Tibet - Tibet
Sireena Records / Broken Silence Distrubition (1979 / 2015)

(7 Stücke, 39:09 Minuten Spielzeit)

Die Geschichte der deutschen Rockband Tibet geht bis ins Jahr 1972 zurück, in dem Gitarrist Jürgen „Pönsge“ Krutzsch die Band im sauerländischen Werdohl gründete. Zuvor hatte er schon in den 60’er Jahren in einigen Bands seine ersten Meriten verdient. Das Ziel eigene Songs zu spielen stand dann aber bei der Gründung von Tibet klar im Vordergrund. Anfangs stand Rock mit orientalischem Einschlag auf dem Programm und die Musiker nutzten Instrumente wie Sitar, Tablas, Flöte, Geige und Saxophon. 


Schnell waren aber die technischen Grenzen erreicht und Krutzsch & Co. kamen auf die im Rock bewährten Instrumente wie Keyboards, Bass, Gitarren und Schlagzeug zurück. 

In der Besetzung Jürgen „Pönsge“ Krutzsch (Gitarre), Klaus „Schatz“ Werthmann (Gesang), Detlef „Bertel“ Ballin (Keyboards), Fred „Teppich“ Teske (Schlagzeug), Dieter „Zechgeige“ Kumpakischkis (Keyboards) und Karl-Heinz „Zinken“ Hamann (Bass) spielten sie das selbst betitelte Debütalbum ein. Zur Band gehörte auch noch Wolfgang „Traudel“ Wilka (Lights). Dieses LineUp tourte zuvor schon sehr erfolgreich durch Deutschland und Europa. Bei den Aufnahmen zu ihrem ersten Album hatte sich bereits eine homogene und eingespielte Band gefunden, was man der Aufnahme auch anhört.

Auch wenn die Musik von Tibet nicht so deutlich von großen Namen der Progressive Rock-Szene beeinflusst wurde, so blitzen doch an einigen Stellen Sounds auf, die in Richtung Uriah Heep, Genesis und Yes weisen. Sie hatten allerdings auch den typisch deutschen Sound, der damals und heute als Krautrock bezeichnet wurde und an Bands wie Jane, Novalis, Grobschnitt & Co. erinnert, in ihren Stücken verwurzelt. Tibet hatten allerdings ihren ganz eignen Sound. Leider löste sich die Band 1980 auf, so dass es bisher bei diesem einen Longplayer blieb.

Herrliche, atmosphärische Sounds zeigt schon der Opener des Albums „Fight Back“. Eingeleitet durch Keyboards und Gitarre nimmt das Stück von Beginn an gefangen. Klaus Werthmann hat ein Timbre in der Stimme, das in einigen Passagen auch an die Rockröhre Inga Rumpf erinnert. Das passt aber ganz hervorragend zu den rhythmischen und melodiösen Songs. Besonders gut gefallen mir in diesem ersten Stück die ausufernden Keyboardsoli.

Ein hochmelodischer Song reiht sich an den nächsten und man kann es kaum glauben dass eine derart gute Band nur ein Album herausgebracht hat. Die Keyboards am Anfang von „White Ships Ond Icebergs“ kommen in die Nähe von Genesis, während „Eagles“ in einigen Momenten sehr stark an Passagen aus Grobschnitt’s „Solar Music“ erinnert, während Orgel und Gesang in „No More Time“ dann eine Spur nach Novalis klingen.

Am 20.02.2015 erschien das Debütalbum der deutschen Rockband Tibet auf farbigem Vinyl (meine Ausgabe war in farblosem Vinyl) bei Sireena Records. Verpackt ist die Scheibe in einem Klappcover, das zahlreiche Fotos enthält. Eine tolle Scheibe, die in keiner Krautrocksammlung fehlen sollte.

Stephan Schelle, März 2015

   

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