The Ancestry Program – Of Silent Mammalia Part II
Progressive Promotion Records (2023)
(10 Stücke, 65:54 Minuten Spielzeit)

The Ancestry Program, kurz TAP, das sind Ben Knabe (Lead-Gesang, Lapsteel-Gitarre), Mani Gruber (Gitarre, Gesang), Mike Voglmeier (Gitarre, Gesang), Marco Osmajic (Bass), Thomas Burlefinger (Keyboards, Gesang) und Andy Lind (Schlagzeug, Gesang). Bereits mit ihrer zweiten Veröffentlichung machten sie sich auf die Suche nach ihrem Opus Magnum, dem ersten Teil von „Mysticeti Ambassadors“. Der 2. und letzte Teil „...Of Silent Mammalia“ sollte im Herbst 2022 veröffentlicht werden. Aber der enorme Erfolg, kombiniert mit dem gesteigerten Ehrgeiz, das bestmögliche Album in jeder Hinsicht zu schaffen, vom Songwriting über das Arrangement bis hin zur Produktion, machte es unmöglich, diesen Termin einzuhalten. 


Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, musste der Gesamtsound angepasst werden. Die Hauptband besteht nun aus sechs Mitgliedern, wobei eine weitere Gitarre hinzukam. Und es wurden viel mehr Instrumente in den Mix aufgenommen: Saxophon und Bläser, Geige und mehr Streicher... Das Ergebnis war, dass das Veröffentlichungsdatum nach hinten verschoben wurde, aber nun endlich, mehr als ein halbes Jahr später, ist das fertige Produkt am 14. Juli erschienen.

Das lose Konzept des Albums folgt den Bartenwalen aus Teil 1, die erkennen, dass es ihre Aufgabe ist, den Planeten zu retten, da keine andere Spezies dazu in der Lage - oder Willens - zu sein scheint. Dazwischen gibt es Songs, die sich mit verschiedenen Aspekten des modernen Lebens beschäftigen. Die Geschichte endet mit einem Happy End, aber das bleibt letztlich dem Auge, oder besser dem Ohr des Betrachters überlassen.

Zehn Songs sind es geworden, die auf dem mehr als einstündigen Album Platz finden. Eingespielt wurde das Album von der obigen Stammmannschaft sowie einigen Gastmusikern/innen.

Die CD erscheint in einem achtseitigen Papersleeve und enthält darüber hinaus ein 16seitiges Booklet mit allen Songtexten und Bandfotos. Das Booklet ist in der gleichen Art wie „Mysticeti Ambassadors Part I“ gehalten und ist daher leicht zu verwechseln. Hier wäre wahrscheinlich eine andere Farbgebung sinnvoller gewesen um den potenziellen Käufern zu signalisieren, dass es ein anderes Album ist. Legt man allerdings die beiden Cover direkt nebeneinander, so ergibt sich ein komplettes, übergangsloses Bild, was wiederum eine tolle Idee ist.


Beide Alben nebeneinander gelegt ergeben dieses Bild

Die Band macht auf dem hohen Qualitätsstandard weiter, in dem sie auf „Mysticeti Ambassadors Part I“ aufgehört hat. Sie bietet Songs mit eingängigen Melodien, tollen Soli und vertrackten Passagen.

Begonnen wird mit dem 2:15minütigen „Mysticeti Ambassadors ...“. Der Track beginnt mit einigen Klängen, mit denen der letzte Song von „Mysticeti Ambassadors Part I“ („Diamond Ring“) aufgehört hat und schließt so direkt an den Vorgänger an. Insgesamt versprüht der Song eine Spur Pink Floyd-Flair, ist aber druckvoller angelegt.

Danach folgen, beginnend mit dem 7:09minütigen „Path Of Inspiration“ mehrere Longtracks. In diesem Song, der mit einem markanten Basslauf und Orgel beginnt, kommen nach wenigen Momenten jazzige Bläsersätze auf. Dieser Track ist dann auch etwas jazziger, druckvoller und vertrackter angelegt. Vor allem in den mehrstimmigen Gesangsparts kommen herrliche Harmonien auf.

Proggig mit leicht crimsonesken Einschüben wird es dann im 7:31minütigen „Pangreta’s Box“. Im letzten Viertel geht dann bei den Musikern auch so richtig die Post ab. Bluesig beginnt dann das 7:56minütige „War Is Over“. Das Stück entwickelt sich aber schnell in eine andere Richtung und so treten schnell die druckvollen, proggigen Parts in den Vordergrund. Ein sehr melodischer Track, der auch eine Prise Canterbury-Stil beinhaltet. Besondere Akzente setzt hier auch Petra Amsareiter an ihrer Violine. Und es kommen hier einige Retro artige Sounds auf, wie beispielsweise das Orgelspiel von Thomas Burlefinger, das an den 70’er Jahre-Rock erinnert. Ein klasse Song.

Elektronisch (mit Klängen wie unter Wasser aufgenommen), proggig und hymnisch zeigt sich dann das wunderbare, 8:46minütige „Maria’s Smile“. Der Song wirkt als schwebe man unter Wasser, dann wird es zum Ende hin aber druckvoller. Für mich eines der Highlights des Albums. Metalmäßig geht es im 7:36minütigen „Ancestors“ weiter. Hier verbindet die Band perfekt Metalrhythmen mit tollen Keyboardsounds und Neoproggigen Leadgitarren.

Nach dem tollen melodiösen Song „Star To Follow“ folgen das zunächst skurril beginnende und dann aber sehr melodiöse „Paranoid Structures“ sowie das mit jazzigen und funkigen Sounds versetzte „Create Our Sins“ sowie das abschließende Titelstück.

Mit „Of Silent Mammalia Part II“ halten The Ancestry Program den hohen Standard, den sie bereits mit ihren vorangegangenen Alben begonnen haben, aufrecht. Ihnen ist damit ein sehr abwechslungsreiches Werk gelungen. Top-Album.

Stephan Schelle, August 2023

   

CD-Kritiken-Menue