Tohpati Ethnomission – Save The Planet

Tohpati Ethnomission – Save The Planet
moonjune records (2010)
(11 Stücke, 67:06 Minuten Spielzeit)

Mit „Save The Planet” der indonesischen Jazz-, Fusion-, Progressive Rockband Tohpati Ethnomission erreicht mich dieser Tage eine außergewöhnliche CD. Namensgeber ist Gitarrist (E- und Synthgitarre) Tohpati, der mit Indro Hardjodikoro (Bass), Endang Ramdan (indonesische Perkussion – Kendang, Gong, Kenang), Diki Suwarjiki (Suling – sudanesische Flöte) und Demas Narawangsa (Schlagzeug und indonesische Perkussion – Rebana, Kempluk) vier weitere Musiker um sich geschart hat. Und auf dem zweiten Track „Bedhaya Ketawang (Sacred Dance)“, dem einzigen gesungenen Stück, ist Lestari am Mikro zu hören.


Schon die Instrumentierung ist ungewöhnlich, jedoch bietet das Album nicht traditionelle indonesische Musik, sondern Tohpati zeigt mit seinen Mitstreitern eine Fusion aus typischen indonesischen Klängen, die mit Jazz, Rock und sogar Prog und Folk verknüpft wurden.

So startet der Eröffnungstrack „Selamatkan Bumi (Save The Planet)“ mit akzentuiert gespieltem Bass, Flächen, Flöte und Schlagzeug, das zwar eine Spur ethnisch klingt, aber eine Menge an jazzigem Flair aufzuweisen hat. Nach einer Minuten startet der Track dann in einem äußerst westlich gehaltenen Stil, der mich zum Beispiel an die Flower Kings oder Circus Brimstone erinnert, um im nächsten Moment wieder recht jazzig, aber immer melodisch weitergeführt zu werden. In der zweiten Hälfte des neunminütigen Tracks geht es dann sehr perkussiv und auch experimentell zu. Ein recht spannendes Stück, auch für diejenigen, die normaler Weise nichts mit Jazz zu tun haben.

Gongs, indonesische Perkussioninstrumente und Basstöne eröffnen „Bedhaya Ketawang“ darüber wird eine softe und zeitlupenartige jazzige Melodielinie gelegt. Das klingt sehr beruhigend. Wenn dann aber Lestari – von der Stimmlage eine Sängerin – zum Einsatz kommt, wird es für westliche Ohren schon etwas gewöhnungsbedürftig. Hier muss man sich an den leiernden Gesang, der im Kontrast zu den tollen rhythmischen und rockigen Klängen steht, erst einmal gewöhnen. Das wird nicht jedem leicht fallen. Mir wäre dieses Stück ohne Gesang wesentlich lieber gewesen, kann man ihm doch eine gewisse fesselnde Dynamik nicht absprechen.

Nach dem kurzen, nicht ganz zweiminütigen Zwischenspiel „Drama“, das für seine kurze Laufzeit eine Menge an Sounds bereithält, folgt das jazzrockartige „Ethno Funk“, das nicht nur indonesische, sondern durch die Flöte gar einige arabische Elemente aufzuweisen scheint. Dem Titel entsprechend hat es einen sehr funkigen Rhythmus. Besonders hervorzuheben ist die Kombination aus Tohpati’s Gitarrenspiel und der Arbeit der Rhythmusfraktion. Was Tohpati an der Gitarre vermag, das zeigt er in dem sehr filigran gespielten „Gegunungan“. Alle weiteren Stücke zeigen ein ähnliches Bild. „Hutan Hujan“ hat beispielsweise eine Perkussion zu bieten, die einer jazzigen Variation von Santana ähnelt. Und bei „Biarkan Burung Bernyanyi“ schälen sich gar folkloristische Sounds heraus, die mich an Jethro Tull erinnern, ohne dass aber der Track in diese Art von Musik umgeleitet wird.

Mit „Save The Planet“ liegt eine absolut faszinierende Kombination aus Rock, Jazz und indonesischen Klängen vor. Das ist absolut spannend und teilweise auch faszinierend. Die Musik ist leichtgängiger, als sie auf den ersten Moment scheinen mag. Wer diesem Album etwas Zeit spendiert, der bekommt Klänge jenseits der üblichen Hörgewohnheiten geboten, die eine ungewöhnliche Faszination auf Leute ausüben, die ansonsten nichts mit Jazz anfangen können. Eine hörenswerte CD.

Stephan Schelle, August 2010

   

CD-Kritiken-Menue