Taurus & Pisces - Inertia

Taurus & Pisces - Inertia
TP / Just For Kicks Music (2010)
(9 Stücke, 52:44 Minuten Spielzeit)

Mit Taurus & Pisces betritt eine weitere Band aus den Niederlanden die Bühne des Art- und Progressive-Rocks. Das Projekt besteht aus den beiden Musikern Peter Everts (aka Taurus) und Gert Bruins (aka Pisces). Obwohl die Freundschaft der beiden bereits bis ins Jahr 1985 zurückreicht, hat sich ihre musikalische Zusammenarbeit erst 2003 ergeben. Dabei ist Peter kein Neuling an den Instrumenten, denn er spielte in der Zeit zwischen 1978 und 1990 in verschiedenen Bands.


Beide Musiker haben unterschiedliche Einflüsse darunter finden sich aber so illustre Namen wie Genesis, Pink Floyd, Gentle Giant, Camel, CSN&Y, Todd Rundgren, Steely Dan, Porcupine Tree, Tool, Spock’s Beard, Rush, und Japan. Eine Menge an unterschiedlichen Idolen, die sie da aufzählen.

Das Album „Inertia“ kommt im sechsseitigen Digipack daher, das allerdings nur spärliche Informationen bereithält. So scheint das Album bereits 2008 erstmals in Eigenregie veröffentlicht worden zu sein, im März 2010 wird es nun aber auch von Just For Kicks als Distributor einer größeren Hörerschaft geöffnet.

Recht symphonisch mit reichlich Keyboards beginnt die CD mit dem achtminütigen Stück „Things Can Turn“. Das klingt zunächst nach Retroprog und gemäßigtem AOR. Einige härtere Gitarrenriffs sollen diesem Stück anscheinend eine Portion Druck verleihen, doch wirken sie wie mit Handbremse gespielt und in dem harmonischen Gesangsteil eher deplaziert. Passender ist da schon die ethnische Perkussion die sich an einigen Stellen aus dem Song schält.

Recht experimentell wirkt „Mirror Images“ in seinen ersten Momenten (Rhythmus und Sound), entwickelt dann aber eine Harmonielinie nach gut 35 Sekunden. Schmusehaft kommt der Song nun aus den Boxen. Das ist schon recht kommerziell und hat hier wenig mit Progressive Rock zu tun, denn es kommen schon gewisse Pop-Elemente ans Licht. Allerdings muss ich sagen, dass der Song schon gut ins Ohr geht. Nur hätte man sich hier auch die Hardrockgitarre sparen können. „Borderline“ enthält mehrstimmigen Gesang, der mich in Nuancen an die Pet Shop Boys erinnert.

„Schooldays“ sticht so ein bisschen heraus, da es in einer Singer/Songwriter-Manier mit beatleskem Anstrich aufwarten kann. Vielleicht der beste Song des Albums. Etwas Neoproggig wird es dann bei dem Instrumental „1976“, das zwischen Yes und Steve Hackett wandelt ohne ansatzweise deren Klasse zu erreichen. „Politics“ wirkt wie eine Porcupine Tree-Ballade, die aber ebenfalls nicht das Vorbild erreicht. Die Hardrock-Gitarren sind auch hier – für meine Geschmack – deplaziert.

Mit „Inertia“ haben Taurus & Pisces ein nettes Album herausgebracht, das keinem weh tun will, so wirkt es zumindest auf mich. Die Musik ist von Harmonielinien beseelt, das macht die CD ein wenig beliebig, obwohl sie nicht wirklich schlecht ist. Sie ist jetzt nicht gerade filigran, aber geht doch gut ins Ohr. Allerdings sind die Melodien nicht so ausgefallen, dass sie nach dem Hördurchgang hängen bleiben. Als Freund von harmonischem Prog kann man aber ein Ohr riskieren.

Stephan Schelle, Mai 2010

   

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