The Black Cat’s Eye – The Empty Space Between A Seamount And Shock-Headed Julia
Tonzonen Records / Soulfood (2023)

(5 Stücke, 40:07 Minuten Spielzeit)

The Black Cat’s Eye ist ein Rock-Quintett aus Frankfurt am Main. Es besteht aus Christian Blaser (E- und Akustikgitarren, Gesang, Keyboards), Wolfgang Schönecker (E- und Akustikgitarren), Steffen Ahrens (Gitarre, Guitar-Noises), Jens Cappel (Bass) und Stefan Schulz-Anker (Schlagzeug, Percussion). In dieser Besetzung sowie mit den Gästen Walter Dorn (Flöte) und Lucie Cerveny (Backgroundgesang) haben sie ihr Debütalbum eingespielt. 


Das Album trägt den ungewöhnlichen Titel „The Empty Space Between A Seamount And Shock-Headed Julia“ und erscheint am 24.03.2023. Musikalisch knüpft die Band, die bereits 2018 gegründet wurde, direkt an die 60er und 70er Jahre an - die große Zeit des Psychedelic-Rock.

Das fünfköpfige Musikerkollektiv nähert sich ihren Songs mit großer Experimentierfreude. Das Ergebnis ist eine Welt aus Klanglandschaften, in die man komplett eintauchen kann. Zeit spielt hier keine Rolle, weshalb ein einziges Stück auch mal 13 Minuten dauern kann. Die Band kommentiert: „Unsere Musik beschreibt keine konkreten Vorgänge und ist nicht von solchen inspiriert. Sie soll und kann für sich selbst stehen. Wenn unsere Hörer durch den Klang der Musik zu eigenen Phantasiereisen angeregt werden, wenn Filme, Landschaften und Atmosphären in ihrem Kopf entstehen, Landschaften und Atmosphären vor ihrem geistigen Auge entstehen, dann hat die Musik ihre bestmögliche Wirkung entfaltet.“

Eine Besonderheit der Band: der Einsatz von drei Gitarren, die nicht primär als brachiale Klangwand eingesetzt werden, sondern als komplexe Einzelstimmen, die sich gegenseitig befeuern und in ungeahnte Höhen schrauben. Die Band erzählt: „Natürlich enthalten die Stücke Raum für Improvisationen. Der größte Teil der Musik ist jedoch ziemlich genau geplant, um gezielt Spannung und Entspannung zu erzeugen und sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Deshalb ist The Black Cat’s Eye nie eine Jam-Band gewesen. Der größte Teil der Musik ist sehr genau choreographiert und arrangiert.“

Die CD erscheint in einem sechsseitigen Digipak und enthält fünf Stücke von denen gleich der Opener „Kill The Sun And The Moon And The Stars“ es auf 20:15 Minuten Spielzeit bringt. Und in diesem Stück zeigt sich schon, was die Band oben bereits erwähnt hat. Herrlich atmosphärisch beginnt das Stück. Zunächst noch recht elektronisch verbinden sich die Gitarren und lassen eine floydige Stimmung aufkommen. Das hat eine Strahlkraft wie Pink Floyds „Meddle“, besitzt aber ein bisschen mehr Biss. Spätestens ab Minute 6:20 ist dann der Floyd-Kosmos völlig eingenommen. Im letzten Viertel wird es dann rhythmischer und dynamischer. The Black Cat’s Eye nehmen den Stil der Briten auf und machen daraus etwas gänzlich Neues und doch Vertrautes. Wer Pink Floyd in der Phase „Meddle“ bis „Wish You Were Here“ mag, der wird dieses Stück lieben.

Das nächste Stück geht dann in eine ganz andere Richtung. Hier rocken die Fünf dann mächtig los. Das hat zwar auch eine Spur Psychedelic, doch die Jungs lassen hier mal so richtig den Punk von der Leine. Sie spielen aber auch mit unterschiedlicher Dynamik. Folkig wird es dann mit Akustikgitarre und Gastflötist Walter Dorn im „Winter Song“. Hier wandelt die Band in der Schnittmenge aus Yes und Steve Hackett.

Im 5:23minütigen „In My Dreams The Wind Chases Away The Clouds“ geht es rockig und spacig zu. In das Stück haben die Frankfurter auch noch eine Prise Postrock eingewoben. Ein klasse Stück. Den Abschluss bildet dann das 5:30minütige „Lostlostlostlostlostlostlostlost“, bei dem Gastsängerin Lucie Cerveny im Hintergrund agiert. Ein treibender Song, der wieder eine melodische Punkattitüde besitzt.

Gemastert wurde das Album von der Krautrock-Legende und Mastering-Ikone Eroc, der schon unzählige Indie-, Psychedelic- und Neo-Krautrock-Veröffentlichungen veredelt hat. Da ist es kein Wunder, das beim Sound keine Wünsche übrig bleiben.

Auch wenn das Debütalbum von The Black Cat’s Eye den sperrigen Titel „The Empty Space Between A Seamount And Shock-Headed Julia“ besitzt, so zeigt sich die Musik auf dem Album von seiner sehr eingängigen Art. Die Frankfurter Band pendelt dabei sehr gekonnt zwischen proggigen, artrockigen, spacerockigen und sogar leicht punkigen Stilen. Ein klasse Debüt, das hoffentlich in naher Zukunft eine Fortsetzung findet.

Stephan Schelle, März 2023

   

CD-Kritiken-Menue