Tribute – Terra Incognita
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1990/2016)

(6 Stücke, 44:28 Minuten Spielzeit)

Nach den beiden Studioalben „New Views“ und „Breaking Barriers“ sowie dem Livealbum „The Melody, The Beat, The Heart“ vervollständigt das deutsche Label Sireena Records am 12.05.2016 den Wiederveröffentlichungskatalog der schwedischen Band Tribute, die vor allem von Mike Oldfield-Fans geschätzt war. Das letzte Album, das die Schweden um Gründungsmitglied Gideon Andersson einspielte (sein Kompagnon Josef (Christer) Rhedin gehörte 1990 nicht mehr zur Band) trägt den Titel „Terra Incognita“.


Das Personalkarussell hatte sich gedreht, denn neben Gründer Josef Rhedin war auch der französische Schlagzeuger Pierre Moerlen nicht mehr an Bord. Kopf und Hauptkomponist war nun Gideon Andersson. Er führte Tribute zusammen mit seinen beiden Schwestern Nina und Lena Andersson sowie dem Gitarristen Dag Westling fort. Aber nicht nur diese vier Musiker spielten das 1990 erschienene Album ein, vielmehr prägten die Gastmusiker, bestehend aus Mitgliedern des Norrköpingers Symphonie Orchester den Sound.

Entstanden ist ein Werk, das sanften Artrock mit einem druckvollen symphonischen Orchestersound verband. Vor allem im 22minütigen Titelstück treffen diese beiden Stile eindrucksvoll aufeinander. Gestartet wird aber zunächst mit dem 3:19minütigen Stück „A Brand New Day“. Dieses ist eine beeindruckende Mischung aus Rock und Klassik und wirkt wie ein Soundtrack oder eine Titelmelodie für ein großes Event.

Eine Spur Folk kommt dann zunächst in „Poem för vandrare“ auf. Etwas gewöhnungsbedürftig ist hier der in Schwedisch interpretierte Gesang. Doch die wunderbaren Stimmen von Nina und Lena bohren sich schnell in die Gehirngänge. Ansatzweise kommen hier auch Elemente auf, die an Oldfield erinnern.

Rockig wird es dann in „Didn’t You Notice“. Das Orchester hält sich in diesem Track ein wenig zurück und lässt das Stück in instrumentale AOR-Gefilde treiben. Verträumt zeigt sich der Song „Where There Is A Shadow There Is A Light“, bei dem mich der Gesang streckenweise an Maggie Reilly erinnert. Zart und von der Akustikgitarre getragen zeigt sich dann „Winds Of Autumn“.

Das Kernstück des Albums ist der mehr als 21minütige Titeltrack. Mit einigen Radioeinspielungen aus mehreren Ländern, in denen der zweite Weltkrieg thematisiert wird, beginnt dieser Longtrack. Dann setzt eine melancholische Melodie ein, die von Streichinstrumenten getragen wird und mit dröhnenden Flächen unterlegt ist. Es dauert mehr als fünf Minuten bis sich aus dieser Stimmung ethnische Rhythmen entwickeln, die afrikanischen Ursprungs zu sein scheinen. Darauf folgen weitere Struktur-, Sound und Melodiewechsel. So kommt ab Minute neun gar ein Sound auf, der stark an Jean-Michel Jarre erinnert. In diesem Longtack haben Tribute ein Gesamtkunstwerk aus Rockmusik, Orchester und ethnischen Elementen erschaffen.

Mit „Terra Incognita“ ist nun auch das letzte Album der schwedischen Band Tribute wieder erhältlich. Ein sehr schönes Album in der Sparte des symphonischem Rock.

Stephan Schelle, April 2016

   

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