The Black Cats Eyes – Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects
Tonzonen Records / Cargo (2025)

(6 Stücke, 41:54 Minuten Spielzeit)

Das aus Frankfurt am Main stammende Rock-Quintett The Black Cats Eyes hatte im Jahr 2023 mit „The Empty Space Between A Seamount And Shock Headed Julia“ ein beeindruckendes Debütalbum veröffentlicht. Am 31.10.2025 legen sie nun ihren zweiten Longplayer nach. Wie schon beim Debüt haben sie auch dieses Mal mit „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“ einen langen und recht sperrigen Titel gewählt.


Die Besetzung ist zum Debüt unverändert geblieben und besteht aus Christian Blaser (Lead-E-Gitarren, Keyboards), Wolfgang Schönecker (E- und Akustikgitarren), Steffen Ahrens (E-Gitarre), Jens Cappel (Bass, Keyboards, Gesang) und Stefan Schulz-Anker (Schlagzeug, Percussion).

Hier zunächst einige Infos aus dem Pressetext: Erneut bewegt sich die Band im Grenzbereich zwischen Psychedelic Rock, Krautrock und Post-Rock. Ihr Sound oszilliert zwischen hypnotischem Drive, verträumten Gitarrenklängen und dynamischen Spannungsbögen. Das Album besteht aus sechs Tracks, von denen jeder eine fünf- bis zehnminütige Klangreise darstellt. Bemerkenswert ist, dass zwei Bandmitglieder zum Songwriting beigetragen haben: Neben Gitarrist und Bandgründer Christian Blaser hat Bassist Jens Cappel die Hälfte des Materials geschrieben. Sein kraftvoller, direkter Stil ergänzt Blasers atmosphärischen Ansatz perfekt. Blaser kommentiert: „Auf dem Debüt habe ich alle Songs geschrieben. Als Gründer der Band lag mein Fokus zunächst darauf, eine musikalische Vision und Richtung festzulegen. Jens war zu diesem Zeitpunkt noch nicht so stark in den kreativen Prozess involviert, obwohl er ein außerordentlich talentierter und produktiver Musiker ist. Er veröffentlicht regelmäßig exzellente Musik auf den Bandcamp-Seiten seiner eigenen Projekte, wie zum Beispiel The Black Black Paint. Als es an der Zeit war, neues Material für das zweite Album zu schreiben, brachte Jens einige wirklich fantastische Demos mit.“ Stilistisch verbindet das neue Album – wie sein Vorgänger – klassische Einflüsse der 70er Jahre mit zeitgenössischem Rock. Man hört Anklänge an Can, Motorpsycho, Neu!, Indie- und Stoner-Rock, zusammen mit Verweisen auf David Gilmours Gitarrenästhetik. Die Musik ist instrumental, mit einer Ausnahme: Jens Cappel singt den letzten Track, „The Magic Ballon“.

Der Titel des Albums – „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“ – ist ebenso rätselhaft wie der ihres ersten Albums. Blaser erklärt: „Der Titel wurde von einem faszinierenden Konzept aus der amerikanischen Fernsehserie Westworld inspiriert. In der Serie sind humanoide Roboter mit Gefühlen und Träumen programmiert. Aber je menschlicher sie werden, desto mehr geraten sie außer Kontrolle – also beginnen die Programmierer, den von ihnen geschriebenen Quellcode zu analysieren und suchen mit Hilfe von Computerprogrammen nach Fehlern in künstlichen Gedanken, Gefühlen und Träumen. Übertragen auf unsere Realität ist der Titel ironisch gemeint. Unsere moderne Technologie vermittelt uns die Illusion, dass wir jeden Aspekt des Lebens vollständig kontrollieren können. Selbstoptimierung und die Kommodifizierung des Selbst werden zu den höchsten Zielen. Aber es ist eine falsche Illusion – wir sind nur winzige Fragmente eines größeren Ganzen, das wir nicht begreifen können. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was kann Kunst zu unserer Wahrnehmung der Welt beitragen? Welche Bedeutung hat es, sich durch Musik auszudrücken? Durch Technologie, Mathematik, Physik und reine Vernunft kommen wir dem Wunder des Lebens oder dem Sinn der Existenz nicht wirklich näher. Was bleibt, sind Rituale, Beschwörungen, Ekstase. Musik, Tanz, Malerei, Geschichten – sie offenbaren für einen Moment den Kern des Lebens, richten unsere Verbindung zu ihm neu aus und verbinden uns mit dem Universum.“

Die CD erscheint in einem sechsseitigen Digipak, das allerdings nur wenige Informationen bereit hält. Gemastert wurde das Album von Eroc, was für den hervorragenden Klang spricht.

Das Album, das bis auf das letzte Stück rein instrumental gehalten ist, beginnt mit dem etwas mehr als zehnminütigen „Hell Bent For Sæther“, das auch zugleich das längste Stück des Albums ist. Der Titel ist eine Abwandlung von Judas Priest’s Song „Hell Bent For Leather“ (vom 1978’er Album „Killing Machine“), bei dem das letzte Wort durch den Nachnamen des Motorpsychobassisten Bent Sæther ersetzt wurde. Eine E-Gitarren-Melodie leitet in das Stück ein, das nach wenigen Momenten durch weitere Gitarren ergänzt wird und so zunächst in Richtung Wishbone Ash & Co. weist. Es kommen aber auch proggige sowie Postrock-Klänge auf. Der treibende Rhythmus bringt das Stück darüber hinaus stetig nach vorn. Das besitzt eine hypnotische Wirkung. Ab der Mitte wird es dann ein wenig rockiger und die Band scheint sich in einer Jam-Ekstase zu befinden. Ein mitreißendes Stück.

Sanfter beginnt dann das zweite Stück „The Walls Of Crystal Keep“. Hier bietet die Band atmosphärischen Artrock mit leichter Pink Floyd-Note. Die Leadgitarre von Christian Blaser, die von Keyboards, Bass und Schlagwerk dezent unterstützt wird, geht direkt unter die Haut.

„Unicorn“ beginnt recht ruhig, doch der Schein trügt. Schnell wechselt die Band in einen treibenden Postrock artigen Part. „Sternenfels Space Gate“ klingt zunächst nach Spacerock, der ein wenig an Hawkwind erinnert. Doch schnell entwickelt der Track mehr Druck und geht durch die E-Gitarre wieder eher in Richtung Postrock.

Der zweite Longtrack, „Everywhere I Rest My Head The Ground Is Shifting“, beginnt recht elektronisch. Dann setzt ein sehr markanter Schlagzeugrhythmus ein und wird durch atmosphärische Gitarren ergänzt. Die Band erzeugt damit wieder eine hypnotische Wirkung, bei der man aus dem Hier und Jetzt gebeamt wird.

An das Ende hat die Band dann den Song „The Magic Balloon“ gestellt, der von Jens Cappel gesungen wird. Akustikgitarre und die leicht verfremdete Stimme besitzen eine psychedelische Note, die auch wieder an Pink Floyd & Co. erinnert. Zum Ende hin erhöht die Band dann im instrumentalen Teil die Dynamik.

The Black Cats Eye machen auf ihrem zweiten Longplayer „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“ da weiter, wo sie auf dem Debüt aufgehört haben. Ihr Zweitwerk hält die hohe Qualität des Erstlings und verströmt ein ums andere mal eine hypnotische Wirkung.

Stephan Schelle, November 2025

   

CD-Kritiken-Menue