Thomas Glönkler - Tiefenland
Weltenblau (2023)
(17 Stücke, 117:49 Minuten Spielzeit)

Der in Freiburg lebende Thomas Glönkler hat 2005 sein Solo-Debütalbum „Auszeit“ und fünf Jahre später, im Jahr 2010 mit „Goldstadt“ ein beeindruckendes Konzeptalbum veröffentlicht. Davor war er in der Band ICU, mit der er in der Zeit von 1993 bis 1997 drei Alben veröffentlichte. 13 Jahre hat es gedauert, bis Glönkler nun den Nachfolger von „Goldstadt“ folgen lässt. Das Album trägt den Titel „Tiefenland“ und ist ebenfalls ein Konzeptalbum geworden. Thematisch geht es dieses mal um die Ungewissheit unseres Ursprungs, unseres Seins und Werdens. Also woher wir kommen, was wir sind und wie wir uns entwickeln.


Das es so lange gedauert hat, liegt auch daran, das Glönkler, im Hauptberuf Lehrer, die Songs komponiert, arrangiert und Gitarren, Bass, Keyboards, Programming, Glockenspiel, Handclaps sowie Backgroundgesang eingespielt hat. Aufgenommen hat er das Album im Zeitraum von 2010 bis 2019 im eigenen Blue World Studio. Unterstützung holte er sich dabei von Alex Hanafi (Gesang) und Butzi Hofmann mit dem er Schlagzeug und Programming aufgenommen hat. Darüber hinaus wirkten noch acht weitere Musiker/innen und der Schulchor der Schlehengäuschule Gechingen bei einzelnen Songs mit.

Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die in der limitierten Erstauflage als DoppelCD mit den 31 Bonustracks in einem sechsseitigen Digipak mit 16seitigem Booklet ausgestattet ist. Das gleichfalls limitierte Doppel-Vinyl im Gatefold-Cover enthält neben dem Downloadcode zwei 12-inch Einleger und ebenfalls die Bonus-CD. Diese beinhaltet Studio-Outtakes, Demo-Versionen von „Tiefenland“-Songs und unverwendetes Material. Nicht wenige davon sind kürzere instrumentale Stücke mit einem ausgesprochen cineastischen Flair. Dies gilt auch für die eigenständige „Island Suite”, die neben dem Album aufgenommen wurde. Sie beschreibt in 11 Minuten verschiedene Landschaften der Insel auf musikalische Art und Weise. Dieser zusätzliche Tonträger zeigt weitere Farben und Facetten in der Musik von Thomas Glönkler auf.

Auf der ersten CD befinden sich neun Stücke, von denen vier in mehrere Teile unterteilt sind, so dass der CD-Player 17 Stücke anzeigt. Gesungen wird, wie schon auf dem Vorgängeralbum in deutscher Sprache. Die Songs sind so geschickt miteinander verbunden, so dass ein kompaktes Album entstanden ist, das sich zu einem Longtrack mausert.

Begonnen wird mit dem recht melancholischen „Nichts ist vorbei“, das mit Pianoklängen startet und in eine sanfte Melodie geführt wird. Man hört auch Kinderstimmen, so dass hier der Eindruck erweckt wird, in die Vergangenheit zu blicken. Die Melodie nimmt Glönkler dann auf und führt sie in einem rockigen, melodischen Part in das folgende Stück „Bis zum Himmel“ anfangs weiter. Das Stück entwickelt sich dann zu einem proggig/poppigen Part.

Das 7:17minütige „Tiefenland“ beginnt mit einer sehr schönen Saxophonpassage und wechselt von einer sehr eingängigen Melodie zu einem proggigen Part. Ein wunderbares Stück mit herrlichen Instrumentalpassagen.

Der erste Part von „Die Stille nach dem Schrei - Dein Leben“ verzaubert mit einer wunderschönen Akustikgitarre. Das geht direkt unter die Haut. Danach wird aber im Art- und Progrock-Stil die Struktur, Melodie und Rhythmik mehrfach in den einzelnen drei Parts gewechselt. Das ist sehr gut gemacht. U2-Charme versprüht dann der zweite Part von „Frei sehn“. Das sind einige Beispiele, da es einfach unmöglich ist, einen Song hervorzuheben, da das Album in sich wirkt. Thomas Glönkler ist damit ein tolles Konzeptwerk gelungen, in das man schnell tief eintauchen kann. Und im abschließenden Part von „Schattenland“ („Leben in dir“) sorgt dann noch der Schulchor der Schlehengäuschule Gechingen für besondere Akzente.

Die Erstauflage enthält – wie oben schon erwähnt – eine BonusCD. Die meisten Stücke der BonusCD weisen Laufzeiten von 0:33 bis zwei Minuten Spielzeit auf. Es sind zum Teil Fragmente und Demoversionen, die zwischen 2007 und 2018 entstanden sind. Einige davon sind nicht verwendet worden. Die letzten elf Stücke mit einer Gesamtlaufzeit von 11:25 Minuten bilden dann die „Island Suite“. Das sind elf musikalische Miniaturen zu isländischen Landschaften, die im Sommer 2014 entstanden sind. Sie bieten gute Ansätze. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass sie weiter ausgebaut worden wären. Dieser Bonus ist jedoch eine schöne Zugabe dieses wertigen Albums. Auch das Artwork und das Booklet sind wieder ausgesprochen gut gelungen.

Thomas Glönkler mit hat seinem dritten Soloalbum „Tiefenland“, das er auf seinem eigenen Label Weltenblau herausgebracht hat, ein wunderbares Konzeptalbum veröffentlicht. Darauf verbindet er in sehr ansprechender Weise Artrock, Prog-Rock, Deutschrock und Popmusik. Darüber hinaus überzeugen auch die Bonus-Disk und das schöne Artwork. Meine Empfehlung: schnell zugreifen.

Stephan Schelle, Oktober 2023

   

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