Trigon - 2011

Trigon - 2011
Eigenvertrieb (2011)
(13 Stücke, 67:19 Minuten Spielzeit)

Trigon ist ein Trio, derzeit bestehend aus Rainer Lange (Gitarre), Stefan Lange (Bass) und Rudi Metzler (Schlagzeug), das sich mit ihrer treibenden Instrumentalmusik nicht wirklich in ein Korsett stecken lässt. Es war einige Zeit ruhig um die drei Karlsruher Musiker geworden, denn die letzte Veröffentlichung (Zappanale-DVD) liegt nun fast vier Jahre zurück. Und auch das Besetzungskarussell hat sich zwischenzeitlich gedreht, denn für den langjährigen Trommler Tihomir Lozanovski, der in seine Heimat Mazedonien zurückkehrte, ist Rudi Metzler ans Schlagzeug gekommen.


Im April haben die drei endlich wieder neues Zeug am Start, das sie auf ihrer simpel „2011“ genannten CD veröffentlichen. Die CD kommt im schwarzen Digipack und sieht mit ihrem roten Glanzdruck recht edel aus. Das ist aber nicht alles, was die CD besonders macht, denn in der Verpackung steckt kein Silberling sondern eine schwarze Disc. Dazu kommt, dass die CD auf 1.000 Exemplare limitiert ist. Wenn jetzt noch die Musik stimmt, dann kann man nur zugreifen. Und das tut sie.

13 neue Stücke hat das Trio eingespielt und von Eroc, der ja nun wirklich als Soundmagier bekannt ist, produzieren lassen. Nicht nur das Mastering sondern auch der Mix stammt aus seiner Hand, was man der Produktion auch anhört, denn sie kommt druckvoll und transparent aus den Boxen, so als würden die drei direkt vor einem stehen und in ihre Instrumente greifen.

Das die Musik von Trigon nicht in eine Schublade gesteckt werden kann liegt daran, dass sie Progressive Rock, Psychedelic, Jazzrock, Spacerock, Krautrock und vieles mehr in ihre Stücke einbinden und zu einer Art Jam verbinden. Es klingt wirklich so als wenn die Jungs fröhlich drauflos jammen und das in einer Perfektion, die selten ist.

Den Startschuss macht „Peitscht das Kamel“. So ungewöhnlich wie der Titel ist, so fetzig geht das Stück nach vorne ab. Bass und Schlagzeug treiben diesen Track zunächst unweigerlich voran, bis dann Rainer auf der Gitarre eine asiatisch/arabische Stimmung erzeugt. Zum Glück tut niemand dem Kamel weh, auch wenn es streckenweise druckvoll zur Sache geht. Das – sowie weitere ungewöhnliche Titel - zeigt aber auch, mit welchem Humor die Jungs ans Werk gehen.

Das Stück „Roter Mond“ ist aus anderem Holz als der Opener geschnitzt. Hier wird eine Downtemponummer im Jazzrock-Stil gespielt, bei der besonders gut der Dialog von Gitarre und Bass zur Geltung kommt. Es folgt „Spacechick Strikes Back“, ein toller Track, der durch seinen eingängigen Riff sofort ins Ohr geht. Schön auch das kurze Schlagzeugsolo von Rudi. Auch in diesem Stück herrscht Jazzrock vor.

Fast Hardrock mäßig beginnt „Tückischer Tonterror“, in dem es druckvoll zur Sache geht, das aber alles andere als Terror für die Ohren ist. Neben dem Druck und den flirrenden Gitarren kann der Track gar mit einem Reggae-Rhythmus, den Rudi streckenweise auf dem Schlagzeug vorgibt, aufwarten. Eine tolle Kombination - The Police lassen grüßen. Nach soviel Druck geht es bei „Wunder“ dann wieder etwas beschaulicher zu.

Ein wenig aus dem Rahmen fällt vielleicht noch das Stück „Zensation“, das recht heftig beginnt und experimentell wirkt – mit einigen Frickeleinlagen von Rainer -, durch den erneuten Reggaerhythmus aber auch an Spannung gewinnt. Und bei „Raff an Dörte“ kommt eine recht bluesige Stimmung auf, während in „Herz der Sonne“ nicht mit Effekten gegeizt wird.

Die Stücke der CD haben alle eine hohe Qualität. Das positive an dem Album sind die eingängigen Melodielinien, die sich schnell im Ohr festsetzen und die eine besondere Faszination ausüben. Die drei gehen darüber hinaus an ihren Instrumenten äußerst filigran vor. Rainer Lange legt dabei eine Blues angehauchte Spielweise auf seiner E-Gitarre an den Tag, der dem Gesamtsound zugute kommt.

Die neue Produktion von Trigon glänzt durch eine fette Produktion, die die Instrumente erst so richtig zur Geltung kommen lässt. Das liegt auch an Eroc’s hervorragender Arbeit. Mit „2011“ ist Trigon ein richtig gutes Album gelungen, das wie eine Jam-Session in unterschiedlichen Stilrichtungen wirkt und einfach Spaß macht.

Stephan Schelle, April 2011

   

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