Syrinx Call -
Mirrorneuron „Mirrorneuron“ ist das dritte Album des Musikprojektes um Volker Kuinke (Sopranino-, Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass- und Großbassflöte, Gesang), zu dem noch Jens Lueck (Keyboards, Piano, Percussion, Schlagzeug, Gesang), Isgaard (Gesang) und Doris Packbiers (Gesang) gehören. Volker Kuinke sollte den Freunden deutscher Rockmusik ein Begriff sein, gehörte er doch zur deutschen Rockband Eloy. Das Album erscheint am 29.01.2021 in einem vierseitigen Papersleeve mit 20seitiigem Booklet. |
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Fans
von Eloy sollten ein besonderes Augenmerk auf dieses Album legen, konnte
Volker doch mit Frank Bornemann (E-Gitarre), Klaus-Peter Matziol
(Bass-Gitarre) und Hannes Arkona (Akustik- und E-Gitarre, Keyboards) drei
weitere Eloy’er für seine drittes Album als Gäste gewinnen. Darüber
hinaus waren noch als weitere Gäste Jürgen Osuchowski (6- und 12-saitige
Akustikgitarre), Katja Flintsch (Violine und Viola), Annika Stolze
(Violoncello) ex-Sylvan-Gitarrist Jan Petersen (E-Gitarre), Georg Gresimon
(Bass-Gitarre), Babis Nikou (E-Gitarre, Langhalslaute) sowie Monika Lewis,
Shaun Geraghty, Kai Ritter, John Turner (Stimmen) beteiligt. „Mirrorneuron“
erzählt die Geschichte einer Künstlichen Intelligenz namens Kai, die den
Auftrag hat, in der Arktis nach Öl zu bohren. Bei der Berechnung von
Nachhaltigkeit stellt Kai jedoch Widersprüche und Dissonanzen zwischen
Theorie und Praxis fest, was bei ihm eine schwere existenzielle Krise auslöst.
Die Psychotherapeutin Mara soll den humanoiden Roboter wieder in die Spur
bringen, jedoch entgegen aller Erwartungen rührt Kai etwas in ihr an. Sie
erfährt zum ersten Mal tiefes Mitgefühl, wovon sie feststellen musste,
dass sie es bisher in ihrem perfekt organisierten Leben kaum kannte. Aber
auch Kai selbst entwickelt eine Funktion, die ihn befähigt, sich in Mara
hineinzuversetzen. Diese Fähigkeit schreibt man den Spiegelneuronen,
englisch: mirror neuron, zu. Diese Nervenzellen im Gehirn machen uns
Menschen zum emphatischen Wesen, indem wir das Erleben anderer
nachempfinden können. Leitmotiv
dieser Geschichte ist eine bestimmte Akkordverbindung, die mit „Bit By
Bit“ beginnt, sich durch fast alle Stücke zieht und in ein weiteres
Album führen soll. Die musikalische Wegstrecke dorthin füllt sich mal
mit sphärischen und orchestralen Klängen, mal mit choraler Begleitung
oder treibend-dynamischen Rhythmen, ist aber auch verspielt oder
melancholisch – hier ein zerbrechlicher Gesang, da eine gezupfte
Konzertgitarre, dann wieder ein harter Rockriff. Fast durchweg eingängige
Melodien zwischen Folk, Melodic Rock, Progressive und Weltmusik. Mit
der 5:29minütigen Ouvertüre „Bit By Bit“ startet das Album. Es
beginnt mit einem Pianomotiv zu düsteren Untergrundsounds, doch schnell
entwickelt sich ein knackiger Rocksound, bei dem in weiten Teilen die Flöte
im Vordergrund steht. Sobald dann der Gesang von Jens Lueck aufkommt wird
es sehr proggig und bietet frühes Genesisfeeling. Das
4:59minütige „Deceptive Illusion“ schließt nahtlos an. Bestimmt wird
dieser sehr melodische Neo-Prog-Song von einer markanten Basslinie von
Volker’s Eloy-Kollegen Klaus-Peter Matziol und Doris wunderbarem
Gesang. Volker setzt aber immer wieder mit seinem Flötenspiel Akzente,
die der Musik ein Alleinstellungsmerkmal geben. Melancholische
Töne werden dann im 4:19minütigen „The Arctic Will Die“
angeschlagen, bei dem Isgaard ihre Stimme als Instrument einbringt und
sich so ein Duett mit Volker an der Flöte liefert. Ein Song der aktueller
nicht sein könnte, sterben doch unsere Pole unaufhaltsam, wenn wir nicht
endlich was unternehmen. Proggig
zeigt sich darauf das 6:12minütige „Breakdown“, während das sanfte,
3:13minütige „Perfect Shine“ von Doris Gesang getragen wird und
auch gut auf eines ihrer Alben gepasst hätte. „Merging Influences“
ist eines von zwei Instrumentals. Piano und Flöte sowie Doris Packbiers
Stimme bestimmen hier die Melodie, die von herrlichen Percussion- und
Bassmotiven unterfüttert wird. „Big
Data“ ist so ein weiteres großes Thema der heutigen Zeit. Der
Konzeptcharakter wird hier durch die Sprecher Shaun Geraghty, Kai Ritter
und John Turner verstärkt. Diese sehr technologischen Stimmen stehen im
starken Kontrast zu Isgaard’s und Doris arienhaftem Gesang. Im vierminütigen
Titelstück kommt dann Frank Bornemann mit einer unvergleichlichen
Gitarrenpassage ins Spiel (Gänsehaut garantiert), die sofort an Eloy
erinnert. Hannes Arkona (Gitarre) und Klaus Peter-Matziol (Bass) machen
das Eloy-Quartett perfekt. Ein Stück aus der Feder von Lueck/Kuinke, das
auf jedem Eloy-Album eine gute Figur machen würde. Für
den besonderen Kick im 4:41minütigen „Sweetness“ sorgt dann Babis
Nikou, der dem Song mit seiner Langhalslaute ein mediterranes Flair
verleiht. Das 1:16minütige letzte Stück „Silent Echoes“ hat dann
Hannes Arkona beigesteuert. Ein atmosphärischer Ausklang aus diesem
Album, der mit einer wunderbaren floydigen Gitarrenpassage endet. Einziger
Kritikpunkt: das Stück ist einfach zu kurz. Aber vielleicht haben es
Syrinx Call ja extra so aufgebaut, das es wie ein Cliffhanger für den
folgenden zweiten Teil des Konzeptwerkes wirkt. Mich haben sie jedenfalls
damit gepackt und kann es kaum abwarten, bis die nächste Folge
ausgestrahlt wird. Syrinx
Call zeigen eine sehr positive Entwicklung mit dem Konzeptalbum
„Mirrorneuron“. Es ist klar eine Weiterentwicklung festzustellen, denn
mit dem Album katapultieren sie sich in die obere Etage der deutschen
Artrock/Neo-Prog-Gefilde. Das Album strotzt nur so voller herrlicher
Melodien und Instrumentalpassagen in denen Volker immer wieder mit seinem
Flötenspiel Akzente setzt, die der Musik ein Alleinstellungsmerkmal
geben. Darüber hinaus überzeugt der abwechslungsreiche Gesang den sich
Jens Lueck, Isgaard und Doris Packbiers teilen. Ein tolles Album und ein
musikalisches Ausrufezeichen zu Beginn des Jahres, das auch in der Etage
der Eloy-Fans Beachtung finden sollte. Stephan Schelle, Januar 2021 |
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