The Reasoning - Awakening
Comet Music (2007)
(8 Stücke, 48:55 Minuten Spielzeit)

Aus England stammt die Prog-Rockband The Reasoning, über die ich auch per myspace.com gestolpert bin. Was zunächst ins Auge springt, ist das sehr schöne Cover des Debütalbums „Awakening“, das dann auch noch einen Aufkleber trägt, auf dem der Hinweis angebracht ist, dass ein gewisser Steve Rothery als Gastmusiker fungiert. Wer war das noch gleich? Klar, es handelt sich um keinen geringeren als den Gitarristen von Marillion.

Aber Rachel Jones (Gesang und Perkussion), Dylan Thompson (Gesang und Gitarren), Matthew Cohen (Bass), Gareth Jones (Gesang und Keyboards), Lee Wright (Gitarren) und Vinden Wylde (Schlagzeug) brauchen sich eigentlich nicht mit dem Namen des bekannten Gitarristen schmücken, denn ihre Musik enthält genug eigene Substanz, die einen Kauf des Albums für Freunde guter Progmusik mit Melodic-Rock-Einschlag rechtfertigen. Im Oktober 2005 formierte sich die Band, nachdem Matthew Cohen die Progband Magenta (auch kein ubekannter Name) verließ.

Schon der erste Song (das Titelstück) bringt den englischen Sechser in das Umfeld von Arena, denn vom Rhythmus her liegt es meiner Auffassung nach auf der gleichen Wellenlänge wie „Witch Hunt“, wenn auch wesentlich sanfter und von der Melodie völlig anders. Besonders gut gefällt mir schon hier der mehrstimmige Gesang, der die Stücke von The Reasoning um mindestens eine Stufe aufwertet.

„Chasing Rainbows“ hat von der Gitarre her eine gewisse Nähe zu Pink Floyds „The Wall“. Doch schnell ändert sich der Track zu einer echten Melodic-Rock-Nummer, die wieder richtig unter die Haut geht, aber auch ihre raueren Passagen hat. „Playing The Game“ ist so ein Song, bei dem man einfach die Beine nicht ruhig halten kann und der u. a. von einer Pianolinie getragen wird.

„Sacred Shape“ hat was folkiges, aber auch proggiges. Es entwickelt sich ein sehr schönes gesangliches Zwiegespräch zwischen Rachel und einem ihrer Mitstreiter. Bei „Fallen Angels“ liegt Rachels Stimme in der Nähe von Maggie Reilly, was hier sehr gut passt. Im abschließenden „Within Cold Glass“ kommt dann Steve als Gastgitarrist zum Einsatz. Doch zu Beginn erklingt erst einmal ein Geigensound, der ein etwas folkloristisches Element in den Titel bringt. In der zweiten Hälfte ist dann ein Gitarrensolo zu hören, dass wahrscheinlich von Steve stammt.

„Awakening“ von The Reasoning ist eine echte Entdeckung, die noch lange ihre Runden in meinem Player drehen wird. Das Material macht richtig Spaß und schreit förmlich nach einer Livepräsentation. Für Marillion-Fans ist das Album schon wegen der Mitwirkung von Steve Rothery interessant. Und allen anderen Prog- / Melodic-Rock-Liebhabern kann ich dieses Album auch nur wärmstens ans Herz legen. Wer neugierig geworden ist, sollte sich mal über die Seite http://www.myspace.com/thereasoninguk einige Hörproben gönnen.

Stephan Schelle, Januar 2008