The Custodian – Necessary Wasted Time

The Custodian – Necessary Wasted Time
The Lazer’s Edge / Alive! (2013)
(8 Stücke, 49:26 Minuten Spielzeit)

Mit „Necessary Wasted Time“ bringt die britische Progressive-Rockband The Custodian ihr Debütalbum auf den Markt. Gründer dieser neuen Formation ist Richard Thompson (Schlagzeug, Gesang, Synthesizer), der einigen Rockfreunden auch als Sänger der Progressive Metal Band Xerath bekannt sein könnte. Neben ihm wirken bei der Produkltion noch Michael Pitman (Bass, Gesang), Owain Williams (Leadgitarre) und Nariman Poushin (Akustikgitarre) mit.


Richard Thompson sagt selbst zum Debütalbum seiner neuen Band: „Ich mag so viele verschiedene Arten von Musik, dass es auf der Hand lag, dass ich etwas machen musste, was nicht in das Konzept meiner anderen Band passt. Ich hatte schon immer ein Faible für die progressive Musik der 70er Jahre und wollte etwas in der Richtung kreieren, aber mit einem modernen Touch.“

Und in der Tat verbinden die acht Stücke Nostalgie und Moderne. Die Instrumentalparts sind vordergründig, die Gesangsstimmen werden akzentuiert eingesetzt. Dass sich Thompson auch für die Musik der Progrocker von Yes interessiert, ist der Produktion deutlich zu entnehmen, denn ein ums andere Mal werden Sounds geboten, die an das Progschlachtschiff erinnern.

Sehr schön harmonieren in den einzelnen Stücken akustische und elektrische Instrumente und geben der Musik ein ganz besonderes Flair. Das zeigt sich beispielsweise schon im Opener „The Man Out Of Time“, bei dem die Harmonien nur so durch den Raum fliegen. Ein locker/leichter Einstieg mit proggigen Mustern, der schon mal Appetit auf mehr macht. In einer ersten Rezi wurde der Begriff „atmospheric prog rock“ kreiert, der meiner Meinung nach sehr gut passt. Die Stimmen werden in diesenm ersten Stück zum einen wie Instrumente, zum anderen als erzählerisches Moment eingesetzt, was die Atmosphäre noch weiter verdichtet.

„Stop Walking“ erinnert darüber hinaus auch an Produktionen von Anthony Phillips oder Gordon Giltrap, was in erster Linie an der filigranen Gitarrenarbeit liegt. Und in diese Atmosphäre mischen die vier Musiker dann noch weitere Stilmittel. Mit „Other People’s Lives“ kommt dann ein erster Longtrack, der es auf sieben Minuten bringt. In diesem Stück verarbeiten sie Progtypische Elemente und bauen auch Wendungen ein. „Persona“ geht dann wiederum gut ins Ohr, auch wenn die Struktur einige komplexe Formen aufweist und das Gitarrensolo von Owain sehr proggig klingt.

„Things We Tell Ourselves“ und das abschließende Titelstück sind wieder zwei Longtracks mit mehr als acht Minuten Spielzeit. Und auch „The Sun Is God“ geht mit mehr als sieben Minuten als Longtrack durch. In diesen Stücken entwickelt sich die Musik langsam. Vor allem das wunderbare „The Sun Is God“ kommt sehr atmosphärisch rüber und lädt zum Träumen ein. Und das Titelstück hat hypnotische Momente. Dazwischen haben sie noch das nicht ganz vierminütige „Departure“ gesetzt, das mit Samples von einem Flughafen beginnt und in die Richtung von Anthony Phillips oder Steve Hackett weist.

Mit „Necessary Wastet Time“ ist der britischen Formation The Custodian ein wirklich gutes Debüt gelungen. Wer auf komplexen Progrock mit Ähnlichkeiten zu Bands wie Yes steht, der sollte hier unbedingt reinhören. Mich haben sie mit dem Album jedenfalls überzeugt.

Stephan Schelle, Juni 2013

   

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