Transatlantic – The Whirlwind

Transatlantic – The Whirlwind
insideout / EMI (2009)
(12 Stücke, 77:56 Minuten Spielzeit)

Der Progzeppelin ist wieder in der Luft, denn am 23.10.2009 veröffentlicht insideout / EMI das dritte Studioalbum von Transatlantic, das den Titel „The Whirlwind“ trägt. Die vier Ausnahmemusiker, Multiinstrumentalist und Sänger Neal Morse (Ex-Spocks Beard), Gitarrist und Sänger Roine Stoldt (u. a. Flower Kings), Bassist Pete Trewavas (Marillion) und Schlagzeuger Mike Portnoy (u. a. Dream Theater) haben sich im Frühjahr 2009 in Neal Morses Heimat Nashville getroffen, um sich mit den Aufnahmen des ersten Studioalbums dieser Formation seit dem Jahr 2001 zu befassen.


Nach nur zwei Soloalben und mehreren Liveauftritten die sie Anfang dieses Jahrtausends absolvierten und von denen zwei Mitschnitt angefertigt wurden, löste sich diese Supergroup des Prog plötzlich und zum Leidwesen vieler Progfans auf. Im Oktober 2009 erscheint nun das dritte Studiowerk dieses Prog-Quartetts der Superlative, entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung der Musikfreunde. Dazu suggeriert der Albumtitel „The Whirlwind“ dass das Werk die Szene aufwirbeln könnte. Hohe Ansprüche die da aufkommen, da fragt man sich sofort, können diese vier dem gerecht werden? Sie können, soviel sei schon mal vorweggenommen!

Im Pressetext ist zu lesen, dass die Anreise für einige recht anstrengend war (teilweise 14 Stunden mit dem Flieger unterwegs), da verwundert es, dass beim Eintreffen sofort die Ideen ausgetauscht wurden. Neal Morse dazu „In der ersten Nacht richteten wir uns nur ein und jammten. Ich war überrascht, dass die Jungs sofort loslegen wollten. Aber als eingefleischte Kavalleristen wollten sie sofort die Materie austauschen. Mir war das zunächst gar nicht bewusst, aber nachdem ich die Making Of-DVD angeschaut hatte, merkte ich, dass die meisten Parts des gesamten Albums gleich in der ersten Nacht zustande kamen. Es ist wirklich verblüffend, was da passierte.“

Die Schilderungen von Neal machen deutlich, dass alle vier eine ungeheure Ausstrahlung aufeinander haben müssen, die sich beim Zusammentreffen in kreative Energie entlädt. Es scheint, als hätten alle nur auf ein Zeichen gewartet – was schlussendlich von Neal kam – um diesen kreativen Stöpsel zu ziehen. Herausgekommen ist ein tolles Album, bei dem der typische Transatlantic-Stil der sich unter anderem aus dem typischen Sound von The Flower Kings (durch Roine Stoldt) und Neal Morse sowie vielen Versatzstücken der Rockgeschichte zusammensetzt.

Transatlantic haben ihren Ausfluss in einem fast 78minütigen Konzeptwerk aufgefangen. Dieses Mammutwerk, das den Namen des Albums trägt ist in einem Dutzend Parts unterteilt, allerdings stellt „The Whirlwind“ eine Einheit dar, da es zwischen den Parts keine Unterbrechungen gibt. Das macht Neugierig auf eine mögliche Liveumsetzung.

Los geht es mit dem fast zehnminütigen „Overture / Whirlwind“, das proggig (wie bei Pink Floyd) mit symphonischem Einschlag die CD und damit das Mammutwerk eröffnet. Dann kommen diese typischen Morse-artigen Keyboards, die von der ersten Sekunde an faszinieren. Das ist eine Mixtur des zuvor genannten Stoffs, der Freunde von Transatlantic, The Flower Kings, Neal Morse oder Spock’s Beard frohlocken lässt. Man kann das Album eigentlich nicht in seine Einzelteile zerlegen, daher kommt es am besten, wenn man es am Stück hört. Es gibt soviel zu hören, dass man es nicht beschreiben, sondern selbst erleben muss.

Ein Part sei aber vielleicht doch erwähnt, denn in „Lay Down Your Life“ bieten die vier eine Mischung aus Led Zeppelin anmutenden Keyboards und Drums, die sie mit einem Gesang kombinieren, der mich an Queen’s Roger Taylor erinnert und garnieren das Ganze noch mit einem beatleskem Sound. Ein für mich unglaublicher Track. Und „Is It Really Happening?“ ist ein atmosphärischer Track, bei dem sich bei mir sofort die Erpelhaut einstellt.

Die CD wird in drei verschiedenen Varianten erhältlich sein. Neben der einfachen CD wird es eine Special Edition mit einer BonusCD geben, auf der vier weitere neue Tracks von Transatlantic sowie vier Coverversionen enthalten sein werden. Außerdem kommt das Album in einer Deluxe-Version heraus, die daneben noch eine DVD enthält, auf der in 60 Minuten ein Making Of geboten wird. Egal in welcher Version man sich das Album auch gönnen mag, es ist in jedem Fall das erwartete Highlight des Jahres, das von meinem Laser noch oft gequält wird, da bin ich mir sicher. Absolute Empfehlung für jeden Prog- und Rockfan.

Hoffentlich lassen die vier sich nicht wieder so lange Zeit, bis das nächste Studiowerk das Licht der Welt erblickt.

Stephan Schelle, Oktober 2009

   

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