Tuner - Pole

Tuner - Pole
unsung records (2007)
(15 Titel, 63:48 Minuten Spielzeit)

Nach dem Erstling „Totem“ aus dem Jahr 2005 veröffentlichen Tuner, bestehend aus Pat Mastelotto (ex-King Crimson) und Markus Reuter (u. a. Centrozoon) im Herbst 2007 mit „Pole“ ihr zweites Werk. Boten die beiden auf „Totem“ noch eher düstere experimentelle Klänge, so ist „Pole“ ein viel eingängigeres und rockigeres Werk mit einigen Ecken und Kanten geworden.

Sirenée, die bereits beim Debütalbum einem Track ihre Stimme lieh, ist ebenfalls wieder dabei. Daneben hat sich das Duo aber weitere drei Gastsänger sowie fünf Gastmusiker ins Boot geholt. Diese steuern u. a. Instrumente wie Theremin, Vibraphon, Melodika oder Violine bei.


15 Stücke beinhaltet der Silberling, deren Laufzeiten zwischen 0:43 und 10:42 Minuten liegen. Den Anfang macht „White Cake Sky“, das vor allem durch Schlagzeug und voluminöse Gitarren zunächst eine Soundwand hochzieht. Peter Kingsbery steuert den Gesang bei, der im Refrain recht doom-artig aus den Boxen quillt. Das hatte ich so von Tuner nicht erwartet. Dieser Rocksong überzeugt aber durch Struktur und Rhythmus.

Mit schönem Rhythmus, der einen schönen Stereoeffekt aufweist sowie einer Bassgitarre startet „Black Well Monotony“, der eine ähnliche, wenn auch nicht so druckvolle Stimmung wie der Eröffnungstrack beinhaltet. Sehr vertrackt ist dieser Song angelegt. In diesem Stück, das neben proggigen, rockigen, elektronischen auch experimentelle Elemente enthält, gibt es eine Menge zu hören.

Es folgt das mit über zehn Minuten längste Stück der CD „11-11“. Sanfte Xylophonsounds und das Theremin starten recht hypnotisch in diesen Track, bevor Schlagzeug und Gitarre sowie eine Art Sprachgesang die Oberhand gewinnen. Ein toller, wenn auch an einigen Stellen recht monotoner Track, der eine ganze Reihe an Abwechslung bietet und über die komplette Länge nicht langweilig wird. Hier stimmen die Zutaten.

„Pole“ ist ein Progrock-Song geworden, der vertrackte Passagen mit herrlichen Melodien vereint, aber auch eine Reihe an Wendungen parat hat. Zwischendurch gibt es dann auf dem Album auch mal einige kurze Tracks, die experimenteller und wie ein Theaterstück anmuten („Gate 9“, „Down Below“, „Creatures“). Und so geht es mit den unterschiedlichsten Sounds weiter. Mal wuchtig und hektisch, fast metalmäßig („Dig“), dann wieder harmonisch mit einem Schuss Melancholie („Repulsive And Delicious“) oder gar als psychedelische Weltraum-Pop-Nummer „Arson Dandy“ (klingt wie B-52 auf Speed). Ein Album, das man kaum in Worte fassen kann.

Für mich eine echte Überraschung, dass „Pole“ viel eingängiger und rockiger als das Debütalbum geworden ist, dabei aber eine Reihe an Ecken und Kanten aufweist. Und genau das macht dieses Album so interessant und hörenswert. „Pole“ ist eine Empfehlung – unbedingt hineinhören!!!

Stephan Schelle, November 2007

   

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