden.

Schon der erste Song „Midnight Rider“ hat diese Leichtigkeit die UB40-Stücke inne haben und die die Songs der Band so erfolgreich machten. Nicht umsonst landeten UB40 in ihrer Karriere mehr als 40 Titel in den Top-40 der UK-Charts.

Im Titelstück wird dann aber der Country-Einfluss besonders deutlich, denn hier kombinieren die Briten den Reggae-Rhythmus mit slidigen Countrygitarren. Eine Kollaboration, die in dieser Form durchaus Charme besitzt. Den gleichen Ansatz wählen sie unter anderem auch in „Crying Time“, „He’ll Have To Go“, „Blue Eyes Crying In The Rain“ (in diesem sorgen die Bläsersätze auch noch für einen mexikanischen Anstrich), „I Did What I Did“, „On The Other Hand“ und in „Poor Man“. Auch in den anderen Stücken mal blitzen immer mal wieder Countrygitarren auf und sorgen so für den besonderen Sound.

Auch wenn UB40 auf ihrem neuesten Album den Country-Style in ihre Musik eingewoben haben, so ist ihr typischer Reggae-Sound doch unverkennbar und unverwechselbar. Wo UB40 drauf steht, ist auch UB40 drin.

Stephan Schelle, August 2013

   

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