TNNE -
Wonderland Die Luxemburger Band TNNE, das ist eine Abkürzung für The No Name Experience, besteht aus zwei Mitgliedern der ehemaligen Band No Name. Nach ihrem Debütalbum „The Clock That Went Backwards“ sind drei Jahre ins Land gegangen bis Ende September 2017 der Nachfolger „Wonderland“ veröffentlicht wurde. Das lag unter anderem an Besetzungswechseln in der Band, denn die ausgeschiedenen Michel Volkmann (Gitarre) und Claude Zeimes (Bass) mussten ersetzt werden. |
||||
„Wonderland“
ist zwar kein Konzeptalbum, allerdings handeln einige Stücke von so
genannten Geisterstädten. So handelt der Song mit dem außergewöhnlichen
Namen „Katrina Killed The Clown“ vom Hurrikane Katrina, der im August
2005 mit einer Geschwindigkeit von 280 Stundenkilometern über die USA
hinweg zog und eine Spur der Verwüstung hinter sich ließ. Dabei zerstörte
er auch den Freizeitpark der Kette Six Flags in New Orleans. Das Titelstück
sowie „Final Fantasy“ (das hat nichts mit der gleichnamigen
Konsolenspielreihe zu tun) handeln von einem geplanten Freizeitpark in der
Nähe von Peking, der aber noch während der Bauarbeiten gestoppt wurde.
„Frozen In Time“ handelt schließlich von der US-amerikanischen
Geisterstadt Bodie, die östlich von San Francisco gelegen ist. Es ist die
besterhaltene Geisterstadt in den USA, die nach Ende der Goldgräbereuphorie
in den 1930’er Jahren einfach verlassen wurde. Musikalisch
sind sich TNNE weitgehend treu geblieben, denn ihr Progressive Rock bewegt
sich im klassischen Neoprog mit leichten Melodic Rock-Elementen und damit
nicht weit von ihrer Vorgängerband No Name entfernt. Auf „Wonderland“
haben sie aber den Härtegrad ein wenig angezogen, was aber den Songs gut
tut. Mit
dem 8:27minütigen „My Childish Mind“ beginnt die CD. Der erste Part
„Opening“ ist rein Instrumental gehalten und wird durch eine sehr schöne
Melodielinie von Fred Hormain am Saxophon auf ein höheres Level
geschraubt. Gut gefallen auch der druckvolle Bass und ausgefeilten
Gitarren- und Keyboardparts. Nach gut drei Minuten wechselt es dann in den
zweiten Part „The Thrill“ der sehr melancholisch angelegt ist, was
durch die Gesangsstimme von Patrick noch verstärkt wird. Das ist jetzt
Neoprog der besten Sorte. In
„Eye Of The Storm“ wird dann eine etwas härtere Gangart eingelegt,
was vor allem an den Gitarrenlicks von Claudio Cordero liegt, die eine
perfekte Melange mit dem Keyboardarrangement eingeht. Ein treibendes und
hinreißendes Stück mit herrlichen Soli, das im Gesangsteil an RPWL
erinnert. Das 7:12minütige „Katrina Killed The Clown“ bietet
vielschichtige Musik, denn hier werden Struktur- und Rhythmuswechsel von
der Band eingesetzt um den Spannungsbogen hochzuhalten, was ihnen
ausgezeichnet gelingt. Das
Titelstück erinnert ebenfalls ein wenig an RPWL, was vielleicht auch an
Patricks Gesang liegen mag. Hier haben TNNE eine Ohrwurmmelodie
eingespielt und mit AOR-Elementen versehen, die sich schnell im Ohr
festsetzt. In „Final Fantasy“ kommen Violinensounds zum Einsatz, die
zusammen mit treibendem Schlagzeug und Gitarren Gedanken an Kansas wach
werden lassen, obwohl sich der Song doch eher im Neoprog bewegt. Ein
Knaller ist auch „Frozen Time“ mit seinen atmosphärischen Gitarren
und der herrlichen Bass-/Schlagzeuglinie. Der Abschlusstitel „Le Fil Du
Tems“ ist der erste Song, den Patrick Kiefer in französischer Sprache
eingesungen hat. Fred Hormain verleiht diesem Stück mit seinem Saxophon
eine leicht folkige Note. Mit
„Wonderland“ ist der luxemburgischen Band TNNE ein erstklassiger
Nachfolger zu ihrem Debüt gelungen. Obwohl die Gitarren von Claudio
Cordero in seinem Heimatland Chile eingespielt wurden, kommt zu keiner
Zeit ein Bruch im Gesamtbild auf. „Wonderland“ ist ein Progalbum, das
ich sehr empfehlen kann. Stephan Schelle, Oktober 2017 |
||||