Tracedawn – Lizard Dusk

Tracedawn – Lizard Dusk
Drakkar / Sony (2012)
(9 Stücke, 39:29 Minuten Spielzeit)

Am 17.02.2012 durchbricht die junge finnische, im Jahr 2005 gegründete Metalband Tracedawn die Stille und veröffentlicht nach dem 2008'er selbst betitelten Debüt und dem 2009'er Album „Ego Anthem“ bereits ihren dritten Longplayer. Dass zwischen dem letzten und dem neuen Album fast drei Jahre liegen, hat unter anderem an der Suche nach Ersatz für den ausgeschiedenen Sänger Antti Lappalainen gelegen.


Letztendlich übernimmt der Kopf von Tracedawn, Gitarrist Tuomas Yli-Jaskari den Hauptteil des Gesangs. Daneben hat man Niko Kalliojärvi, der zuvor Sänger bei der finnischen Deathmetal-Band Amoral als Sänger tätig war, für die Growlgesänge verpflichten können.

Das neue Album „Lizard Dusk“ enthält neun knallharte Songs mit Laufzeiten zwischen 3:15 und 5:31 Minuten Länge. Gleich mit dem Opener „Arabian Nights“, in dem der Hörer von stakkatoartigem Schlagzeug, Gitarrenwänden und Growlgesang empfangen wird, zeigen die Finnen, wo der „Frosch die Locken hat“, oder anders gesagt fegen sie einem mit ihrem druckvollen Sound die letzten Haare vom Kopf. Dass sie musikalisch aber eine ganze Menge zu bieten haben, zeigt sich in den Zwischenspielen, wenn sie Instrumentalpassagen in ihre Stücke einbauen und sehr melodisch rüberkommen. Auch ist Tuomas Gesang recht angenehm und nicht so brutal wie das gelegentliche Growling.

Mit diesen temporeichen Klängen machen die Finnen dann auch weiter. Im zweiten Stück „Breed Insane“ kombinieren sie eine schöne Melodie mit Keyboardklängen und wiederum einer hohen Wand an Schlagzeug und Gitarre. Dieser Song kommt aber wesentlich heller rüber als der Opener, ohne an Druck zu verlieren.

In „The Crawl“ werden erstmals die Stakkatorhythmen runtergefahren und es kommt eine Spur Hardrock/Metal auf, der musikalisch sehr gut rüberkommt, ja sogar einige proggige Elemente hat. Nur der Growlgesang erinnert daran, dass wir eine reine Metalscheibe hören. Schade, diesen Song hätte ich gerne ohne den Growl gehört.

In den meisten Stücken hauen die Finnen einen druckvollen Metal raus, bei dem ich manchmal glaube, dass sich der Schlagzeuger selbst überholen will. In vielen Passagen - vor allem wenn das Schlagwerk zurückgefahren wird und der Growlgesang nicht im Vordergrund steht - zeigt sich aber die Klasse der Band und man kann sich auch vorstellen dass sie eine sehr gute Figur im Progmetal machen würden. So aber bewegen sie sich zwischen den Welten. Obwohl mich kein Speed- und kein Deathmetal anspricht, findet „Lizard Dusk“ doch erstaunlicherweise den Zugang zu mir. Wer auf die vorgenannten Elemente steht der sollte mal mehr als nur ein Ohr riskieren.

Stephan Schelle, Januar 2012

   

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