Symphonic Floyd – Live In Concert
Sireena Music / Broken Silence Distribution (2017)

(21 Stücke, 140:35 Minuten Spielzeit)

Symphonic Floyd ist ein Projekt, bestehend aus Musikern der Hagener Band Green sowie dem Philharmonischen Orchester Hagen. Die Rockformation, die sich aus Musikern der Band Extrabreit sowie ehemaligen Mitgliedern von Grobschnitt (Milla Kapolke und Rolf Möller) und Faithful Breath zusammensetzt, gehört seit Mitte der 70’er Jahre zur Hagener Rockszene. 


Green diente den Musikern immer schon als Spielwiese für Coverversionen ihrer Lieblingsbands. Im Jahr 2017 haben sie sich einem ganz besonderen Projekt gewidmet, nämlich der Vertonung von Pink Floyd Songs mit dem Philharmonischen Orchester.

Schon im Jahr 2012 hatten Milla Kapolke (Bass, Gesang), Rolf Möller (Schlagzeug, Perkussion) und Deva Tattva (Keyboards), die zur Stammformation von Green gehören, mit im Theater Hagen vier eindrucksvolle Konzerte mit dem Philharmonischen Orchester Hagen geliefert. Seinerzeit stand im Mittelpunkt das Grobschnitt-Konzeptalbum „Rockpommel’s Land” sowie weitere Klassiker der Band. Im Frühjahr 2017 standen dann die Stücke von Pink Floyd auf dem Programm. Hier sollte vor allem das Stück „Atom Heart Mother” vom gleichnamigen Album mit Symphonieorchester umgesetzt werden. Ein Unterfangen dass sich bisher noch keine Band zu trauen gewagt hatte. Von diesen Konzerten haben sie einen Mitschnitt erstellt, der offiziell am 20.10.2017 auf den Markt kommt. Die DoppelCD war allerdings schon bei ihren Konzerten am 22. und 23.09.2017 vorab zu erwerben. Die Band hatte sich für die Veröffentlichung entschieden, da von den Zuschauern der ersten Konzerte die Anfrage nach einem Tondokument an die Musiker herangetragen wurde.

Green im Frühjahr 2017, das sind Milla Kapolke (Bass, Gsang), Bubi Hönig (Gitarre, Gesang), A.T.S. Rolf Möller (Schlagzeug), Deva Tattva (Keyboards), Michi Rolke (Gitarren, Saxophon, Piano, Gesang) und Mudita Kapolke (Percussion, Gesang). Zusätzlich standen als „Family And Friends” noch Manu Kapolke (Akustikgitarre, Piano, Gesang), Demian Hache (Schlagzeug), Vanessa Möller (Violine), Vanessa Henning (Backgroundgesang) und Luisa Ortu (Backgroundgesang) mit auf der Bühne. Daneben agierte das Philharmonische Orchester Hagen, der Chor sowie der Kinder- und Jugendchor des Theaters Hagen, die dem Ganzen neuen Glanz verschafften.

Wie schon bei der Umsetzung der Grobschnitt-Musik mit philharmonischem Orchester war auch für die Green-Produktion Andres Reukauf für die Arrangements der Pink Floyd-Stücke verantwortlich. Er bewies auch bei den Stücken der britischen Artrocklegende wieder ein ganz besonderes Händchen und sorgte dafür, dass das philharmonische Orchester nicht nur als Keyboardersatz diente, sondern das einige Parts extra für das große Orchester umgeschrieben wurden. Zu hören ist das beispielsweise auch in der „Overture”, die sowohl das Konzert wie auch die CD einleitet. Hier spielt das Philharmonische Orchester ein Potpourri aus verschiedenen Pink Floyd-Songs in einer unnachahmlichen Art und Weise.

Die DoppelCD zeigt ein komplettes Konzert aus den ersten Auftritten im Frühjahr 2017. Im September hatten sie ihr Set um die Stücke „On The Run” und „Great Gig In The Sky” erweitert. Diese beiden Stücke fehlen zwangsläufig auf der vorliegenden CD, was besonders bedauerlich ist, da Vanessa Henning eine unglaubliche gesangliche Leistung bei „Great Gig In The Sky” bot, die in keinster Weise dem Original von Clare Torry nachstand. Kommen wir aber zu den Stücken auf der CD.

Musikalisch bieten Green und das Philharmonische Orchester eine perfekte Umsetzung nicht nur von „Atom Heart Mother“, das ja bekanntlich nicht zu den eingängigsten Stücken von Pink Floyd zählt. Gleich zu Beginn stellt sich bei „Shine On You Crazy Diamond (Part I)“, das durch eine Glasharfe in den Track einleitet und von Band und Orchester perfekt umgesetzt wurde, eine Gänsehaut ein. Dem steht ein fettes „One Of These Days“ vom „Meddle“-Album in nichts nach.

Weitere Highlights der ersten CD sind „Astronomy Domine”, „High Hopes” und das druckvolle „Run Like Hell”. Mit einem großen Kinderchor kann dann auch „Another Brick In The Wall (Part II)” überzeugen.

Kernstück der zweiten CD und der zweiten Hälfte des Konzertes ist dann das 23:30minütige „Atom Heart Mother”, das mit Orchester und mehrköpfigem Chor eine intensive Version des Pink Floyd Stückes bietet. Diesem Stück kann man sich in dieser Version nicht entziehen, da es in seinem Arrangement perfekt umgesetzt wurde. Danach folgen mehrere Stück von „Dark Side Of The Moon”, bei denen zu bemerken ist, dass die Effekte bei „Time” und „Money” nicht von Band sondern von der Band live mit Perkussioninstrumenten erzeugt wurden. Mit „Wish You Where Here” und „Comfortably Numb” (letzteres mit einem unter die Haut gehenden Solo von Manu Kapolke auf der Akustikgitarre) sind der krönende Abschluss bevor dann alle Akteure (inkl. beider Chöre) mit „Outside The Wall” unter großem Applaus des Publikums den Abgesang feiern.

Green und Orchester spielen die Stücke von Pink Floyd nicht 100% nach, sondern verleihen ihnen ein ganz besonderes Flair. Ob Bubi Hönig an den unterschiedlichen Gitarren, Deva Tattva mit seinen Keyboardeinschüben, Rolf Möller mit einem mal dezentem, dann wieder druckvollem Schlagzeug, Milla Kapolke mit einem fetten Bass oder Michi Rolke an Gitarre, Saxophon oder Piano, sie alle zeigten sich in Bestform. Nicht vergessen darf man Vanessa Möller, die durch ihre Violinensoli dem Sound noch mal eine besondere Note verlieh oder Manu Kapolke, der beispielsweise an der Akustikgitarre in „High Hopes“ ein tolles Solo hinlegte, sie alle zeigten sich in Bestform. Lediglich der Gesang kommt nicht in die Nähe des Originals, was sich aber verschmerzen lässt.

„Symphonic Floyd Live In Concert” ist ein Album, das man sich als Besucher der Konzerte gerne noch einmal auflegt um damit in den Erinnerungen eines denkwürdigen Konzertabends zu schwelgen. Aber auch alle Anderen, die nicht dabei sein konnten, bekommen eine sehr schöne Umsetzung des Stoffes geboten.

Stephan Schelle, Oktober 2017

   

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