trashpoptERROR – Best Of
Eucalypdisc Records / Herbie Martin Music (2016)

(16 Stücke, 51:45 Minuten Spielzeit)

Der Name trashpoptERROR ist schon außergewöhnlich. Das Musikprojekt eines gewissen Herrn Potz – mehr ist nicht über ihn zu erfahren – veröffentlicht am 11.11.2016 (mit Beginn der neuen Karnevalssession) sein erstes Album, das „Best Of“ betitelt ist. Das zeugt schon von sehr großem Selbstbewusstsein oder grenzenlosem Humor. 


Im Pressetext ist folgendes über das Projekt zu erfahren: Im Jahr 2003 ist ein 56K Modem die einzige Verbindung von Herrn Potz in die Außenwelt. In diesem Jahr schreiben wir die Stunde 0 von trashpoptERROR. Bis heute kennt niemand das Gesicht von Herrn Potz. Nur per E-Mail werden die Soundfiles an seine Kollaborateure verschickt. In Wohnzimmern, Küchen und Badezimmern werden die einzelnen Spuren mit minimalster Technik, zum Teil sogar auf Kinderinstrumenten, aufgenommen. Der Name ist Programm: minimal, bewusst trashig und der richtigen Portion Selbstironie sitzt man zwischen den Stühlen von Pop, NDW, Hamburger Schule, Liedermacher und Krautrock.

Auf diesen musikalischen Trash weist auch schon das Cover des Digipacks sowie das enthaltene 16seitige Booklet mit seinen Zeichnungen, die ein ums andere Mal an Trashfilme erinnern. Die einzelnen Stücke entstanden in der Zeit von 2003 bis 2015. Die 15 Songs sowie ein Remix sind aber nicht in der Reihenfolge ihres Entstehens angeordnet sondern durcheinander gewürfelt.

So beginnt das Album mit dem ältesten Stück aus dem Jahr 2003 „Wir sind Maschinen“. Ein Schlagzeug und zirpende Synthiesounds eröffnen dieses Stück. Dann setzt die E-Gitarre ein und hoher etwas schräger Gesang kommt hinzu. Dem folgt eine weitere tiefere Gesangsstimme, die den Text in deutscher Sprache singt. Das hat was freakiges macht aber aufgrund des Rockfaktors Spaß. Der Track endet aber abrupt nach 2:21 Minuten. Dem folgt dann mit „Vom betont geistreichen Luftschloss“ der jüngste Titel aus dem Jahr 2015. Hier wird er von einer weiblichen Stimme gesungen. Der Text lautet unter anderem:

„trashpoptERROR – man weiß nicht wer er ist
trashpoptERROR – der Mann ohne Gesicht
Er nennt sich Herr Potz, er ist anders und genial
Er ist mehr als nur Musik, er ist multimedial
Er zeigt uns, dass es sich lohnt eine Vision zu haben 
trashpoptERROR – merkt Euch diesen Namen.“

Dem schließt sich dann mit „Spektrum Overload“ eine Akustikgitarrennummer an die zwischen Singer/Songwriter und akustischem Pop wandelt. Die Melodie geht gut ins Ohr zeigt sich in der Mitte aber auch leicht verschroben und gar rockig. Mit einem Kraftwerk ähnlichen Rhythmus startet dann „Final Fantasy“, das hat aber wenig mit Elektronikmusik zu tun sondern wirkt wie ein auf Rapp getrimmter Singer/Songwriter-Song mit Popappeal. Die Sounds wirken nostalgisch und minimalistisch und stehen so dem gerappten Hip Hop-Gesang als Kontrast gegenüber.

„Don’t Stop“ verbindet minimalistische und teils schräge Klänge mit einer eingängigen Melodie. Gerade diese Diskrepanz zwischen herrlicher Melodie und Sound macht aus dem Stück etwas Besonderes. Mit „Seashell“ haben sie ein Stück auf dem Album, das – trotz der etwas schrägen Art - gar radiotauglich ist. In den weiteren Stücken hat trashpoptERROR den Sound – wie schon in den Stücken zuvor - gegen den Strich gebürstet und etwas Ungewöhnliches geschaffen.

Mit „Best Off“ hat das Musikprojekt trashpoptERROR einen bunten Strauß an Musikstilen und Melodien zusammengestellt, die mit teils minimalistischen und auch schrägen Klängen erstellt wurden. Man sollte dem Album eine Chance geben, denn bei mehrmaligem Hören entwickeln sich die Stücke und zeigen, dass die ungewöhnliche Mischung doch hochgradig spannend ist.

Stephan Schelle, September 2016

   

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