Tibet - Tibet
(CD) Die Geschichte der deutschen Rockband Tibet geht bis ins Jahr 1972 zurück, in dem Gitarrist Jürgen „Pönsge“ Krutzsch die Band im sauerländischen Werdohl gründete. Zuvor hatte er schon in den 60’er Jahren in einigen Bands seine ersten Meriten verdient. Das Ziel eigene Songs zu spielen stand dann aber bei der Gründung von Tibet klar im Vordergrund. Anfangs stand Rock mit orientalischem Einschlag auf dem Programm und die Musiker nutzten Instrumente wie Sitar, Tablas, Flöte, Geige und Saxophon. |
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In
der Besetzung Jürgen „Pönsge“ Krutzsch (Gitarre), Klaus „Schatz“
Werthmann (Gesang), Detlef „Bertel“ Ballin (Keyboards), Fred
„Teppich“ Teske (Schlagzeug), Dieter „Zechgeige“ Kumpakischkis
(Keyboards) und Karl-Heinz „Zinken“ Hamann (Bass) spielten sie das
selbst betitelte Debütalbum ein. Zur Band gehörte auch noch Wolfgang
„Traudel“ Wilka (Lights). Dieses LineUp tourte zuvor schon sehr
erfolgreich durch Deutschland und Europa. Bei den Aufnahmen zu ihrem
ersten Album hatte sich bereits eine homogene und eingespielte Band
gefunden, was man der Aufnahme auch anhört. Auch
wenn die Musik von Tibet nicht so deutlich von großen Namen der
Progressive Rock-Szene beeinflusst wurde, so blitzen doch an einigen
Stellen Sounds auf, die in Richtung Uriah Heep, Genesis und Yes weisen.
Sie hatten allerdings auch den typisch deutschen Sound, der damals und
heute als Krautrock bezeichnet wurde und an Bands wie Jane, Novalis,
Grobschnitt & Co. erinnert, in ihren Stücken verwurzelt. Tibet hatten
allerdings ihren ganz eignen Sound. Leider löste sich die Band bereits
1980 auf, so dass es bisher bei diesem einen Longplayer blieb. Herrliche,
atmosphärische Sounds zeigt schon der Opener des Albums „Fight Back“.
Eingeleitet durch Keyboards und Gitarre nimmt das Stück von Beginn an
gefangen. Klaus Werthmann hat ein Timbre in der Stimme, das in einigen
Passagen auch an die Rockröhre Inga Rumpf erinnert. Das passt aber ganz
hervorragend zu den rhythmischen und melodiösen Songs. Besonders gut
gefallen mir in diesem ersten Stück die ausufernden Keyboardsoli. Ein
hochmelodischer Song reiht sich an den nächsten und man kann es kaum
glauben dass eine derart gute Band nur ein Album herausgebracht hat. Die
Keyboards am Anfang von „White Ships Ond Icebergs“ kommen in die Nähe
von Genesis, während „Eagles“ in einigen Momenten sehr stark an
Passagen aus Grobschnitt’s „Solar Music“ erinnert, während Orgel
und Gesang in „No More Time“ dann eine Spur nach Novalis klingen. Sireena
Records hatte 2015 das Album schon auf Vinyl wiederveröffentlicht. 1994
erschien es auch erstmals bei Musea auf CD. Am 08.10.2021 kommt das erste
und einzige Album von Tibet nun erneut auf CD heraus. Neben den sieben Stücken
des Originals hat Sireena dieser Ausgabe zwei Bonusstücke hinzugefügt,
die 1978 und 1980 in etwas veränderter Besetzung in Lüdenscheid
entstanden und eingespielt wurden. Der
erste Bonustrack lautet „Too Lazy“ und wird von Elmar Hegemann
gesungen, der auch Keyboards spielt. Ein sanfter atmosphärischer Track.
Beim zweiten Bonustrack „Never Be The Same“ ist kein geringerer als
Pee Wee Bluesgang-Sänger Richard Hagel am Mikro zu hören. Seine rauchige
Stimme passt auch gut in diesen krautigen Song und erinnert gar eine Spur
an Klaus Meine von den Scorpions. Die
Wiederveröffentlichung erscheint in einem vierseitigen Digipack mit zwölfseitigem
Booklet in dem zahlreiche Fotos sowie Linernotes in deutscher Sprache
abgedruckt sind. Eine tolle Scheibe, die in keiner Krautrocksammlung
fehlen sollte. Und die Boni sind darüber hinaus ein Kaufanreiz für alle,
die das Album schon besitzen. Stephan Schelle, September 2021 |
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