Tool - 10000 Days

Tool - 10,000 Days
Zomba (2006)
(11 Stücke, 75:52 Minuten Spielzeit)

Tool veröffentlichen nur alle Jubeljahre eine CD. Wahrscheinlich, weil unendlich an dem jeweiligen Werk herumgefeilt wird bis die Bandmitglieder endlich zufrieden sind. Dass sich die Arbeit lohnt kennen wir ja schon von ihren früheren Alben und das neue, „10,000 Days“, bildet keine Ausnahme. Da stimmt jedes Detail. Hier gibt es keine Längen oder gar Ideenlosigkeit. Obwohl der Hang zur Perfektion bei Tool sehr ausgeprägt ist, gelingt es ihnen immer wieder unverkrampft und locker zu klingen.

Tonnenschwere Soundteppiche, gewoben aus Gitarrenlinien und Synthesizerklängen, scheinen schwerelos etwa einen halben Meter über dem Boden zu schweben. Abwechselnd träge dahingleitend oder rasend schnell auf ein unbekanntes Ziel zusteuernd. „10,000 Days“ knüpft an den Vorgänger „Lateralus“ an, stellt aber trotzdem eine Weiterentwicklung dar. Die streckenweise vorkommende Verbissenheit bei „Lateralus“ ist hier nicht mehr zu finden. Das Musizieren scheint bequem von der Hand zu gehen, ohne etwas von der gewohnten Intensität und Magie einzubüßen.

Als Anspieltipp seien „10,000 Days“ und „Rosetta Stoned“ genannt. Mein Favorit auf der Scheibe ist das Titelstück. Der Track ist dreigeteilt und bei Eintritt in einen neuen Abschnitt wird der Hörer auf eine neue Intensitätsebene gehoben. Es fängt bedächtig an und kracht zum Schluss ganz gewaltig. Auf „Rosetta Stoned“ blubbert der verfremdete Gesang wie Blasen aus Sumpfgas an die Oberfläche bzw. aus den Lautsprecherboxen.

Tool sind das Werkzeug, um den Hörer zu hypnotisieren und ihm während der Hypnose das Bewusstsein zu nehmen, es zu zerlegen, es neu zusammenzubauen und es anschließend wieder in neuem Zustand zurückzugeben. Wenn die Musik zu Ende ist und die Hypnose aufgehoben wird, weiß der Hörer, dass etwas mit ihm geschehen ist, ohne es sich genau erklären zu können.

Wie gewohnt, gibt es für diese CD ein tolles Artwork. Da könnten sich manch andere Musiker-Kollegen und Produzenten mal ruhig eine Scheibe von abschneiden, dann klappt es auch mit dem Umsatz. Denn eine gebrannte mp3-CD wirkt gegen das aufwendig gestaltete Original wirklich armselig.

Mit „10,000 Days“ haben Tool eine makellose und mächtige CD vorgelegt. Die Musik von Tool ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Ich höre so etwas auch nicht unbedingt zum Frühstück. Ganz bestimmt aber auf der Fahrt zur Arbeit. Wer Tool mag, kommt an dieser Platte nicht vorbei. Ihr bestes Werk.

Holger Fischer, Oktober 2007

   

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