Tusmørke - Nordisk Krim
Karisma Records (2021)

(10 Stücke, 81:58 Minuten Spielzeit)

Die norwegische Progressive Rockband Tusmørke gründete sich bereits im Jahr 1994. Die Band hat bisher zahlreiche Alben veröffentlicht. Das neueste Werk, „Nordisk Krim“, erscheint am 26.02.2021. Eingespielt wurde es von Benediktator (Bass, Gesang, Gitarren, Tasteninstrumente, Percussion, Glockenspiel, Saz), Krizla (Flöte, Gesang), HlewagastiR (Schlagzeug), Haugebonden Gode Gullstein (Keyboards) und Åsa Ree (Violine).


Thematisch geht es bei Nordisk Krim (Nordic Noir) um Körper, die in Mooren gefunden wurden. Die Bandmitglieder besuchten die Museen von Moesgaard und Silkeborg, und waren gebannt vom Anblick der schwarzen Körper mit orangefarbenen Haaren. Das spiegelt sich dann auch im etwas skurril wirkenden Coverartwork wieder. Auch die Bildcollagen im Innenteil des Covers, deren Gesichter aus verschiedenen Motiven zusammengesetzt wurden, haben diesen leicht morbiden Charakter. „Nordisk Krim“ feiert die willigen Opfer antiker Riten, deren Körper sich im Moor, deren Seelen sich jedoch unter den Sternen am Himmel befinden.

Die zehn Stücke sind über die beiden CDs verteilt, so dass annähernd gleich lange Laufzeiten auf den Silberlingen enthalten sind. Die erste fast 44minütige CD beginnt mit dem 6:47minütigen „Ride The Whimbrel“. Den Hörer empfängt gleich ein warmer proggiger Sound mit leichtem 70’er Jahre-Feeling, der vor allem durch die Orgelartigen Keyboards und die Flöte erzeugt wird. Allerdings haben Tusmørke ihren ganz eigenen Stil. Das ist alles andere als düster. Benediktator sticht mit seinem Akzent ein bisschen hervor. Psychedelisch wird es dann im letzten Drittel ab dem Instrumentalteil, was hervorragend zu dem Song und der Stimmung passt.

Mit einem flotten Groove kommt dann „Age Of Iron Man“ daher, das mit 2:53 Minuten der kürzeste Track des Albums ist. Psychedelisch mit leichtem Folkanstrich zeigt sich dann das 4:33minütige „Mumia“. Diese Mischung aus proggigen, psychedelischen und folkigen Elementen klingt ein ums andere Mal als hätten die frühen Pink Floyd, Moody Blues und Jethro Tull (und auch andere Acts dieser Ära) sich zusammengefunden und gemeinsam ein Album eingespielt. Deutlich wird das auch im 7:12minütigen „Cauldron Bog“, das am Ende gar düstere Keyboardsounds, wie bei einem alten Horrorfilm enthält.

Stimmungsbilder werden dann von Tusmørke im 7:33minütigen „Dog’s Flesh“ geboten. Das klingt sehr psychedelisch und teils auch experimentell. Harmonische Parts treffen in der zweiten Hälfte auf recht chaotisch wirkende Passagen.

Mit 14:45 Minuten ist „Moss Goddess“ dann der erste Longtrack des Albums. Dieser beginnt mit herrlich wabernden Synthies. Hier klingen Tusmørke eine Spur nach Hawkwind & Co. Ein klasse Longtrack.

Der zweite Silberling enthält dann auf 38 Minuten vier Stücke, davon zwei Longtracks jenseits der Zwölf-Minuten-Marke. Los geht es mit dem 12:20minütigen „Black Incubation“. Wieder transformieren Tusmørke den 70’er Jahre-Rocksound ins Hier und Jetzt. Herrliche Keyboard- und Flötensounds sorgen für das richtige Feeling. Die Band versteht es auch den Track durch Struktur- und Melodiewechsel spannend zu halten. Vor allem die Instrumentalpassagen in denen auch wieder Folk- und Psychedelic-Elemente auftauchen, begeistern.

Folkig/psychedelisch zeigt sich dann das 4:20minütige „Et Moselik“, das mich in dieser Form an The Electric Family erinnert. Dem folgt mit 3:49 Minuten ein weiterer kürzerer Track mit dem Titel „Heksejakt“, der in ihrer Heimatsprache gesungen wird. Der Song ist sehr melodisch und hat gar eine Spur Popappeal.

Den Abschluss bildet dann das längste Stück „(The Marvellous And Murderous) Mysteries Of Sacrifice“, das es auf 17:47 Minuten Spielzeit bringt. In diesen Longtrack legen Tusmørke noch einmal alles hinein. So endet das Album mit seinem Highlight.

Tusmørke’s Grundlage für ihre Musik ist im Rocksound der späten 60’er und frühen 70’er begründet, auf den sie dann aufbauen und ihn neu modellieren. Das gelingt ihnen ganz ausgezeichnet. „Nordisk Krim“ ist nicht so düster geraten, wie das Cover glauben lässt. Zwar finden sich auch einige düstere Passagen auf dem Album, der Großteil besteht aber aus sehr melodischen Stücken. Ein sehr schönes Album der Norweger.

Stephan Schelle, Februar 2021

   

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