The Who –
Who’s Next / Life House 1969 veröffentlichten The Who mit „Tommy“ ein grandioses Konzeptalbum, das von da an das Genre der Rock-Oper bestimmen sollte. Danach erschien das Livealbum „Live At Leeds“, dass die Band in bestechender Form präsentierte. Pete Townshend wollte daraufhin ein weiteres Konzeptwerk erstellen, das den Titel „Lifehouse“ tragen sollte. Er hatte bereits zahlreiche Songs, ein Konzept und sogar ein Drehbuch für eine geplante Verfilmung erstellt. |
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Die
Originalstücke, die für „Lifehouse“ komponiert wurden, sind
allerdings bisher unveröffentlicht gewesen. Dies ändert sich am
15.09.2023. An diesem Tag erscheinen beide Alben zusammen in verschiedenen
Versionen. Neben einer DoppelCD wird es diese als CD, 4LP-Set, LP oder
digital geben. Darüber hinaus erscheint eine Super Deluxe Box mit 10CDs
und einer BluRay mit 155 Songs, von denen 89 bisher unveröffentlicht sind
und 57 neu abgemischt wurden. Die Box hat allerdings auch mit knapp 300
Euro ihren Preis. Mir lag zur Besprechung die DoppelCD vor, die in einem
sechsseitigen Papersleeve mit 20seitigem Booklet erscheint. „Who’s
Next“/“Life House“ beschreibt Townshends außergewöhnliche Vision
einer Welt, die von Klimakatastrophen und Umweltverschmutzung heimgesucht
wird und zu einer Einschränkung der persönlichen Freiheit führt, die
der Pandemie-Generation nur allzu vertraut sein wird. Seiner Zeit um
Jahrzehnte voraus, skizziert er detailliert, wie die Bevölkerung durch
den Zugang zu einem Unterhaltungsnetz verführt und betäubt wird, das
durch den Einsatz von Virtual-Reality-Erlebnisanzügen in jedem Haus verfügbar
ist. Damit
besitzt das Werk eine ungeheure Aktualität. In
seiner Einleitung zu den neuen Versionen beschreibt Townshend „Life
House“ als „eine unheilvolle Polemik über die Entwicklung einer
Nation, die von Klimaproblemen und Umweltverschmutzung niedergeschlagen
wird“. Er erklärt dann, wie „eine opportunistische und autokratische
Regierung eine nationale Abriegelung durchsetzt, bei der jeder Mensch an
ein Unterhaltungsnetz angeschlossen wird“. Die Musik selbst wird dann zu
einer unbequemen Ablenkung, „eine sehr reale Ablenkung von der
Unterwerfung der Bevölkerung im Anzug“, mit weitreichenden Folgen.
Lieder, die eine dystopische Welt schildern, in der gesichtslose
Unternehmen unser Leben kontrollieren, mögen damals Fiktion gewesen sein,
heute haben sie eher realistischen Charakter. Der
erste Silberling enthält die Stücke des Originalalbums, die von Jon
Astley neu remastert wurden. „Who’s Next“ war ein grandioses
Studioalbum, das Klassiker wie „Baba O’Riley“, „Behind Blue
Eyes“ oder „Won’t Get Fooled Again“ enthielt. Dieses Album darf
damit in keiner guten Rocksammlung fehlen. Die
zweite CD enthält als Bonus Sieben Demoversionen, von denen drei Stücke
schon auf der 1995’er remasterten
Ausgabe enthalten waren sowie fünf Livemitschnitte aus dem Jahr 1971. Die
aufgenommenen Demoversionen sind klanglich hervorragend gemastert worden
und enthalten auch Stimmen aus dem Studio. Unter den Demos finden sich
Perlen wie „Getting In Tune“ oder „Too Much Of Anything“. Am
Ende der CD finden sich dann die Live mitgeschnittenen Songs „Time Is
Passing“ und „Bargain“, die beim Konzert im Londoner Young Vic
Theatre am 26.04.1971 aufgenommen wurden. Danach folgen noch „My
Wife“, „Baba O’Riley“ und „Won’t Get Fooled Again“, die beim
Konzert am 13.12.1971 im Civic Auditorium in San Francisco mitgeschnitten
wurden. Highlights sind hier die druckvollen Versionen von „Baba
O’Riley“ und „Won’t Get Fooled Again“. Wer
also seinen Geldbeutel etwas schonen möchte, der kann auf die DoppelCD
„Who’s Next / Life House“ zurückgreifen. Neben dem neu remasterten
Album von „Who’s Next“ bekommt man Demoversionen und Liveversionen
geboten. Eine lohnende Anschaffung, denn allein das Album „Who’s
Next“ ist ein Must have. Stephan Schelle, September 2023 |
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