The Shadow Theory – Behind The Black Veil

The Shadow Theory – Behind The Black Veil
insideout music (2010)
(11 Stücke, 57:24 Minuten Spielzeit)

Mit The Shadow Theory betritt eine neue Band die Bühne des Progmetal. Aber handelt es sich wirklich um neue Musiker? Wenn man sich die Besetzungsliste etwas genauer anschaut, dann wird man doch einige bekannte Namen entdecken. Zunächst wäre da der Kopf der Band, Devon Graves, der mit seinen Bands Psychotic Waltz und Deadsoul Tribe bereits Erfolge feierte.


Da die Zusammenstellung der Band recht interessant ist, kommt hier nun der Pressetext: Unterwegs auf Tour traf Devon auf eine Menge Musiker die mit ihrem Talent wirklich aus der Menge hervorstachen. Eines Tages fragte er sich: „Wie wäre es wohl, in einer Band zu spielen, die wirklich nur aus den besten Musikern besteht, die ich je kennen gelernt habe?“ Diese Frage stellte Devon sich das erste Mal, als Deadsoul Tribe die deutsche Prog-Thrash Metal Band Complex 7 als Support im Gepäck hatten. Ihr Gitarrist war damals Arne Schuppner. Seine Art zu spielen haute Devon wirklich um. Massiv, stark und originell. Bei seiner Performance war außergewöhnlich viel Herzblut zu spüren. Genau das ist das wichtige Kriterium, dass meiner Ansicht nach viele Prog Metaller einfach nicht erfüllen. Bei manchen der besten Musiker auf Platte spürt man live einfach kein Herzblut, keine Leidenschaft.

Arne hatte all das und sollte schon bald einen Anruf von Devon kriegen. Später im selben Jahr hatte Devon das einzigartige Vergnügen die Band Dial aufnehmen und produzieren zu dürfen, welche kürzlich von Kris Gildenlöw mit seiner reizenden Frau Liselotte gegründet wurde, nachdem er nach langer Zeit die Band Pain Of Salvation verlassen hatte. Während der Aufnahmen war Devon immer und immer wieder beeindruckt von Kris Bass-Künsten und besonders von seiner Präzision dabei, obwohl er einen bundlosen Bass spielte. Genauso beeindruckt war Devon von Kris’ Fertigkeiten am Piano, an der Akustik Gitarre und überhaupt von seinem gesamten Kompositionstalent. Da er dazu auch noch ein guter Sänger ist, sah ihn Devon als die perfekte Besetzung und musste ihn einfach fragen, ob er zusätzlich bei seiner neuen Band mit einsteigen möchte. Er willigte ein.

Das nächste Mal als Devon dasselbe Gefühl bekam, war er als Support mit Threshold unterwegs. Johanne James ist ganz klar einer der fesselsten Schlagzeuger die er je gesehen hat. Johannes kraftvollem und dabei fehlerfreiem Spiel konnte nur durch seine hypnotisierende Bühnenpräsenz gerecht werden. Nach der Tour kontaktierte Devon ihn um über eine Zusammenarbeit zu reden. Zu der Zeit war Johanne aber zu beschäftigt und musste sein Angebot ablehnen. Glücklicherweise sind zwischen der Vision von dieser Band und ihrer tatsächlichen Gründung aber ein paar Jahre verstrichen. Devon entschloss sich also dazu, ihn noch einmal zu fragen. Diesmal sagte Johanne JA.

Die letzte entscheidende Frage hatte Devon jedoch schon die ganze Zeit im Hinterkopf. Sollte es einen Keyboarder geben oder nicht? Diese Frage hat sich allerdings durch eine Email eines „Fans von Deadsoul Tribe und besonders von Psychotic Waltz“ selbst beantwortet. Sie lautete:“…Ich bin Demi Scott, Keyboarder und professioneller Musiker aus Griechenland. Ich bin so was von fertig mit dem Musikgeschäft, dass ich kurz davor bin, den ganzen Mist einfach hinzuschmeißen. Weil ich deine Arbeit über die Jahre immer verehrt habe, habe ich mich dazu entschlossen, dich um Rat zu fragen.“

The Shadow Theory waren geboren und mit dem LineUp Devon Graves (Gesang, Flöte), Demi Scott (Keyboards), Arne Schuppner (Gitarre), Kristoffer Gildenlöw (Bass) und Johanne James (Schlagzeug) wurde der Erstling „Behind The Black Veil“ eingespielt, der Mitte November 2010, nach vier Jahren Produktion, veröffentlicht wird.

Geboten wird auf dem Album eine Mixtur aus Thrash, Psychedelic- und Symphonic Metal, die mit Folk und Prog-Rock Klängen verknüpft werden. Devons bisher erstes „Konzeptalbum“ erzählt die Horrorgeschichte von einem Mann, der von einem Albtraum in den nächsten und wieder nächsten Traum erwacht, bis sich schließlich Traum und Wirklichkeit miteinander vermischen…falls er überhaupt jemals tatsächlich geträumt haben sollte.

Die Band startet mit „ I Open Up My Eyes” zunächst recht verhalten mit Windrauschen und einigen Pianotupfern. Doch bereits nach nur 45 Sekunden weist eine breite Gitarrenseite den Weg in die Musik von The Shadow Theory. Dieser erste Track bietet breite Gitarrenwände und Progressiverock-Anklänge. Devon’s Flötenspiel bringt ein gewisses Ian Anderson-Flair in die Musik, die in diesem ersten Stück teils recht düster klingt.

„The Sound of Flies“ startet als zarte Ballade, doch bei The Shadow Theory bleibt nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint und so wird dann die Stimmung von sägenden Gitarrenläufen durchbrochen. Und genau in dieser Form geht es auf dem Album weiter. „Ghostride“ besticht zunächst durch eine tolle Melodie auf der Akustikgitarre, bei der die Band im Satzgesang eine sanfte Stimmung erzeugt. Nach etwas mehr als anderthalb Minuten übernehmen dann druckvolle Metalgitarren und ein treibendes Schlagzeug das Ruder.

Einen Song aus dem Album hervorzuheben fällt schwer, denn es wird eine dichte Stimmung über die volle Länge erzeugt. Vielleicht muss man doch den einzigen Nicht-Metal-Song „Selebrate“ nennen, der wirklich gut ins Ohr geht und recht proggig wirkt. Tolles Stück, das ganz ohne Härte auskommt. Und auch „The Black Cradle“ kann durch eine tolle Melodie überzeugen, mit der die Band im Fahrwasser von AOR schippert. Der abschließende Longtrack „A Symphony of Shadows“ mutet wie das „Bohemian Rhapsody“ des Metal an. Das Stück klingt durch seine vielen Breaks und Stilwechsel wie eine Theateraufführung.

Wer Psychotic Waltz und Deadsoul Tribe mochte, der wird sehnsüchtig auf dieses neue Lebenszeichen von Devon Graves gewartet haben und wird auch nicht enttäuscht. Die Band baut in ihren Stücken eine beängstigende und fesselnde Stimmung auf, ohne auf Melodien zu verzichten. Tolles Werk.

Stephan Schelle, Oktober 2010

   

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